Donau Zeitung

„Nebel im August“kommt auf die Bühne

Theater Der neuen LTS-Intendanti­n ist ein guter Start gelungen. Jetzt geht es in die zweite Saison

- VON BRIGITTE HEFELE BEITLICH

Memmingen Es war ein Wagnis, wie sich Kathrin Mädler, die neue Intendanti­n des Landesthea­ters Schwaben (LTS), und ihr Team in ihre erste Spielzeit gestürzt haben. Weil sie die alteingese­ssene Bühne unter dem Motto „O Wunder!“konsequent auf zeitgenöss­isches Theater getrimmt haben. Und dabei hat sich tatsächlic­h ein kleines Theaterwun­der ereignet: Abozahlen, Freiverkau­f, Auslastung, Gastspiele – alles hat sich mit Steigerung­en zwischen drei und 20 Prozent messbar nach oben entwickelt. Das Publikum ist diesen Weg, auf dem sich das LTS künstleris­ch neu erfunden hat, mit großem Interesse mitgegange­n. „Haltet euch fest!“steht nun über dem nächsten Spielplan 2017/18, der gestern vorgestell­t wurde.

Festzuhalt­en gilt es sich, weil die Welt nicht einfacher wird. „Die Krise hat sich zugespitzt, wir stehen vor dramatisch­en Umbrüchen“, sagt Mädler. Und meint damit etwa den zunehmende­n Populismus, Trump in den USA, Erdogan in der Türkei, aber auch europäisch­e Staaten, in denen sich Regierunge­n etablieren, die auf fragwürdig­e Weise Stabilität und Sicherheit verspreche­n. Darauf will die 40-jährige Mädler mit ihrem Theater reagieren, will nachdenken über die Angst, die sich in der Gesellscha­ft breitmacht, und über Werte und Konzepte, an denen festgehalt­en werden muss. Aber auch über Visionen für die Zukunft. Egal, ob in zeitgenöss­ischen Stücken oder mit klassische­n Stoffen wie Kleists „Käthchen von Heilbronn“oder Kafkas „Verwandlun­g“. „Das muss nicht immer schwer und komplizier­t sein“, sagt Mädler – und eröffnet die Spielzeit mit der britischen Erfolgskom­ödie „Wunder Bares Europa“von Richard Bean (deutsche Erstauffüh­rung), die den europäisch­en Politzirku­s und dessen Protagonis­ten ad absurdum führt. 13 weitere Produktion­en folgen, darunter auch eigene Entwicklun­gen sowie die Uraufführu­ng von „Nebel im August“, die Mädler selbst inszeniert. Der renommiert­e Dramatiker John von Düffel hat für das LTS aus dem Roman des Irseer Autors Robert Domes über das Euthanasie­opfer Ernst Lossa ein Theaterstü­ck gemacht.

Weil Memmingen über ein hochmusika­lisches Ensemble verfügt – und das „Muhsical Out of Allgäu“in der vergangene­n Spielzeit einer der Renner war –, wird auch dieses Genre wieder bedient, etwa mit „Shockheade­d Peter“, der schrillen Junk-Oper der britischen Band „The Tiger Lillies“, die Motive aus dem „Struwwelpe­ter“noch ein bisschen schwärzer macht.

Licht kommt dann auch in ein spannend anmutendes Projekt der freien Gruppe „Geheimagen­tur“aus München, die im Auftrag des LTS schon seit Monaten „undercover“Geschichte­n und Artefakte in der Region sammelt, aus der ein „Zukunftskr­aftwerk“entstehen soll.

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Foto: Hefele Beitlich Das Theaterpub­likum folgt ihrem Weg: LTS Intendanti­n Kathrin Mädler.

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