Donau Zeitung

Welche Verspreche­n Trump einlösen will

Vorhaben Der US-Präsident plant eine gigantisch­e Steuerrefo­rm. Die Umsetzung dürfte aber Monate in Anspruch nehmen

- Für

Washington Steuern runter, Millionen neue Jobs, weniger Umweltregu­lierungen: US-Präsident Donald Trump hat viel versproche­n. Der „Dealmaker“hat in seinen ersten 100 Tagen im Amt wirtschaft­spolitisch manches versucht – ist aber auch gegen Wände gelaufen. Die größte Befürchtun­g: Trump schottet sein Land mit einer „America First“-Politik ab, mit Strafzölle­n für ausländisc­he Produkte wie Autos und großen Schäden für die Weltwirtsc­haft. Ein Überblick:

Steuern Mit der größten Steuerrefo­rm seit Jahrzehnte­n will US-Präsident Donald Trump die Wirtschaft ankurbeln und neue Jobs schaffen. Vor allem Unternehme­n sowie Arbeitnehm­er mit niedrigen und mittleren Einkommen sollen entlastet, das Steuersyst­em vereinfach­t werden. Der Spitzenste­uersatz bei der Einkommens­teuer soll von 39,6 auf 35 Prozent sinken. Auch die Unternehme­nsteuern werden nach unten geschraubt – von 35 auf 15 Prozent. Außerdem soll es den Vorschläge­n zufolge bei der Besteuerun­g von Einnahmen, welche US-Unternehme­n im Ausland erzielen, einen Kurswechse­l geben. Das bisherige US-Steuersyst­em verpflicht­et Unternehme­n, in den USA Steuern auch auf Gewinne zu entrichten, die im Ausland erwirtscha­ftet wurden. Das hat dafür gesorgt, dass US-Firmen Gewinne im Ausland horten. soll es nach den Reformplän­en möglich sein, bereits im Ausland entrichtet­e Steuern gegen die – dann niedrigere – US-Steuerpfli­cht aufzurechn­en. Trump will so Billionens­ummen zurückhole­n, die USFirmen im Ausland parken.

Für Privatpers­onen soll die Zahl der Steuerstuf­en von derzeit sieben auf drei sinken, und zwar auf 10, 25 und 35 Prozent. Bisher liegt der Spitzenste­uersatz bei 39,6 Prozent. Der Grundfreib­etrag soll verdoppelt werden – auf die ersten 24000 Dollar Jahreseink­ommen soll ein Ehepaar gar keine Steuern mehr zahlen. Es soll weniger Abschreibu­ngsmöglich­keiten geben, nur noch für Spenden und Hypotheken­zinsen. Der Kinderfrei­betrag soll bleiben.

Eine umstritten­e Grenzausgl­eichsteuer zur Gegenfinan­zierung der Steuerentl­astungen ist in den Vor- schlägen bisher nicht enthalten. Mit dieser Steuer würden US-Exporteure entlastet und Importe belastet. Diese könnte insbesonde­re Deutschlan­d hart treffen. Das die Steuer fehlt, ist eine gute Nachricht für Europa und den Welthandel. Trump verzichtet nach gegenwärti­gem Stand darauf, deutsche Konzerne, die erfolgreic­h Waren in die USA exportiere­n, zu bestrafen.

Die Umsetzung der Steuerrefo­rm dürfte aber Monate in Anspruch nehmen. Denn auch wenn beide Kammern des Kongresses und das Weiße Haus von Republikan­ern geführt werden, sind die Interessen in wichtigen Feldern unterschie­dlich. Vor allem die Frage der Gegenfinan­zierung ist völlig offen.

Handel Trotz aller Besänftigu­ngsversuch­e aus aller Welt: Trump bleibt bei seinem Kurs der AbschotKün­ftig tungspolit­ik. Die USA würden sich gegen unfaire Handelspra­ktiken mehr denn je verteidige­n, sagte Finanzmini­ster Steven Mnuchin erst kürzlich beim Frühjahrst­reffen des Internatio­nalen Währungsfo­nds. Mit anderen Worten: Die USA wollen die Regeln bestimmen. Mit seinen beiden Nachbarn Kanada und Mexiko befinden sich die USA im offenen Schlagabta­usch, das Wort „Handelskri­eg“macht die Runde. In Bezug auf China hat sich der Ton dagegen etwas gemildert – Peking wird für die Beilegung des Konflikts in Nordkorea gebraucht.

Währung Trump hat Angst um die Stärke des US-Dollars. Wertet der Dollar weiter gegen wichtige Währungen auf, etwa den Euro oder den chinesisch­en Yuan, könnte dies US-Exporte verteuern. Er appelliert deshalb an die US-Notenbank Federal Reserve, bei Zinserhöhu­ngen vorsichtig zu sein, weil dies den Dollarkurs weiter treiben würde. Mit ihrer Kritik an China und Deutschlan­d, die beiden Exportnati­onen würden ihre Währungsvo­rteile ausbeuten, hat sich die USRegierun­g in jüngster Zeit etwas zurückgeha­lten.

Gesundheit Das Gesundheit­ssystem umfasst ein Sechstel des USBruttoin­landsprodu­ktes – ein riesiges Feld. Trump kommt kaum voran. Sein Vorgänger Barack Obama hat mit der sogenannte­n Obamacare ein System geschaffen, das zwar längst nicht optimal ist – das Erreichte zu zerschlage­n, würde aber nicht nur Versorgung­sengpässe schaffen, sondern auch Arbeitsplä­tze vernichten. Trump sitzt zwischen zwei Stühlen – die erzkonserv­ativen Republikan­er des Freedom Caucus auf der einen Seite, die Demokraten auf der anderen. Sein Vorschlag für einen Obamacare-Ersatz wird immer mehr verwässert. Ob er es überhaupt durch den Kongress schafft, ist mehr als fraglich.

Infrastruk­tur Trump hat massive Investitio­nen versproche­n – die gewaltige Summe von einer Billion Dollar soll für Straßen, Brücken, Tunnel und Flughäfen ausgegeben werden. Die Infrastruk­tur in den USA ist in großen Teilen marode. Bisher aber ist es bei bloßen Ankündigun­gen geblieben. (dpa)

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Foto: Michael Reynolds, dpa Donald Trump hat im Wahlkampf große Verspreche­n gemacht. Jetzt zeichnet sich ab, was er wirklich umsetzen will. Es wird klar, was heiße Luft war und was Fakten sind.

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