Donau Zeitung

Fähnchen fürs Osterlamm

Brauchtum Die Stickereie­n der Dillingeri­n Gertrud Reinhardt kommen an

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Dillingen Acht Stunden lang stickt sie am Tag, denn die Fähnchen fürs Osterlamm haben in diesen Tagen Hochkonjun­ktur. Und dabei ist Gertrud Reinhardt seit rund 30 Jahren Rentnerin. „Mir macht die Handarbeit Freude und die Menschen sollen ihre Freude daran haben“, sagt die Dillingeri­n. Die Stickerei ist für die Seniorin mehr als nur ein Hobby.

Täglich beschäftig­t sie sich mit ihren Stickarbei­ten, mit denen sie seit Jahren auf allen Kunsthandw­erkermärkt­en zwischen Günzburg und Nördlingen anzutreffe­n ist. Nach 25 Jahren bei der Strumpffab­rik Bahner in Lauingen und 13 Jahren in der Wäscherei der Akademie für Lehrerfort­bildung in Dillingen wollte sie sich auch als Rentnerin noch mit etwas Sinnvollem beschäftig­en, sagt Reinhardt. Dabei habe sie sich an die abendliche Handarbeit als Jugendlich­e in ihrem Elternhaus erinnert und mit der Stickerei begonnen. „Die ersten Jahre habe ich nur ganz einfache Motive gestickt, darunter auch Vorlagen, die man in einem Handarbeit­sgeschäft in Dillingen kaufen konnte.“Als das Geschäft jedoch schloss, begann Reinhardt eigene religiöse und weltliche Motive zu kreieren, je nach Jahreszeit und Festtagen. Die Dillingeri­n zeigt auf den Wohnzimmer­tisch. Gerade jetzt sticke sie beispielsw­eise Schleifen, Deckchen, Fähnchen oder Geschenksä­ckchen mit christlich österliche­n Motiven, die sie dann auf Märkten in Nordschwab­en zum Kauf anbiete. „Nicht, um reich zu werden“, sagt sie, aber es mache ihr einfach Freude, wenn ihre Arbeiten durch den Kauf Anerkennun­g finden.

„Und das ist gar nicht so selten“, freut sich die beinahe 84-jährige Handarbeit­erin. Auf Märkten werde sie immer wieder von den Menschen freudig begrüßt. Die fragten sie dann meistens nach Neuigkeite­n, die sie gestickt habe.

Als Beweis für das große Interesse an ihren Arbeiten erzählt sie von der Einladung der Stadt Wertingen, zur Landkreisa­usstellung im Oktober in die Zusamstadt zu kommen. Auch junge Menschen, besonders Mädchen, interessie­rten sich für ihre Stickereie­n und holten sich den einen oder anderen Tipp. „Was gibt es Schöneres, als in meinem Alter den Menschen Freude zu machen“, fragt Gertrud Reinhardt.

Darüber hinaus halte das Leben für sie auch im Alter noch vieles bereit, wofür sie dem Herrgott dankbar sei. „Auto und Führersche­in habe ich nicht, aber ich habe Freunde, die mich zu all den Märkten fahren.“Sie hofft, dass das noch viele Male in der Zukunft der Fall sein wird. Gertrud Reinhardt sagt: „Vom Handarbeit­en habe ich noch lange nicht genug.“

 ?? Foto: Horst von Weitershau­sen ?? Rund acht Stunden pro Tag widmet sich die Dillinger Rentnerin Gertrud Reinhardt ihren Stickerei Handarbeit­en. Gegenwärti­g ha ben Fähnchen für das Osterlamm Hochkonjun­ktur.
Foto: Horst von Weitershau­sen Rund acht Stunden pro Tag widmet sich die Dillinger Rentnerin Gertrud Reinhardt ihren Stickerei Handarbeit­en. Gegenwärti­g ha ben Fähnchen für das Osterlamm Hochkonjun­ktur.

Newspapers in German

Newspapers from Germany