Am Karfreitag raucht und dampft es über Pfaffenhofen
Tradition Morgen werfen die Fischer Grill und Räucherofen an. Die Männer haben hier das Sagen. Auch beim Zusam-Burger, der als Geheimtipp gehandelt wird
Pfaffenhofen Der vergangene Samstag war für sie wie gemacht: Unter strahlend blauem Himmel konnten sich die starken Kerle so richtig ins Zeug legen. Innerhalb einer Stunde wuchten sie dicke Holzbretter und zimmern daraus einen stabilen Unterstand, gleich neben dem Schützenheim. Vier mal acht Meter misst die Fläche, da ist ausreichend Platz für vier Grills und mindestens ein Dutzend Grillmeister. Am morgigen Karfreitag muss alles wie am Schnürchen klappen. Ab fünf Uhr werden Holzkohlegrills und Räucheröfen angeworfen, jeweils vier an der Zahl. Die Gerätschaften haben die Fischer einst selbst gebaut. Alles scheint hier Handarbeit zu sein. Selbst das Buchenholz zum Räuchern wurde von Hand geschlagen und klein gehackt. Es stammt aus heimischem Wald, harzt nicht und soll besten Geschmack verleihen.
Viele fleißige Hände sind bereits heute am Gründonnerstag dabei, Hunderte Fische zu putzen. Bevor sie in die Räucherkammer gehängt oder auf den Grill gelegt werden, darf keine einzige Kieme, Schuppe oder Innerei mehr dran sein. Das wäre nicht nur unappetitlich, sondern auch schlecht fürs Geschäft. Mit der Sauberkeit nehmen es die Fischer sehr genau, den Jungfischern wird penibel auf die Finger geschaut. Ausgenommen und geputzt wird in einem stillgelegten Schlachthaus in der Nähe des Schützenheims. Für den „Zusam-Burger“haben die Fischer kürzlich noch ihre Angeln in die Zusam und Kiesweiher ausgeworfen, um Karpfen, Hecht, Aitel, Brassen und andere Weißfische zu fangen und frisch weiterzuverarbeiten. Morgen kommen die filetierten Stücke in den
Kürzlich die Angeln in Zusam und Kiesweiher geworfen
Fleischwolf, zusammen mit Semmelbrot, Ei und diversen Gewürzen. Die genaue Zusammensetzung der Würzmischung geben Pfaffenhofens Fischer nicht preis. Das Rezept wird gehütet wie ein Schatz. „Es stammt von unserem Gründungsvater Erich Mayr.“Dieser habe es nach seinem Tod an die Vereinsleute weitervererbt. Wegen des besonderen Geschmacks und der Frische kommen die Kunden bis aus Wertingen, Donauwörth und Bäumenheim, erzählen die Fischer stolz.
Am Karfreitag können ab elf Uhr die ersten fertigen Forellen und Makrelen abgeholt werden – ofenfrisch und noch warm. Das ist auch eine Besonderheit, die es wohl nur in Pfaffenhofen gibt, wie Norbert Müller erzählt. Er ist der Vorsitzen- de des Fischereivereins und muss es wissen. Der morgige Karfreitag ist traditionell das Hochfest der Fischer in Pfaffenhofen. An diesem Tag werden bis zu 800 vorbestellte Fische über die Theke gehen. So viel wie das ganze Jahr nicht. Die Anfänge reichen genau 40 Jahre zurück. „Damals genügte noch ein Grill für rund hundert Fische“, erzählt Norbert Müller, der Vorsitzende des Vereins. Mit den Jahren ist die Nachfrage nach den köstlichen Steckerlfischen und gegrillten Forellen immer weiter gestiegen. „Mit der Fischer-Vroni von der Wiesn nehmen wir es schon lange auf“, schwärmt Michael Bestle von den unnachahmlichen Delikatessen.
Dazu ein kühles Bier und ein klarer Schnaps, viel Sonnenschein und unter dem großen Walnussbaum sitzend – so stellen sich die Pfaffenhofener das Ende der Fastenzeit vor.