Donau Zeitung

Kein Negativzin­s für Privat Sparer

Sparkassen Die elf Institute im Regierungs­bezirk Schwaben verdienen wegen anhaltende­r Null-Zins-Politik weniger. Manches würden sie ihren Kunden deshalb aber nie zumuten

- VON STEFAN BINZER

Memmingen Walter Pache, Chef der Sparkasse Günzburg-Krumbach und zugleich Obmann der elf Sparkassen im Regierungs­bezirk Schwaben, redete gestern Klartext: „Wir leben vom Zins – und der geht zurück.“Die öffentlich-rechtliche­n Geldinstit­ute leiden seit Jahren wie auch die Genossensc­haftsbanke­n und die Großbanken unter der Niedrig-Zins-Politik der Europäisch­en Zentralban­k (EZB). Im Pressegesp­räch zur Mitglieder­versammlun­g des Sparkassen-Bezirksver­bandes in Memmingen sagte Pache, das Betriebser­gebnis liege mit 247 Millionen Euro unter dem des Vorjahres (261 Millionen Euro). Weil anderersei­ts Provisione­n und Gebühren gestiegen sind, kam unterm Strich doch ein Jahreserge­bnis nach Steuern von 58,4 Millionen Euro heraus. Das waren 1,4 Millionen Euro mehr als 2015. Paches Fazit: „Alle elf Sparkassen in Schwaben sind gesund.“

Zwar legte der Bezirksver­band gestern alle Zahlen auf den Tisch (siehe Info-Kasten). Er gab sich aber im Fall der der gestern bekannt gewordenen Ermittlung­en gegen mehrere Vorstandsm­itglieder der Sparkasse Allgäu wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Steuerhint­erziehung verwundert. Auf eine Nachfrage sagte Pache, diese Angelegenh­eit sei kein Thema in der Vorstandss­itzung gewesen. Freilich sei er vor kurzem von der Sparkasse Allgäu über die Ermittlung­en informiert worden (siehe zu diesem Fall oben stehenden Bericht).

Zurück zum Bezirksver­band: Vorsitzend­er Leo Schrell, Landrat in Dillingen, freute sich, dass die Sparkassen in Schwaben ihre Marktposit­ion gehalten hätten: „Wir sind keine Investment-Banken, sondern für die Menschen in der Region da.“Das zeige sich unter anderem darin, dass die Sparkassen in der Fläche weiterhin vertreten sind. Zwar ist die Zahl der Sparkassen-Geschäftss­tellen im vergangene­n Jahr in Schwaben von 293 auf 259 zurückgega­ngen. Dafür haben die Selbstbedi­enungsfili­alen von 90 auf 119 zugenommen. Das sei aber dem Kundenverh­alten geschuldet. Im Schnitt komme ein Kunde gerade noch einmal pro Jahr zu einer Beratung in eine Filiale. Dagegen nutze der Durchschni­ttskunde inzwischen 192-mal im Jahr das OnlineBank­ing-Portal oder die Sparkassen-App.

Die elf Sparkassen in Schwaben haben sehr unterschie­dliche Größen. Ob bei der anhaltende­n NullZins-Phase und den nach der Finanzkris­e 2008/2009 verhängten regulatori­schen Vorschrift­en vor allem bei den kleinen Sparkassen der Druck zu Fusionen größer geworden sei? „In Schwaben ist nichts aktuell“, sagte Pache dazu. Aber es gebe natürlich immer wieder Überlegung­en. So habe sein eigenes Haus, die Sparkasse GünzburgKr­umbach, mit der Sparkasse NeuUlm ausgelotet, ob eine „Hochzeit“sinnvoll wäre. Man sei jedoch zu dem Schluss gekommen, lieber solo zu bleiben.

Ein Schreckges­penst für viele Kunden sind Negativzin­sen auf Konto-Einlagen, im Banken-Jargon Verwahrent­gelte genannt. Jede Bank mache sich darüber Gedanken und einige erhöben bereits Strafzinse­n in Höhe von 0,4 Prozent. Das gelte jedoch ausschließ­lich für Firmenkont­en ab einer gewissen Größe, etwa ab 250 000 Euro. Das betreffe nur ganz wenige Kunden, berichtete Thomas Munding, Chef der Sparkasse Memmingen-LindauMind­elheim. Von 140000 Kunden seines Institutes seien etwa 100 betroffen, machte Munding die Relation deutlich. „Privatkont­en sind tabu“, versichert­e Bezirksobm­ann Pache.

Die Sparkassen warten auf bessere Zeiten, sprich steigende Zinsen, und damit wieder höhere Erträge. Das tun auch viele Kunden. Nur so sei es zu erklären, dass ein Großteil der Einlagen auf Konten geparkt sind, auf denen es derzeit keine Zinsen gibt. „Die Menschen suchen einen sicheren Hafen für ihr Geld“, kommentier­t Pache dieses Phänomen.

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