Beim Jubel ist es nicht geblieben
Das christliche Wort Heute von Pfarrer Axel Schmidt, ev. Kirchengemeinde Haunsheim/Bachtal, zum Palmsonntag
Liebe Leserinnen und Leser, das muss ein eindrucksvolles Bild gewesen sein, als Jesus in Jerusalem einzog. Die Bibel beschreibt seine Ankunft in der Hauptstadt mit erstaunlich vielen Worten. Allein die Beschaffung des Reittieres, das Füllen eines Esels, wird in sechs Versen beschrieben. Als Jesus dann durch das Tor der Stadt reitet, wird er dort bereits von einer großen Anzahl an Menschen erwartet.
Mit Kleidern und mit grünen Zweigen wird sein Weg bereitet, und die Menschen feiern laut rufend seine Ankunft. Man merkt sofort, dass hier Großes geschieht. Natürlich wissen wir auch, wie es dann weiterging. Beim Jubel ist es nicht geblieben.
Nur ein paar Tage später schlug Jesus eine ganz andere Stimmung entgegen, und die Menschen forderten seinen Tod. Seit meiner Kindheit beschäftigt mich die Frage, wie es soweit kommen konnte - warum die Menschen erst gejubelt haben und dann zuließen, dass er am Kreuz starb. Aber vielleicht ist auch das eine Seite an uns Menschen.
Eine Sache bis zum Schluss durchzuziehen und nicht vorher abzubrechen, braucht Kraft. Die Stimme zu erheben, wenn alle anderen schweigen, braucht Mut.
Die Hoffnung bis zum Ende zu bewahren, braucht Vertrauen. Vielleicht hat es den Menschen in Jerusalem in dem Moment, als der Jubel verstummte, an all diesen Dingen gefehlt, und sie haben deshalb schließlich nur zugeschaut und nichts getan. Ich denke, hin und wieder, vermutlich oft nicht ganz so dramatisch, erleben wir das auch. Manchmal fehlen Kraft, Mut und Hoffnung. An diesen Stellen empfinde ich es als unglaublich helfend, dass es da einen gibt, dem die Kraft nicht ausgeht.
Eine, der die Wege von uns Menschen dauerhaft begleitet. Gott ist da, auch wenn wir den Weg verlieren. Beides gehört zu unserem menschlichen Leben, die großen Herzen, genauso wie die Phasen, in denen wir kraftlos, mutlos, hoffnungslos sind. Gott hat zu allem von uns „Ja“gesagt, und so ist es seit damals geblieben.
Ich wünsche Ihnen einen besinnlichen Ausklang der Passionszeit und eine freudvolle Ankunft am Ostermorgen.
Ihr