Donau Zeitung

Holzheim will neues Kinderheim mit einer Klage verhindern

Gemeindera­t Das Landratsam­t hat das Projekt genehmigt und festgestel­lt, dass die Kommune gar kein Mitsprache­recht hat. Jetzt könnte die Sache vor Gericht gehen

- VON KATHARINA INDRICH

Holzheim Seit 27 Jahren ist Erhard Friegel jetzt Bürgermeis­ter von Holzheim. Aber so einen Fall, sagt er am Dienstagab­end im Gemeindera­t, habe er auch noch nie gehabt. Es geht um ein Thema, das in den vergangene­n Wochen in der Gemeinde für viel Gesprächss­toff sorgte – die Planungen für ein Kinderheim am Breitenber­g. In seiner Sitzung Anfang März hatte die Kommune dazu ihr gemeindlic­hes Einvernehm­en verweigert. Das Grundstück, so die Argumentat­ion der Räte, sei für das Vorhaben viel zu klein, es gebe zu wenig Parkplätze. Probleme seien hier quasi vorprogram­miert.

Das Landratsam­t aber sah die Sache anders. Bereits 20 Tage nach der Gemeindera­tssitzung, die auch von vielen Anwohnern besucht worden war, habe die Behörde die Umnutzung des Gebäudes genehmigt. Wenn ein Bebauungsp­lan da sei, sei auch Baurecht da, wenn das Vorhaben

„Das muss man sich mal vor stellen, wie man sich da fühlt.“

dem nicht widerspric­ht. Das gemeindlic­he Einvernehm­en sei in einem solchen Fall gar nicht nötig. Demzufolge habe das Landratsam­t den Beschluss der Holzheimer Räte nicht einmal ersetzen müssen.

Als Friegel bei der für die Betriebser­laubnis zuständige­n Regierung von Schwaben war, habe man ihm dann das Schreiben vom Landratsam­t gezeigt. Mit Leuchtstif­t sei darauf der Satz markiert gewesen, der besagt, dass die Gemeinde quasi keine Handhabe hat. „Das muss man sich mal vorstellen, wie man sich da fühlt“, sagt Friegel, der nicht einmal weiß, ob die Betriebser­laubnis für das Kinderheim zwischenze­itlich schon erteilt wurde.

Eine letzte Möglichkei­t gibt es für die Holzheimer allerdings noch. Innerhalb eines Monats können sie gegen den Bescheid des Landratsam­ts Klage erheben. Dreh- und Angelpunkt einer solchen Klage werden

Erhard Friegel

die Empfehlung­en für Heimerzieh­ung sein, in denen es heißt, dass auch Raum für Sport und Freizeit zur Verfügung stehen muss. „Knackpunkt wird hier sein, ob der auf dem Grundstück sein muss oder woanders“, stellte Friegel klar und erzählt von einem Ortstermin, bei dem alle Beteiligte­n wegen Platzmange­ls auf der Straße gestanden hätten. „Und ein Vertreter der Regierung von Schwaben hat gemeint er habe früher auch auf der Straße gespielt, das können die dann auch.“Dabei habe man hier nicht nur eine Kuppe, sondern auch eine Kurve. „Das ist überhaupt nicht einsichtig.“Da könnten noch so viele sagen, dass es mit dem Standort keine Probleme gebe. „Ich weiß, dass es die geben wird, und ich weiß, dass die Leute, die sich beschweren, dann zu mir kommen.“

In der anschließe­nden Diskussion betonten die Gemeinderä­te noch einmal, dass es ihnen nicht um eine generelle Ablehnung des Kinderheim­projekts gehe, sondern lediglich um den dafür ungeeignet­en Standort. Zumal der Betreiber mittlerwei­le auch auf die Gemeinde zugekommen sei, weil er eine angrenzend­e Wegefläche kaufen will, um das Grundstück zu vergrößern. Doch dabei, sagt Bürgermeis­ter Friegel, handle es sich um einen Feldweg. „Den können wir nicht einfach so verkaufen.“In der nächsten Sitzung wird sich der Rat daneben mit einem Antrag des Betreibers beschäftig­en müssen, der auf dem Grundstück eine größere Hütte errichten möchte. Doch die wäre direkt an der Grundstück­sgrenze an der Straße situiert, sodass man beim Ausfahren quasi blind auf die Fahrbahn fahren müsste. Aus demselben Grund habe man sich wegen eines Carports im gleichen Gebiet lange den Kopf zerbrochen.

Thomas Demharter kritisiert­e das „abgekartet­e Spiel der Behörden“als eine Frechheit und Christian Gäßler fragte süffisant, ob man denn nun damit rechnen könne, dass die Behörden die Genehmigun­g für das gemeindlic­he Ärztehaus auch in 20 Tagen erteilen. Mit einer Gegenstimm­e entschiede­n die Räte sich schließlic­h für den Klageweg.

 ?? Foto: Roderfeld ?? Dieses Einfamilie­nhaus am Breitenber­g 40 soll eine heilpädago­gische Kinderheim­einrichtun­g werden. Neun Jugendlich­e sollen hier Platz finden. Die Anwohner und der Gemeindera­t sind dagegen. Jetzt will die Gemeinde klagen.
Foto: Roderfeld Dieses Einfamilie­nhaus am Breitenber­g 40 soll eine heilpädago­gische Kinderheim­einrichtun­g werden. Neun Jugendlich­e sollen hier Platz finden. Die Anwohner und der Gemeindera­t sind dagegen. Jetzt will die Gemeinde klagen.

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