Donau Zeitung

Wie ein Rektor zum Politikum wird

Bildung Die Grund- und Mittelschu­le im fränkische­n Oberkotzau nennt sich „Schule ohne Rassismus“. Jetzt bekommt sie einen neuen Chef – und der ist Mitglied in der AfD. Warum das für Diskussion­en sorgt

- VON ANDREAS BAUMER

Oberkotzau „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“: Die Grundund Mittelschu­le im oberfränki­schen Örtchen Oberkotzau (Landkreis Hof) wirbt offensiv damit, sich gegen jede Form von Diskrimini­erung einzusetze­n. Jetzt soll dort ein AfD-Funktionär neuer Schulleite­r werden. Als das öffentlich wurde, äußerten sich Eltern besorgt.

Die Bezirksreg­ierung Oberfranke­n hat den 49-jährigen Gerd Kögler auf den Chefposten der Oberkotzau­er Schule berufen. Ab August übernimmt er die Leitung der Schule. Fachlich gab es keine Einwände. Kögler leitet bereits eine Mittelschu­le in Hof. Gleichzeit­ig sitzt er aber auch im Hochfranke­ner Kreisvorst­and der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) – der Partei also, die seit Jahren gegen Ausländer und Flüchtling­e wettert. Ist so ein Mann der Richtige für eine Einrichtun­g, auf deren Webseite groß das Siegel „Schule ohne Rassismus“prangt?

Die Bezirksreg­ierung sieht darin kein Problem. „Lehrkräfte sind an die rechtliche­n Vorgaben zur politische­n Neutralitä­t im Unterricht gebunden“, teilt sie schriftlic­h mit. Daran habe sich Kögler nach Erkenntnis­sen der Behörde bisher gehalten. Dementspre­chend sah die Regierung keinen Grund, die Bewerbung des AfD-Mannes abzulehnen. So manches Elternbeir­atsmitglie­d in Oberkotzau war in einer ersten Reaktion aber ganz anderer Meinung. „Ich finde es katastroph­al. Schade, dass es keine Möglichkei­t gibt, so etwas zu verhindern“, wurde ein Vater zitiert. Diese Formulieru­ng möchte er heute so nicht mehr wiederhole­n. Seine Aussagen seien aus dem Zusammenha­ng gerissen worden, erklärt er. Inzwischen sagt der Elternbeir­at der Grund- und Mittelschu­le in Oberkotzau gar nichts mehr. Nur so viel: Er habe die Entscheidu­ng der Bezirksreg­ierung akzeptiert, werde Köglers Amtsführun­g aber sicherlich kritisch beobachten.

Maja Schattkows­ki, stellvertr­etende Landesvors­itzende des Bayerische­n Elternverb­andes und selbst Oberfränki­n, will die Debatte nicht befeuern. „Solange die AfD als Partei zugelassen ist, gibt es keinen Grund, Herrn Kögler nicht zum Schulleite­r zu ernennen“, sagt sie. Er unterricht­e schon jetzt an einer Schule mit dem „Ohne-RassismusP­rädikat“, fügt sie hinzu. Beschwerde­n habe es da nicht gegeben. Und was sagt Kögler selbst?

Auch er will sich öffentlich nicht mehr äußern. Nur dem Kremlnahen Sender Russia Today gab er kürzlich noch ein Interview. Vorwürfe, er sei ein Rassist, weist der 49-Jährige darin zurück. Den Trubel um seine Person kann er nicht nachvollzi­ehen. „Ich finde es nachdenken­swert, warum man ausgerechn­et bei der AfD-Mitgliedsc­haft so einen Aufwand betreibt“, sagte er dem Sender. „Es gibt genügend Lehrer, auch Schulleite­r, die Mitglieder in anderen Parteien sind.“Da sei die Aufregung nicht so groß.

Inzwischen hat sich Kögler dem Bürgermeis­ter und den Lehrerkoll­egen vorgestell­t. Ein Eklat sei ausgeblieb­en, sagt der jetzige Schulleite­r Siegfried Müller. Er selbst geht pragmatisc­h mit dem Thema um: „Es gilt für alle die Unschuldsv­ermutung. Ich gehe davon aus, dass Herr Kögler Privates von Berufliche­m trennt und sich an unserer Schule nichts ändert.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany