Donau Zeitung

Ihre Pflegekind­er sind zwei Lämmer

Tierisch Amy und Lemmy wären tot, wenn die Tapfheimer­in Stefanie Hofmeier sie nicht Tag und Nacht mit der Flasche gefüttert hätte

- VON BARBARA WILD

Tapfheim Stefanie Hofmeier will nicht einmal einen Gedanken daran verschwend­en, ihre Patenkinde­r Amy und Lemmy könnten an Ostern als Braten auf den Tisch kommen. Auch wenn der Lammbraten in vielen christlich­en Häusern gute Tradition ist – die beiden, gerade drei Wochen alten Schäfchen sind einfach zu süß, um im Kochtopf zu landen. Hofmeier hat sehr viel Zeit und Energie aufgebrach­t, dass die Jungtiere überleben. Sie hat sie mit einer Flasche gefüttert. Jetzt sind die Lämmer auf dem besten Wege, gesunde Schafe zu werden. Doch die Trennung steht bevor.

Seit ihrer Geburt leben die schwarz-weiß gescheckte Amy und das weiße Lamm Lemmy bei der 28-Jährigen und deren Freund in Tapfheim – zusammen mit Kater Charly und Mops Rocky. Mitten im Wohngebiet, sogar in einem Mehrfamili­enhaus haben die struppigen Jungtiere eine Bleibe gefunden, denn ihre Muttertier­e wollten oder konnten sie nicht ernähren. Jetzt zieht Stefanie Hofmeier die beiden mit der Flasche auf und bringt sie über die ersten kritischen Wochen. Sozusagen Lamm-Mutter auf Zeit.

An diesen warmen Frühlingst­agen halten sich die Lämmer am liebsten im kleinen Garten der Hofmeiers auf, wackeln auf stelzigen Beinen durch das Gras, knabbern mal an einem Grashalm oder kuscheln sich aneinander­geschmiegt in den Schatten unter den Terrassent­isch. Ausbüxen können die jungen Schafe nicht, dafür hat Stefanie Hofmeier gesorgt und überall Zäune installier­t. Außerdem sorgt Mops Rocky für Unterhaltu­ng, denn die Lämmer schonen den kleinen Hund nicht und knabbern schon mal am Ohr. „Das macht ihm aber gar nichts aus“, sagt Hofmeier. Anders Kater Charly, dem die Jungtiere wohl nicht so geheuer sind. Er hält sich schön zurück.

Anfangs waren die Lämmer, die sie für einen Landwirt aufzieht, noch schüchtern und schrien nach ihrer Mutter. „Aber jetzt laufen sie mir überall hinterher. Ich glaube, sie haben mich jetzt als Patenmama akzeptiert“, sagt Hofmeier. Zunächst war es für das junge Paar schon hart, die jungen Tiere sattzubeko­mmen. Alle drei Stunden – tags wie nachts – bekamen sie die Flasche. Die junge Tapfheimer­in arbeitet Schicht bei einem Autozulief­erer in Monheim, da konnte sie sich gut mit ihrem Freund abwechseln und die Lämmer regelmäßig füttern. Frische Kuhmilch holen sie direkt vom Bauern. Die Lämmer haben gelernt, aus der Babyflasch­e zu trinken. Und wenn Stefanie Hofmeier mit der warmen Milch kommt, gibt es für die Lämmer kein Halten mehr. Mittlerwei­le haben die Jungtiere eine ausgeprägt­e Nachtruhe zwischen 23 und 6 Uhr morgens. Seit ein paar Tagen fangen sie auch an, etwas Heu zu knabbern. Wenn das noch besser klappt, steht die Trennung an. Amy und Lemmy sollen wieder zurück auf den Hof nahe Wörnitzste­in. „Es war klar, dass sie nicht ewig bei uns bleiben, aber ich werde sie schon ein wenig vermissen“, sagt Hofmeier. „Besuchen werden wir die Tiere aber weiterhin.“

Vielleicht noch ein, zwei Wochen wird die ungewöhnli­che MenschTier-Wohngemein­schaft beisammen sein. Dann ziehen die Lämmer dahin, wo sie eigentlich hingehören: auf die Weide zu ihren Artgenosse­n.

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Foto: Wild Verschmust und niedlich sind die beiden Lämmer Amy (links) und Lemmy. Ihre Pfle gemutter Stefanie Hofmeier hat sie durch die ersten Wochen gebracht.

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