Donau Zeitung

Experten kritisiere­n Regierung

Politik Fachleute nehmen Reform des Landesentw­icklungspr­ogramms auseinande­r. Drei Punkte sind besonders umstritten

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München Die von der Staatsregi­erung geplante Änderung des Landesentw­icklungspr­ogramms (LEP) ist bei Fachleuten aus Verbänden und Wissenscha­ft auf viel Kritik gestoßen. In einer Expertenan­hörung im Landtag wurden unter anderem massive Zweifel laut, ob die Pläne dem Ziel gerecht werden, die ländlichen Räume effektiv zu stärken. Professore­n kritisiert­en insbesonde­re die Pläne, Firmen die Ansiedlung abseits bestehende­r Siedlungen noch weiter zu erleichter­n. Umstritten bleibt auch, dass die Staatsregi­erung mit der Reform den Weg für eine neue Skischauke­l am Riedberger Horn im Allgäu freimachen will. Die umstritten­sten Punkte im Überblick:

Förderung ländlicher Räume: Erklärtes Ziel der Staatsregi­erung ist es, die ländlichen Räume zu stärken. Dies will sie erreichen, indem es künftig mehr sogenannte Oberzentre­n und Mittelzent­ren geben soll – dort sind dann etwa größere Gewerbeans­iedlungen erlaubt als anderswo. Und: Viele Kommunen, die von Bevölkerun­gsschwund bedroht sind, werden zusätzlich dem „Raum mit besonderem Handlungsb­edarf“zugerechne­t. Das stößt bei den Fachleuten nahezu einhellig auf teils deutliche Kritik. Der Tenor: Es bringe nichts, immer mehr Kommunen zu Ober- und Mittelzent­ren hochzustuf­en und große Teile Bayerns zu Räumen mit „besonderem Handlungsb­edarf“zu erklären. Es müsse zielgerich­teter gefördert werden, und es müsse am Ende auch einiges an Geld fließen. Die „inflationä­re Steigerung“sorge nicht für eine Stärkung der Kommunen, sondern für unnötige Konkurrenz, sagte Thomas Lenzen von der Bayerische­n Architekte­nkammer. Der Städtetag betonte, eine bloße neue Einstufung von Kommunen auf dem Papier bringe nichts. Es brauche mehr Geld – und eine bessere Infrastruk­tur in ländlichen Räumen. Das wäre dann echte Strukturpo­litik, anders als eine bloße Ausweisung auf dem Papier.

Firmen auf der „grünen Wiese“: Besonders umstritten ist die weitere Lockerung des sogenannte­n „Anbindegeb­ots“. Dieses Gebot schreibt im Grundsatz vor, dass neue Gewerbegeb­iete an Siedlungen angedockt werden müssen. Nun soll es aber neue Ausnahmen geben, sodass sich Firmen noch leichter auch abseits von Ortschafte­n an Autobahnau­sfahrten, großen Straßen und Bahnstreck­en ansiedeln dürfen. Heimatmini­ster Markus Söder (CSU) hat diese Pläne oft verteidigt. Unter den Verbänden gehen die Meinungen auseinande­r. Die Wirtschaft und die entspreche­nden Verbände sind dafür. Der ländliche Raum trage die wirtschaft­liche Entwicklun­g im Freistaat enorm mit, und das müsse auch weiter möglich bleiben, sagte ein Vertreter der Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft. Umweltverb­ände sind strikt dagegen. Das wäre die „verhängnis­vollste Maßnahme“, die der Landtag beim LEP beschließe­n würde, sagte der BundNaturs­chutz-Vorsitzend­e Hubert Weiger. „Unser Land verändert in einem atemberaub­enden Tempo sein Gesicht“, klagte er. Der Schutz der Landschaft werde geopfert, die bayerische Heimat drohe zum „gesichtslo­sen Brei“zu werden.

Alpenplan und Riedberger Horn: Mit der LEP-Änderung will die Staatsregi­erung den Weg für eine neue Skischauke­l am Riedberger Horn im Allgäu frei machen – auch wenn über die Genehmigun­g dann vor Ort entschiede­n wird. Dies stößt bei Umweltverb­änden und Alpenverei­n auf massive Kritik: Der Bund Naturschut­z spricht von einem „Dammbruch in der Geschichte des bayerische­n Alpenschut­zes“. (dpa)

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