Donau Zeitung

So knacken Kriminelle Online Konten

Banken Hacker haben eine Schwachste­lle im Mobilfunkn­etz entdeckt und diese ausgenutzt

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Viele Bundesbürg­er erledigen ihre Bankgeschä­fte heute im Internet. Doch wie sicher ist das Online-Banking? Kunden sind offenbar nicht ohne Grund skeptisch. Kriminelle­n ist es gelungen, durch einen ausgefeilt­en Trick OnlineKont­en zu knacken und Geld auf ihre Konten umzuleiten. Betroffen ist ein Verfahren, bei dem die für Online-Überweisun­gen nötige Transaktio­nsnummer per Mobiltelef­on empfangen wird. Hacker haben es geschafft, die von Fachleuten als mTAN bezeichnet­en Nummern abzufangen. Dadurch konnten sie selbst Überweisun­gen veranlasse­n. Betroffen waren Bankkunden, die das Netz des Mobilfunka­nbieters O2 nutzten, der zum spanischen Telefonica-Konzern gehört. Telefonica bestätigte die Vorfälle unserer Zeitung. Diese hätten Mitte Januar stattgefun­den. Wie viele Kunden bei welchen Banken betroffen waren und welcher Schaden entstand, behält Telefonica mit Rücksicht auf laufende Ermittlung­en und zum Schutz der Kunden für sich.

Der Angriff war „sehr aufwendig“und ist damit relativ selten, erklärt Joachim Wagner vom Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik. In einem ersten Schritt haben sich die Betrüger Zugang zu den Kontodaten verschafft. Dies geschah über einen sogenannte­n Phishing-Angriff: Die Kunden werden dazu verführt, zum Beispiel auf Links in gefälschte­n Bank-Mails zu klicken. In einem Fenster sollen sie dann persönlich­e Angaben machen, sodass die Betrüger Zugang zu Kontodaten, Passwörter­n und Handynumme­rn bekommen. „Kriminelle wollen damit Geld verdienen“, sagt Wagner. Phishing sei aber nicht neu und komme immer wieder vor.

Interessan­t war der zweite Schritt der Betrüger. Diese nutzten eine Schwachste­lle im System aus, über das sich Mobilfunka­nbieter abstimmen – das sogenannte SS7-Protokoll. Die Hacker verschafft­en sich dazu Zugang und konnten Anrufe der O2-Kunden so auf ihre eigene Telefonnum­mer umleiten. Der Angriff habe dazu geführt, „dass eingehende SMS für vereinzelt­e Rufnummern unbefugt umgeleitet wurden“, bestätigt Telefonica. „Dies hat auch das mTAN-Verfahren dieser Rufnummern betroffen.“Der Zwischenfa­ll gilt als Skandal: Nach Informatio­nen der Süddeutsch­en Zeitung war das Sicherheit­sproblem seit zwei Jahren bekannt.

Inzwischen sei die Lücke geschlosse­n worden, versichert Telefonica: „Wir haben seinerzeit umgehend auf den Angriff reagiert, den Provider gesperrt und die Kunden informiert.“Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik ist da etwas vorsichtig­er: „Das SS7-Protokoll ist relativ alt und weltweit im Einsatz“, warnt Sprecher Wagner. „Damit ist nicht ausgeschlo­ssen, dass Angreifer neue Schwachste­llen finden.“Wie kann sich der Kunde also schützen?

Sparkassen, Volks-, Raiffeisen­und Privatbank­en haben sich unter dem Dach der Deutschen Kreditwirt­schaft zusammenge­schlossen. Dort versichert man, stets an höherer Sicherheit zu arbeiten. „Aber auch der Kunde muss seine Sorgfaltsp­flichten beachten“, mahnt die Kreditwirt­schaft. Er muss darauf achten, nicht zum Opfer von Phishing zu werden. Prinzipiel­l hält der Verband das mTAN-Verfahren aber für sicher. Dagegen warnt die Verbrauche­rzentrale, dass es Kriminelle­n mehrfach gelungen sei, genau dieses Verfahren zu knacken.

Das Bundesamt rät, auf den Einsatz von mTAN-Verfahren ganz zu verzichten. Es empfiehlt stattdesse­n den Einsatz von TAN-Generatore­n: Kleine Geräte, die gegen ein flackernde­s Feld auf dem Bildschirm gehalten werden, bis eine TAN erzeugt wird. Dieses Verfahren sei erheblich sicherer. Wie Sie es vermeiden, zum Opfer von Phishing zu werden, lesen Sie im Kommentar.

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