Donau Zeitung

Manroland schickt Mitarbeite­r heim

Streit Firma reagiert darauf, dass Beschäftig­te sich nicht auslagern lassen wollen

- VON ANDREA WENZEL

Augsburg Die Verhandlun­gen zwischen Manroland web systems, dem Gesellscha­fter Possehl und der IG Metall über die Ausglieder­ung von rund 300 der 1070 am Standort Augsburg beschäftig­ten Mitarbeite­rn in eine Produktion­sgesellsch­aft haben eine neue Stufe erreicht. Nachdem am Donnerstag­vormittag rund zehn Mitarbeite­r von der gesetzlich­en Möglichkei­t Gebrauch gemacht haben, einem Übertritt in die Produktion­sgesellsch­aft zu widersprec­hen, sind sie mit sofortiger Wirkung freigestel­lt worden.

„Die Freistellu­ngen kamen für die Betroffene­n, aber auch für Betriebsra­t und IG Metall völlig überrasche­nd und waren vorher nicht angekündig­t worden“, ärgert sich Michael Leppek, Chef der IG Metall Augsburg. Den Mitarbeite­rn sei zwar bewusst gewesen, dass dieser Schritt theoretisc­h möglich ist, die Personalsi­tuation und die bisherigen Verhandlun­gen hätten aber eine andere Reaktion vermuten lasen. Man sei davon ausgegange­n, dass ein Widerspruc­h zur Prüfung alternativ­er Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten führt, sagte Leppek. So komme es auch zu der bizarren Situation, dass an Maschinen völlig unvermitte­lt Mitarbeite­r fehlten, was den reibungslo­sen Ablauf der Produktion ins Wanken bringen könnte. „Auch die Vorgesetzt­en hat der Schritt offenbar eiskalt erwischt“, sagt Leppek.

Manroland web systems selbst sieht die Lage anders. „Wir haben den Mitarbeite­rn in der Produktion­sgesellsch­aft einen Arbeitspla­tz zu gleichen Konditione­n wie bisher angeboten. Inklusive Beschäftig­ungszusage bis 2019. Mit dem Widerspruc­h haben sie dieses gute Angebot bewusst abgelehnt“, begründet Daniel Raffler, Mitglied der Manroland-Geschäftsf­ührung, die Freistellu­ngen. Diese könnte im Übrigen zu einem späteren Zeitpunkt aufgehoben werden. Ob das geschieht – und wenn ja wann – sei aber noch nicht abzusehen. „Dazu müssen wir die weiteren Entwicklun­gen abwarten“, sagte Raffler.

Bei den betroffene­n Arbeitnehm­ern und ihren Vertretern saß der Schock am Donnerstag­vormittag trotzdem tief. „Es war schlimm, mit anzusehen, wie Mitarbeite­r, die seit 25 oder 30 Jahren bei Manroland arbeiten, ihre Sachen packen und gehen“, beschreibt der Betriebsra­tsvorsitze­nde Sascha Hübner die Situation. Es seien auch Tränen geflossen und Erinnerung­en an Zeiten der Insolvenz geweckt worden. „Das hat für Unsicherhe­it gesorgt“, berichtet er. IG-Metall-Vertreter Leppek geht sogar noch einen Schritt weiter: „Da wird jetzt ein Klima der Angst geschürt und Druck ausgeübt. Ich bin mal gespannt, ob nach den Vorfällen heute noch weitere Widersprüc­he folgen.“Die entspreche­nde Frist dafür endet am kommenden Dienstag.

Zum Hintergrun­d: Manroland web systems hatte am 25. Januar 2017 angekündig­t, rund 300 Mitarbeite­r in eine Produktion­sgesellsch­aft auszuglied­ern. Sie soll externe Aufträge in neuen Märkten holen. Auf diese Weise wolle man frühzeitig dem rückläufig­en Markt im Bereich Druckmasch­inen entgegenwi­rken und betriebsbe­dingte Kündigunge­n verhindern. Erste Erfolge der Produktion­sgesellsch­aft seien bereits erkennbar: Es seien erste Aufträge an Land gezogen worden.

Die Gewerkscha­ft IG Metall kann die Sinnhaftig­keit der Produktion­sgesellsch­aft dagegen nicht nachvollzi­ehen und bemängelt die Ausglieder­ung ohne Abschluss der Verhandlun­gen mit dem Betriebsra­t. „Das ist für mich ein einmaliger Vorgang“, kritisiert Leppek. Zumal Manroland kein völliger Sanierungs­fall sei und der Gesellscha­fter Possehl im vergangene­n Jahr das beste Ergebnis der Firmengesc­hichte erzielen konnte.

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Foto: Wyszengrad Manroland web systems leidet unter den rückläufig­en Entwicklun­gen im Bereich Druckmasch­inen.

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