Der richtige Blick auf das Leben
Das christliche Wort Heute von Raffaele De Blasi, Pfarrer der katholische Pfarrgemeinde St. Martin in Lauingen
Liebe Leserinnen und Leser, Brüderchen und Schwesterchen unterhalten sich vor ihrer Geburt im Mutterleib. Die Schwester sagt: „Ich glaube an ein Leben nach der Geburt!“„Nein, das hier ist alles!“, entgegnet schroff ihr Bruder. Das Mädchen gibt nicht nach: „Ich glaube sogar, dass wir eine Mutter haben!“
Der Bruder wird wütend: „Eine Mutter!? Ich habe noch nie eine Mutter gesehen! Außer diesem Ort gibt es nichts! Hier haben wir alles, was wir brauchen. Warum willst Du Dich damit nicht zufriedengeben?!“Nach einer Weile fängt die Schwester erneut an: „Spürst Du nicht auch diesen Druck? Dieser Schmerz soll uns sicher auf einen anderen Ort vorbereiten, wo es noch viel schöner ist als hier. Dort werden wir unsere Mutter von Angesicht zu Angesicht sehen.“Ihr Bruder gibt ihr keine Antwort mehr.
Er hat genug von den seltsamen Ansichten seiner Schwester. Liebe Leserinnen und Leser, haben Sie die Parallelen zur christlichen Osterbotschaft erkannt?:
Ich glaube an ein Leben nach der Geburt – ich glaube an ein Leben nach dem Tod.
Wir werden unsere Mutter sehen – wir werden den Vater im Himmel sehen.
„Dummes Geschwätz!“, ruft der Bruder – „Gott gibt es nicht, er ist eine Erfindung des Menschen!“, sagt der „aufgeklärte“Mensch.
Das Mädchen im Mutterleib hat den „Durchblick“: Sie blickt über das Sichtbare, Beweisbare und Erfahrbare hinaus. An Ostern geht es um den richtigen Blick auf das Leben, um den „Durchblick“; wer wie das Mädchen über das momentan Sichtbare hinausblickt, für den ist Ostern keine seltsame Ansicht, sondern eine frohe Aussicht.
Diese Erfahrung wünscht Ihnen allen Ihr Raffaele De Blasi, katholischer Pfarrer der Pfarrei St. Martin in Lauingen