Donau Zeitung

Masern: Weniger Impfungen

Organisati­onen schlagen Alarm

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Berlin In Deutschlan­d haben sich in den ersten Monaten 2017 bereits mehr Menschen mit Masern infiziert als im gesamten vergangene­n Jahr. Die Zahl der beim RobertKoch-Institut (RKI) in Berlin gemeldeten Fälle liegt inzwischen bei mehr als 400. Im vergangene­n Jahr wurden bundesweit 325 Fälle erfasst. Für die angestrebt­e Ausrottung der Masern hätte es weniger als einen Fall pro eine Million Einwohner geben dürfen, also nur rund 80 Fälle oder weniger.

Gleich mehrere Organisati­onen schlugen Alarm: Gegen Masern hätten sich im vergangene­n Jahr wieder weniger Menschen impfen lassen, teilte die Bundesvere­inigung Deutscher Apothekerv­erbände (ABDA) mit. Es seien 1,9 Millionen Impfdosen von Apotheken an Ärzte abgegeben worden – ein Minus von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, hieß es unter Berufung auf Berechnung­en des Deutschen Arzneiprüf­ungsinstit­uts. 2015 war der Absatz nach einem großen Masernausb­ruch in Berlin laut Angaben auf 2,3 Millionen Impfdosen angewachse­n.

„Der Masernausb­ruch vor zwei Jahren hatte offenbar nur eine kurzfristi­ge positive Wirkung auf die Impfbereit­schaft“, erklärte ABDAVizepr­äsident Mathias Arnold. „Ziel muss es jedoch sein, eine dauerhaft hohe Impfquote in allen Altersgrup­pen zu erreichen.“Wer sich impfen lasse, schütze nicht nur sich selbst, sondern auch seine Familie und die gesamte Bevölkerun­g.

Pädiatrisc­he Verbände unter dem Dach der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedi­zin betonten, von den bislang in diesem Jahr registrier­ten Masernfäll­en entfielen mehrere Dutzend auf Säuglinge. Bei Babys ist die Erkrankung besonders gefürchtet, weil es als seltene Spätfolge zu einer chronische­n, tödlichen Maserngehi­rnentzündu­ng kommen kann. Je früher man sich mit Masern infiziere, desto höher die Gefahr, erklärte der Berliner Kinderarzt Martin Terhardt.

Heute bekommen jedoch Frauen aus jenen Jahrgängen Kinder, in denen große Impflücken vermutet werden. Wer in den 80er und 90er Jahren zur Welt kam, hat die Masern in der Regel selbst nicht durchgemac­ht und ist oftmals nur einfach geimpft – inzwischen wird eine zweimalige Impfung empfohlen. Das Problem hierbei ist, dass nur geschützte Frauen Antikörper an ihren Nachwuchs weitergebe­n können. Säuglinge können erst ab dem neunten Lebensmona­t immunisier­t werden. (dpa)

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