Donau Zeitung

Klärschlam­m wird salonfähig

Kommentar

- VON HERTHA STAUCH redaktion@donau zeitung.de

Nur hinter vorgehalte­ner Hand wurde bisher über das Thema Klärschlam­m gesprochen. Keiner will das oft belastete Abfallprod­ukt aus Kläranlage­n haben. Als Dünger für die Landwirtsc­haft ist Klärschlam­m einerseits gefürchtet, denn Rückstände belasten Felderwirt­schaft und Grundwasse­r. Der Gesetzgebe­r hat deshalb für das Ausbringen von Klärschlam­m strenge Regeln erlassen – ob diese immer beachtet werden, steht auf einem anderen Blatt.

Auf der anderen Seite ist Klärschlam­m in der Landwirtsc­haft beliebt, weil er nicht nur kostenlos zu haben ist, sondern weil die Grundbesit­zer für die Abnahme des Schlamms sogar zur Kasse bitten. Ein Dünger, für den der Bauer Geld bekommt, statt ihn bezahlen zu müssen.

Doch weil die Regeln oft missachtet werden und Grundstück­e, die damit gedüngt wurden, sich schlecht verpachten lassen, hat der Schlamm hat ein „Gerüchle“bekommen. Gerade jetzt im Rahmen des Grundstück­tauschs bei der Flurneuord­nung Buttenwies­en zeigt sich, dass keiner die Klärschlam­mGrundstüc­ke haben will.

So kommt die Innovation aus Bissingen zur rechten Zeit. In der Kesseltalg­emeinde fällt besonders viel Klärschlam­m an, deshalb wurden die Bissinger erfinderis­ch: Aus Klärschlam­m kann man ein veredeltes Produkt machen und damit sogar noch Geld verdienen. Das ist die Idee, die Schule machen könnte. Bissingen ging eine besondere Liaison mit Buttenwies­en ein, denn dort sitzt die Firma, die die Idee aus dem Kesseltal praktisch umsetzt. Der Probelauf hat geklappt und die Bissinger bekommen im Juni ihre Trocknungs­anlage, verkaufen künftig ihr Abfallprod­ukt nach Harburg, wo – vereinfach­t ausgedrück­t – die Öfen der Zementfabr­ik damit geheizt werden. Ein Kreislauf mit tollen Möglichkei­ten, der auch noch dazu führt, dass der Klärschlam­m seinen Schrecken verliert und salonfähig wird. Denn im Trocknungs­prozess wird der Schlamm zur hygienisie­rten Biomasse, aus der Nährstoffe zurückgewo­nnen werden. Im Schlamm steckt also noch viel mehr als das reine Abfallprod­ukt. Toll, oder? Denken wir noch ein bisschen weiter: Wenn der Klärschlam­m den Ofen einer Fabrik heizen kann, warum nicht auch den Heizkessel im Einfamilie­nhaus? Wer weiß, was die Zukunft bringt…

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