Kein Negativzins für Privat Sparer
Sparkassen Die elf Institute im Regierungsbezirk Schwaben verdienen wegen anhaltender Null-Zins-Politik weniger. Manches würden sie ihren Kunden deshalb aber nie zumuten
Memmingen Walter Pache, Chef der Sparkasse Günzburg-Krumbach und zugleich Obmann der elf Sparkassen im Regierungsbezirk Schwaben, redete gestern Klartext: „Wir leben vom Zins – und der geht zurück.“Die öffentlich-rechtlichen Geldinstitute leiden seit Jahren wie auch die Genossenschaftsbanken und die Großbanken unter der Niedrig-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB). Im Pressegespräch zur Mitgliederversammlung des Sparkassen-Bezirksverbandes in Memmingen sagte Pache, das Betriebsergebnis liege mit 247 Millionen Euro unter dem des Vorjahres (261 Millionen Euro). Weil andererseits Provisionen und Gebühren gestiegen sind, kam unterm Strich doch ein Jahresergebnis nach Steuern von 58,4 Millionen Euro heraus. Das waren 1,4 Millionen Euro mehr als 2015. Paches Fazit: „Alle elf Sparkassen in Schwaben sind gesund.“
Zwar legte der Bezirksverband gestern alle Zahlen auf den Tisch (siehe Info-Kasten). Er gab sich aber im Fall der der gestern bekannt gewordenen Ermittlungen gegen mehrere Vorstandsmitglieder der Sparkasse Allgäu wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Steuerhinterziehung verwundert. Auf eine Nachfrage sagte Pache, diese Angelegenheit sei kein Thema in der Vorstandssitzung gewesen. Freilich sei er vor kurzem von der Sparkasse Allgäu über die Ermittlungen informiert worden (siehe zu diesem Fall oben stehenden Bericht).
Zurück zum Bezirksverband: Vorsitzender Leo Schrell, Landrat in Dillingen, freute sich, dass die Sparkassen in Schwaben ihre Marktposition gehalten hätten: „Wir sind keine Investment-Banken, sondern für die Menschen in der Region da.“Das zeige sich unter anderem darin, dass die Sparkassen in der Fläche weiterhin vertreten sind. Zwar ist die Zahl der Sparkassen-Geschäftsstellen im vergangenen Jahr in Schwaben von 293 auf 259 zurückgegangen. Dafür haben die Selbstbedienungsfilialen von 90 auf 119 zugenommen. Das sei aber dem Kundenverhalten geschuldet. Im Schnitt komme ein Kunde gerade noch einmal pro Jahr zu einer Beratung in eine Filiale. Dagegen nutze der Durchschnittskunde inzwischen 192-mal im Jahr das OnlineBanking-Portal oder die Sparkassen-App.
Die elf Sparkassen in Schwaben haben sehr unterschiedliche Größen. Ob bei der anhaltenden NullZins-Phase und den nach der Finanzkrise 2008/2009 verhängten regulatorischen Vorschriften vor allem bei den kleinen Sparkassen der Druck zu Fusionen größer geworden sei? „In Schwaben ist nichts aktuell“, sagte Pache dazu. Aber es gebe natürlich immer wieder Überlegungen. So habe sein eigenes Haus, die Sparkasse GünzburgKrumbach, mit der Sparkasse NeuUlm ausgelotet, ob eine „Hochzeit“sinnvoll wäre. Man sei jedoch zu dem Schluss gekommen, lieber solo zu bleiben.
Ein Schreckgespenst für viele Kunden sind Negativzinsen auf Konto-Einlagen, im Banken-Jargon Verwahrentgelte genannt. Jede Bank mache sich darüber Gedanken und einige erhöben bereits Strafzinsen in Höhe von 0,4 Prozent. Das gelte jedoch ausschließlich für Firmenkonten ab einer gewissen Größe, etwa ab 250 000 Euro. Das betreffe nur ganz wenige Kunden, berichtete Thomas Munding, Chef der Sparkasse Memmingen-LindauMindelheim. Von 140000 Kunden seines Institutes seien etwa 100 betroffen, machte Munding die Relation deutlich. „Privatkonten sind tabu“, versicherte Bezirksobmann Pache.
Die Sparkassen warten auf bessere Zeiten, sprich steigende Zinsen, und damit wieder höhere Erträge. Das tun auch viele Kunden. Nur so sei es zu erklären, dass ein Großteil der Einlagen auf Konten geparkt sind, auf denen es derzeit keine Zinsen gibt. „Die Menschen suchen einen sicheren Hafen für ihr Geld“, kommentiert Pache dieses Phänomen.