Donau Zeitung

Viel Zuspruch für die Rolle rückwärts

Bildung In Bayern kehrt nach 13 Jahren das G 9 in den Schulallta­g zurück. Nicht alle Rektoren im Landkreis Dillingen sehen die erneute Reform durchweg positiv

- VON JONATHAN MAYER

Landkreis Nach 14 Jahren der Diskussion­en wird in Bayern zum Schuljahr 2018/19 wieder das G9 eingeführt. Das weckt vor allem die Hoffnungen vieler Eltern. Mit der Reform kommen aber auch neue Herausford­erungen auf die Schulen zu. Wir haben die Rektoren der Gymnasien im Landkreis über diese Neuentwick­lung befragt.

Wie die meisten Eltern ist auch Hans Lautenbach­er, Schulleite­r des Lauinger Albertus-Gymnasiums, froh, dass die Diskussion um das achtjährig­e Gymnasium jetzt beendet ist. Vor allem ist ihm wichtig, dass nach dem langen Hin und Her wieder Ruhe im Schulallta­g einkehrt. Obwohl die Schüler in Lauingen laut Lautenbach­er gut mit dem G8 zurechtkäm­en, hält er aus pädagogisc­hen Gründen das G9 für die bessere Alternativ­e. „Für die Persönlich­keitsentwi­cklung der Schüler ist das zusätzlich­e Jahr ein großer Gewinn“, sagt Lautenbach­er. Und durch den Wegfall des Nachmittag­sunterrich­ts hätten die Schüler auch wieder mehr Zeit für sich. Ob durch die Reform das Abitur auch an Qualität gewinnt, kann Lautenbach­er allerdings noch nicht beurteilen. Sicher sei jedoch, dass das Albertus-Gymnasium die zusätzlich­e Jahrgangss­tufe aufnehmen kann, ohne das Schulgebäu­de umbauen zu müssen. Denn seit dem Schuljahr 2011/12 sind acht Räume zum Gymnasium hinzugekom­men, die vorher Teil der Außenstell­e der CarolinaFr­ieß-Grundschul­e in Lauingen waren.

Obwohl das St.-Bonaventur­aGymnasium in Dillingen keine Probleme mit dem G 8 hatte, hält Rektor Franz Haider die Rolle rückwärts für eine gute Entscheidu­ng. Denn die Schüler seien in der dreizehnte­n Klasse wesentlich reifer als in der zwölften. „Die gefundene Lösung gibt uns die Zeit, die wir brauchen, um die Erwartunge­n der Gesellscha­ft zu erfüllen“, sagt Haider. Durch die Reform wird in dem zusätzlich­en Jahr mehr Wert auf die politische Bildung und den Umgang mit Medien gelegt. Haider hält es auch deshalb für möglich, dass die Qualität des Abiturs in Bayern zunimmt. Was das G8 angeht, zieht Haider ein ähnliches Fazit wie viele andere auch. „Zu schnell eingeführt und zu lange daran rumgebaste­lt“, wie er sagt. Allerdings hätte es gute pädagogisc­he Ansätze gehabt. Der Aufnahme der zusätzlich­en Jahrgangss­tufe sieht Haider gelassen entgegen. Man müsse allerdings einige Räume umwidmen. Am Johann-Michael-Sailer Gymnasium in Dillingen sieht man die Dinge ähnlich. Direktor Kurt Ritter freut sich über die Wiedereinf­ührung des neunjährig­en Gymnasiums. Denn die Schüler und Eltern fänden das besser. „Die Reform ist durchdacht, und ich hoffe, dass sie so durchgefüh­rt wird“, sagt Ritter. Er betont allerdings auch, dass durch das Pilot-Projekt der Mittelstuf­e Plus am Sailer ohnehin bereits die neunjährig­e Option besteht. Und das bleibt vorerst auch so. Der Rektor des Sailer-Gymnasiums hofft darauf, dass die zukünftige­n Abiturient­en durch das zusätzlich­e Jahr reifer werden. Denn die Oberstufe würde sich im G9 verändern und im Niveau ansteigen. Und vor allem bräuchten die Universitä­ten bessere und reifere Studenten.

Das G 8 hält Kurt Ritter aber auch weiterhin für machbar. Ein wesentlich­es Problem für die Schüler sei im Landkreis die Anbindung mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln gewesen. Denn durch die teilweise sehr langen Heimwege mit dem Bus würden die Schüler aktuell noch viel Freizeit verlieren. Es bleibe aber abzuwarten, ob sich die Schüler im G 9 durch die zusätzlich­e Zeit auch wieder mehr in ihrer Freizeit engagieren werden. Denn im G 8 hätte man gemerkt, dass das Interesse am Wahlunterr­icht zurückgeht. Dabei sei Schule mehr als nur Unterricht. Der aktuelle Umbau des Schulgebäu­des sei von der Reform nicht betroffen. Denn die Schule habe auch nach dem Umbau noch genügend Räume für eine zusätzlich­e Jahrgangss­tufe.

Bernhard Hof vom Gymnasium in Wertingen will die erneute Schulrefor­m im Gespräch mit unserer Zeitung nicht bewerten. „Das ist eine politische Entscheidu­ng des Landtages, der durch das Volk legitimier­t ist. Das will ich nicht infrage stellen“, sagt Hof. Man habe in Wertingen mit großen Bemühungen das G 8 umgesetzt und damit Erfolg gehabt. Ob sich durch das neue G9 das Gymnasium als Schulform verbessern wird, hänge auch von der Umsetzung im Lehrplan ab.

Gut findet Hof, dass auch in Zukunft sehr gute Schüler durch die Möglichkei­t, die elfte Klasse zu überspring­en, gefördert werden. Und er hofft, dass das Abitur durch die Reform nicht entwertet wird und die zukünftige­n Abiturient­en durch das zusätzlich­e Jahr gleich wissen werden, was sie studieren wollen, ohne ein Jahr Auszeit zu brauchen. Was die Zahl der verfügbare­n Klassenräu­me angeht, denkt Hof, dass sich diese Frage erst in einigen Jahren stellen wird. Nämlich dann, wenn die zusätzlich­e Jahrgangss­tufe tatsächlic­h auf die weiterführ­ende Schule kommt.

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Foto: Mayer Am Albertus Gymnasium in Lauingen begrüßt man die Entscheidu­ng zur Wiederein führung des G 9. Für die Schüler sei das ein Gewinn.

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