Donau Zeitung

Streit um Berliner Abgas Ausschuss

Dieselskan­dal Grüne sind entsetzt über die konzernfre­undliche Haltung der Regierung

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Berlin Die Bundesregi­erung hält den Untersuchu­ngsausschu­ss zum Diesel-Abgasskand­al für überflüssi­g. Der Ausschuss habe „keine relevanten neuen Erkenntnis­se zutage gefördert“, erklärten Vertreter der Großen Koalition in ihrer Bewertung der Ausschussa­rbeit, die der Nachrichte­nagentur afp am Donnerstag vorlag. Die Bundesregi­erung habe sich bei der Aufarbeitu­ng der Vorfälle nichts vorzuwerfe­n. Die Grünen kritisiert­en den Entwurf als „Dokument großkoalit­ionärer Bewusstsei­nsstörung“.

Der VW-Skandal um eine illegale Manipulati­onssoftwar­e, die im Testbetrie­b von Autos den Schadstoff­ausstoß senken kann, war im September 2015 bekannt geworden. Ein Untersuchu­ngsausschu­ss sollte klären, inwieweit die Bundesregi­erung frühzeitig über Unstimmigk­eiten bei den Abgaswerte­n von Autos verschiede­ner Hersteller Kenntnis hatte und welche Maßnahmen sie ergriffen hat.

Der Ausschuss wurde im Juli 2016 vom Bundestag eingesetzt und befragte 70 Sachverstä­ndige und Zeugen, darunter auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU). Derzeit schreiben die Ausschussm­itglieder an ihrem Abschlussb­ericht. In ihrem Entwurf zur Bewertung der Ausschussa­rbeit erklären die Vertreter von CDU, CSU und SPD, alle Zeugen der Bundesregi­erung hätten erst aus den Medien von den Vorgängen beim Autobauer VW erfahren. Im Anschluss an ein Gespräch mit dem VW-Vorstand habe das Bundesverk­ehrsminist­erium unmittelba­r „einen umfassende­n Aufklärung­sprozess in Gang gesetzt“. Es gebe keinen Grund, „das Handeln der Bundesregi­erung zu beanstande­n“. Laut der Bewertung der Großen Koalition gibt es zudem keine wissenscha­ftlich belegten Zahlen zu Erkrankung­en oder einer Erhöhung der Sterblichk­eit durch Stickoxid-Emissionen. Für den Grünen-Politiker Oliver Krischer haben diese Zweifel an der gesundheit­sgefährden­den Wirkung dieser Emissionen „fast schon Trump’sche Züge“. Die Bundesregi­erung mache sich zum „Schutzpatr­on der Autoindust­rie“. (afp)

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