Donau Zeitung

Mal fünfe gerade sein lassen

FC Bayern Die Münchner sind nun auch rechnerisc­h Meister und versuchen, sich darüber zu freuen. In der Bewertung der Saison treten allerdings Differenze­n zwischen Rummenigge und Hoeneß zutage

- 2002/03 2014/15 1:0 burg (dpa)

Wolfsburg „Mia san Meister“– die Bayern können wieder lachen. Auch wenn die 27. Meisterfei­er des ewigen Champions mühsam in Schwung kam, war das schnelle Erfolgserl­ebnis mit dem wahrlich meisterlic­hen 6:0 beim VfL Wolfsburg Balsam für die Wunden, die der Doppel-K.o. in Champions League und DFB-Pokal gerissen hat.

„Am Mittwoch waren wir traurig, jetzt sind wir glücklich, so ist der Fußball“, bemerkte Vorstandsb­oss Karl-Heinz Rummenigge zum flotten Stimmungsw­echsel nach der schmerzhaf­ten Cup-Niederlage gegen Borussia Dortmund. Und so gönnten sich die Münchner Fußballsta­rs beim Tanz in den Mai ein verdientes „Schluckerl“(David Alaba) auf den „ehrlichste­n Titel“(Rummenigge), der alljährlic­h ganz oben im Pflichtenh­eft von Torjäger Robert Lewandowsk­i und seinen Kollegen steht.

Selbst Rummenigge konnte als Party-Animateur den historisch­en fünften Meistertit­el am Stück aber nicht besonders großreden. „Wir lassen uns eine deutsche Meistersch­aft aber auch nicht kleinreden“, erklärte er. Basta! „Es ist nicht selbstvers­tändlich, dass man jedes Mal deutscher Meister wird“, betonte auch Kapitän Philipp Lahm, der nun am 20. Mai seine ruhmreiche Karriere als Fußballpro­fi zumindest mit der Schale in der Hand beenden kann; zum achten Mal übrigens, so häufig wie vor ihm nur Bastian Schweinste­iger, Oliver Kahn und Mehmet Scholl.

Die Schwäche der Bayern-Jäger um Borussia Dortmund beschädigt den Wert der Münchner Alltagsarb­eit in der Bundesliga. Aber es sind auch die seit dem Triple-Triumph 2013 geweckten eigenen Ansprüche, Europa erobern zu wollen. „Wir haben nicht diesen arroganten Anspruch, jedes Jahr das Triple zu gewinnen“, widersprac­h Rummenigge. Der Vorstandsb­oss belehrte so-

27. Spieltag: 2013/14 Bayern München 3:1 bei Hertha BSC

28. Spieltag: 2012/13 Bayern bei Eintracht Frankfurt

30. Spieltag: 1972/73 Bayern München 6:0 gegen Kaiserslau­tern; Bayern 2:0 in Wolfsburg; Bayern 1:0 gegen Berlin Vereinspat­ron Uli Hoeneß, der den Titelgewin­n am Samstagabe­nd bei einem Fanfest in München mit einer Polonaise feierte. „Ich bin stolz auf unsere Mannschaft. Wir sind wieder zehn Punkte vorne – was will man mehr?“, sagte der Präsident.

Dabei hatte er am selben Tag der Abendzeitu­ng gesagt: „Auf die Dauer ist ein Titel schon ein bisschen wenig für uns.“„Ich widersprec­he Uli ungerne, weil ich mit ihm befreundet bin und er ein extrem wichtiger und sehr erfahrener Mann bei Bayern München ist“, sagte Rummenigge im ZDF, „aber ich glaube, auch Uli Hoeneß hat Jahre erlebt, egal, ob als Manager, als Spieler oder in seiner Eigenschaf­t jetzt als

31. Spieltag: 1987/88 SV Werder Bremen 1:0 bei Eintracht Frankfurt; 1998/99 Bayern 1:1 gegen Hertha BSC; 2004/05 Bayern 4:0 beim 1. FC Kaiserslau­tern; 2007/08 Bayern 0:0 beim VfL Wolfsburg; 2016/17 Bayern München 6:0 beim VfL Wolfs Präsident, wo wir titellos waren. Deshalb sage ich: Wir müssen den Anspruch bei Bayern München auch nicht ins Unermessli­che führen. Bei Bayern München muss es dann auch der Anspruch sein, dass wir zufrieden sind und das nicht als Trostpreis abtun“, sagte Rummenigge.

Die Vorlage, die der FC Ingolstadt mit seinem 0:0 in Leipzig geliefert hatte, verwandelt­en die Bayern immerhin konsequent. Besonders Carlo Ancelotti war scharf auf seinen ersten Titel in Deutschlan­d. „Er wollte das Ding unbedingt heute holen“, berichtete Hummels nach dem Torfest, für das Doppeltors­chütze Lewandowsk­i, David Alaba, Arjen Robben, Thomas Müller und Joshua Kimmich sorgten. Für die abstiegsbe­drohten Wolfsburge­r fühlte sich die Abreibung an wie eine „Linksrecht­s-Watschn“, wie der ExMünchner Mario Gomez sagte.

Auch wenn für die Münchner noch drei Spiele gegen Darmstadt, Leipzig und gegen Freiburg ausstehen, ist die Saison gelaufen für den Rekordmeis­ter. „Wir können jetzt die nächste Saison planen“, sagte Ancelotti, der Lehren ziehen will und versprach: „Wir werden es in der nächsten Saison besser magar chen.“Dazu soll die vermehrte Talentförd­erung gehören, die ein Hauptkriti­kpunkt an Ancelotti ist.

In Wolfsburg zählten Kingsley Coman und Kimmich zu den Aktivposte­n. „Sie werden nächstes Jahr häufiger spielen als dieses Jahr“, sagte Ancelotti über die Youngster. Namhaftes Personal könnte aber auch teuer hinzugekau­ft werden, auch wenn sich Rummenigge bei dem Thema Millionent­ransfers reserviert äußerte: „Wir haben eine super Mannschaft, das hat man in Wolfsburg gesehen. Wir werden uns nicht – von wem auch immer – in irgendwelc­he verrückten Dinge hineintrei­ben lassen.“(dpa)

VfL Wolfsburg Casteels – Blaszczyko­wski (46. Vieirinha), Knoche, Ricardo Rodriguez (67. Seguin), Gerhardt – Luiz Gustavo – Didavi (79. Ntep), Arnold, J. Horn – Bazoer – Gomez Bayern München Ulreich – Lahm (71. Rafinha), Javi Martinez, M. Hummels (68. Bernat), Alaba – Kimmich, Thiago (75. Sanches) – Robben, T. Müller, Coman – Lewandowsk­i Tore 0:1 Alaba (19.), 0:2 Lewandowsk­i (36.), 0:3 Lewan dowski (45.), 0:4 Robben (66.), 0:5 T. Mül ler (80.), 0:6 Kimmich (85.) Gelb Rote Karte Luiz Gustavo (78./wiederholt­es Foulspiel) Zuschauer 30 000

Die frühesten Meistersch­aftsentsch­eidungen

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Foto: Imago Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Nach den Enttäuschu­ngen der vergangene­n Wochen, machten die Münchner in Wolfsburg die Meistersch­aft perfekt. Selbstvers­tändlich wurden die Spieler schnellste­ns von der Marketing Abteilung mit den passenden T...

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