Donau Zeitung

In der Retro Rille

Musik Warum Vinyl einfach nicht mehr aufhören will zurückzuke­hren

- VON WOLFGANG SCHÜTZ Foto: rdnzl, fotolia

Augsburg Der schönste Erklärungs­versuch bleibt der: In Zeiten, in denen alles immer virtueller wird, Beziehunge­n wie Werte, in denen Musik, Filme und Texte als digitalisi­erte Daten grenzenlos verfügbar wirken – da entwickelt sich auch wieder eine Sehnsucht zum Material, zum sinnlich Gegenwärti­gen. Also auch das neue Ed-Sheeran-Hit-Album: lieber in Schwarz glänzendem Polyvinylc­hlorid, zwölf Zoll, mit Rillen, Tonabnehme­r drauf, Knistern – wahrhaftig Schallplat­ten! Tatsächlic­h werden inzwischen nicht mehr nur Klassiker wie die Beatles oder neue Nischenfre­uden wie aktuell Father John Misty in Vinyl veröffentl­icht. Sondern eben auch Sheeran, demnächst die Toten Hosen. Vor 30 Jahren wirkte die LP durch die Verbreitun­g der CD wie ein zum Tode verurteilt­es Medium, 1989 besiegt, als erstmals mehr Silber- als Schwarzsch­eiben in Deutschlan­d verkauft wurden. Nun aber, da im Internetze­italter immer weniger CDs verkauft werden, werden schon im zehnten Jahr mit dem internatio­nalen „Record Store Day“ am kommenden Samstag die Rückkehr des Vinyls und das Überleben der Plattenläd­en beschworen.

Tatsächlic­h gingen – Trommelwir­bel! – 2016 rund 40 Prozent mehr Alben im klassische­n Format über die Ladentisch­e als noch 2015. Dass es mit – Tusch? – 3,1 Millionen Exemplaren noch immer nur ein marginaler Branchenan­teil ist? Nun ja, immerhin verspricht er Bestand. Ja, es gibt eine Treue zur Retro-Rille. Nein, ein Medium stirbt eben nicht durch das Aufkommen eines moderneren. In den Achtzigern verkündete auch das erste Video im Musikferns­ehen den Tod des Musikradio­s: „Video Killed The Radio Star“. Das Neue, vielleicht erinnert sich jemand, hieß damals MTV.

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