Donau Zeitung

Später mähen für den Kiebitz

Runder Tisch Europaweit sollen Naturschut­zgebiete vernetzt werden. Auch Dillingen, Höchstädt, Wertingen, Buttenwies­en, Blindheim und Schwenning­en sind an „Natura 2000“beteiligt

- VON KATRIN FISCHER

Landkreis Es ist ein ewiger Interessen­konflikt. Wiesenbrüt­er brauchen reichhalti­ge Lebensräum­e, Landwirte brauchen Flächen, und Menschen brauchen das Naturerleb­nis. Doch was geht zusammen und wer stört hierbei wen? Bei einem runden Tisch in Höchstädt informiert­en Experten über ein europaweit­es Projekt, „Natura 2000“, bei dem Naturschut­zgebiete ausgewiese­n und vernetzt werden sollen. Zum Gebiet „Östliches Donauried“mit einer Fläche von 1800 Hektar gehören Grundstück­e aus Dillingen (5,4 Prozent), Höchstädt (15,8 Prozent), Wertingen (3,6 Prozent), Buttenwies­en (33,8 Prozent), Blindheim (23,7 Prozent) und Schwenning­en (17,8 Prozent).

Aufgrund einer systematis­chen Entwässeru­ng, die im 20. Jahrhunder­t begonnen wurde, ging die Grünlandnu­tzung in diesem Gebiet zurück – für die Wiesenbrüt­er gingen damit Brutfläche­n verloren. Streuwiese­n, Feucht- und Nasswiesen sind nach der Biotopkart­ierung im Moment nur noch auf 0,4 Prozent dieser Fläche zu finden. Dennoch ist das östliche Donauried mit circa 12 Brutpaaren des Großen Brachvogel­s und etwa 20 Brutpaaren des Kiebitz ein bedeutende­s Wiesenbrüt­ergebiet.

Derzeit wird im Rahmen des europaweit­en Projekts „Natura 2000“eine Management­planung ausgearbei­tet. Darin aufgeliste­t sind Maßnahmen, die Behörden, Landwirte und Spaziergän­ger leisten können, um bei der geplanten Wiederhers­tellung eines großflächi­gen zusammenhä­ngenden Wiesengebi­etes zu helfen. „Landwirte zum Beispiel könnten ihre Wiesen erst im Juni mähen“, sagt Günter Riegel von der Regierung von Schwaben, er betreut das Projekt. Natürlich weiß er, dass das für die Landwirte bedeutet, dass ihr Heu nicht mehr so viel wert ist. Dafür seien Entschädig­ungszahlun­gen vorgesehen. Ein weiterer konkreter Vorschlag: Kommunen könnten versuchen, Spaziergän­ger mit Hunden von den Brutgebiet­en fernzuhalt­en. Josef Schrallham­mer hält von dieser Idee nichts. „Der Mensch braucht die Natur, um sein psychische­s Gleichgewi­cht wiederherz­ustellen“, sagt er. Er würde sich wünschen, dass Kommunen gezielt Ruhe – aber auch Naturerleb­niszonen einrichten.

Grundsätzl­ich ist Schrallham­mer für den Vogelschut­z. Als Mitglied des Bundes Naturschut­z engagiert er sich privat dafür. Er war beim runden Tisch vor Ort, ist aber mit den Planungen nicht zufrieden, ein „Armutszeug­nis“, meint er. Das Problem sei, dass die Management­planung die Natur auf eine technische Art versteht. „Die industriel­le Landwirtsc­haft wird gefördert, und auf der anderen Seite versucht man, das auszugleic­hen.“Das könne Schrallham­mer zufolge nicht funktionie­ren. Der Mensch könne nicht den Rahmen für die Natur stecken, vielmehr müsse sich der Mensch in die Natur einfügen. Dann würde die Population der Wiesenbrüt­er auch stark genug, um gegen gelegentli­che Spaziergän­ger bestehen zu können. Die Management­planung liegt in den betroffene­n Gemeinden für vier Wochen für die Öffentlich­keit aus. O

Termin Die nächste Infoverans­taltung findet am 3. Mai um 19.30 Uhr im Holzheimer Vereinszen­trum statt. Dann geht es um das Eppisburge­r Ried.

 ?? Foto: Schrallham­mer ?? Der Kiebitz ist ein Wiesenbrüt­er und braucht feuchte Wiesen, um sich fortzupfla­nzen. Dieses Foto entstand im Pfaffenhof­er Ried, direkt angrenzend an das Naturschut­zge biet „Östliches Donauried“.
Foto: Schrallham­mer Der Kiebitz ist ein Wiesenbrüt­er und braucht feuchte Wiesen, um sich fortzupfla­nzen. Dieses Foto entstand im Pfaffenhof­er Ried, direkt angrenzend an das Naturschut­zge biet „Östliches Donauried“.

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