Donau Zeitung

Im Tal der Ahnungslos­en

- Redaktion@donau zeitung.de

Ostern nähert sich. Da geht’s um Religion, so viel weiß ich. Mehr allerdings kaum. Deswegen hoffe ich jedes Jahr, dass bis zu diesem Datum ein Tarnumhang á la Harry Potter auf den Markt gekommen ist. Ich habe aber schon bei Amazon nachgesehe­n. Es gibt ihn wieder nicht. Jetzt bin ich meinen religiösen Omas, Bekannten und Interview-Partnern wieder ausgesetzt.

Natürlich ist es das ganze Jahr über so, dass ich das ich-bin-ahnungslos-hoffentlic­h-merkt-es-keiner-Gesicht aufsetze, wenn Wörter wie „Filialkirc­he“fallen oder jeder außer mir weiß, was in welchem Evangelium steht. Ostern ist da eigentlich nur der Höhepunkt. Obwohl ich es immer wieder im Internet nachlese, kann ich mir einfach nicht merken, warum es Gründonner­stag heißt oder man zu Ostern ein Lamm isst. Ich war schon im Kommunion-Unterricht nicht bei der Sache. Alles, was ich über Religion weiß, stammt aus dem Film „Life of Brian“.

Nachdem ich nun vor Kurzem – wenn auch (hoffentlic­h) scherzhaft – „Antichrist“genannt worden bin, stelle ich mir die Frage, ob ich ein bisschen Wissen nachholen sollte. Für die Allgemeinb­ildung wäre es nicht schlecht und selbst wenn ich mich als Kritikerin sehen würde, müsste ich ja auch wissen, was ich eigentlich kritisiere. Also: Soll ich mich aufraffen? Was lese ich da am besten? Die Bibel? Kleine Schrift, viele Seiten … ich weiß nicht. Wenn ich mal meinen Mobilfunka­nbieter wechsle, habe ich vielleicht so guten Empfang, dass ich im Gespräch schnell bei Google nachsehen kann, warum man am Karfreitag kein Fleisch isst.

Oder vielleicht noch besser: Gerade habe ich gesehen, dass Wissenscha­ftler der Universitä­t Berkeley an einem Material arbeiten, das Lichtstrah­len so ablenkt, dass man quasi unsichtbar wird. Das gibt’s bestimmt nächstes Jahr schon bei Amazon.

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