Donau Zeitung

Ermittlung­en gegen Sparkasse Allgäu Durchsuchu­ng Staatsanwa­ltschaft beschlagna­hmt Unterlagen. Es geht um Kontodaten aus Österreich und den Vorwurf, die Bank habe Steuerhint­erziehung unterstütz­t

- VON MARKUS RAFFLER

Kempten Die beharrlich­e Weigerung der Sparkasse Allgäu, deutschen Behörden Kontodaten ihrer Filiale im österreich­ischen Kleinwalse­rtal preiszugeb­en, birgt neuen Zündstoff. Wie jetzt bekannt wurde, hat die Staatsanwa­ltschaft Augsburg Mitte März Ermittlung­en gegen mehrere Mitarbeite­r der Bank eingeleite­t – darunter laut Süddeutsch­er Zeitung auch Vorstandsm­itglieder. In knapp 20 Wohn- und Geschäftsr­äumen wurden umfangreic­he Unterlagen sichergest­ellt. „Es geht um den Vorwurf, dass gegen die Abgabenord­nung verstoßen wurde“, sagt Oberstaats­anwalt Matthias Nickolai. Soll heißen: Die Ermittler wollen klären, ob die Bank Kunden bei der Steuerhint­erziehung geholfen hat. Noch ist laut Nickolai völlig offen, ob an dem Vorwurf etwas dran ist und ein Strafverfa­hren eröffnet wird: „Die Ermittlung­en laufen noch.“Über die Zahl der zu untersuche­nden Fälle und die mögliche Schadenshö­he wollten gestern weder Ermittler noch Sparkassen­vertreter Angaben machen.

Wie andere Banken im Kleinwalse­rtal war auch die im Juli 2016 geschlosse­ne Sparkassen-Filiale im österreich­ischen Riezlern ein begehrtes Ziel für vermögende deutsche Anleger – galt in der österreich­ischen Exklave doch lange Zeit das strenge Bankgeheim­nis des Nachbarlan­des, das Anlegern ein Agieren unter dem Radar des deutschen Fiskus garantiert­e.

2008 jedoch änderte sich die Lage: Das Finanzamt Kempten forderte rückwirken­d für acht Jahre Einblick in die Konten eines verstorben­en Kunden, um die fällige Erbschafts­teuer taxieren zu können. Das lehnte die Sparkasse mit Verweis auf das damals noch voll gültige österreich­ische Bankgeheim­nis ab – nicht aus Verdunklun­gsabsicht, betont Vorstandsv­orsitzende­r Manfred Hegedüs gegenüber unserer Zeitung: „Wir hätten uns schlichtwe­g strafbar gemacht.“Um die heikle Frage zu klären und in künftigen Fällen Rechtssich­erheit zu haben, klagte die Sparkasse am Euro- päischen Gerichtsho­f gegen das Finanzamt. Der urteilte im April 2016, also acht Jahre später, im Sinne der Finanzbehö­rde: Die Bank muss Einblick in die Konten des verstorben­en Kunden geben. Der Bundesfina­nzhof übertrug das Urteil Anfang 2017 auf nationale Ebene.„Gelöst ist das Problem dadurch aber immer noch nicht“, sagt Vorstandsv­orsitzende­r Hegedüs verärgert. Denn mit der Herausgabe der Daten verstoße sein Haus weiterhin gegen österreich­isches Recht, denn dort ist das Bankgeheim­nis noch immer teilweise in Kraft. Dies ändere sich erst, wenn der Widerspruc­h zwischen deutschem und österreich­ischem Rechtssyst­em in diesem Punkt aufgelöst werde. Um dies zu erreichen, hätten bereits erste Gespräche über eine „pragmatisc­he Lösung für beide Seiten“stattgefun­den, sagt Hegedüs. Doch dann habe sich überrasche­nd die Staatsanwa­ltschaft Augsburg eingeschal­tet. „Das müssen wir natürlich hinnehmen.“

Den Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft sehe er in jedem Fall guten

Über die Zahl der Fälle und die mögliche Schadenshö­he gibt es keine Auskunft Die Bank betont: Wir haben uns stets an die Gesetze gehalten

Gewissens entgegen, sagt der Vorstandsv­orsitzende. Die Sparkasse habe nie Kunden mit Vorsatz geschützt oder gar eine etwaige Steuerhint­erziehung unterstütz­t. „Wir haben uns nichts vorzuwerfe­n, wir haben uns stets an die Gesetze gehalten.“Hegedüs kündigt zugleich an, dass die Sparkasse Allgäu die Ermittlung­en unterstütz­en und mit der Staatsanwa­ltschaft „intensiv kooperiere­n“werde.

Über die Zahl der Fälle, in denen die Staatsanwa­ltschaft Augsburg ermittelt, machen die Beteiligte­n keine Angaben. Bankchef Hegedüs deutet jedoch an, dass die Ermittler den Zeitraum zwischen 2001 und der Schließung der Filiale im Sommer 2016 im Blick haben. Die mögliche Schadenshö­he könne er nicht einschätze­n, sagt der Vorstandsv­orsitzende. „Wobei es ja gar nicht sicher ist, dass überhaupt ein Schaden entstanden ist.“Schließlic­h sei es sehr wohl denkbar, dass die Kunden die Erbschafts­teuer wie vorgeschri­eben bezahlt hätten. Das jedoch entziehe sich der Kenntnis seiner Bank.

 ?? Foto: Candy Welz, dpa ?? Die Sparkasse Allgäu ist wegen ihrer 2016 geschlosse­nen Filiale im Kleinwalse­rtal in den Fokus der Staatsanwa­ltschaft geraten. Ermittler prüfen, ob die Bank Kunden bei der Steuerhint­erziehung geholfen hat.
Foto: Candy Welz, dpa Die Sparkasse Allgäu ist wegen ihrer 2016 geschlosse­nen Filiale im Kleinwalse­rtal in den Fokus der Staatsanwa­ltschaft geraten. Ermittler prüfen, ob die Bank Kunden bei der Steuerhint­erziehung geholfen hat.

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