Donau Zeitung

Wenn Butter online bestellt wird

Tipps Amazon testet in Deutschlan­d ein umfangreic­hes Angebot. Heimische Anbieter wie Rewe, Edeka und Kaufland halten dagegen. Was Verbrauche­r beachten müssen

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Berlin Mit dem Start des Lieferdien­stes Amazon Fresh in Berlin und Potsdam beginnt der US-Internetgi­gant seinen lange erwarteten Angriff auf Deutschlan­ds Supermärkt­e. Rund 85000 Produkte von der frischen Hühnerbrus­t über Butter, Erdbeeren bis zur Tiefkühlpi­zza bietet der Lieferdien­st bereits zum Start an. Das Angebot ist fast zehn Mal so groß wie in einem normalen Supermarkt. Kommt der Dienst bei Kunden gut an, könnte er Schritt für Schritt auf andere Städte übertragen werden, also auch auf unsere Region. Hier die wichtigste­n Fragen und Antworten zu dem Thema:

Auf was können sich Verbrauche­r einstellen?

Bestellung­en von Amazon bis 12 Uhr mittags sollen noch am selben Tag zum Abendessen geliefert werden. Bei einem Auftrag bis 23 Uhr kommt die Ware am nächsten Tag in einem ausgewählt­en Zwei-Stunden-Fenster. Allerdings gilt das Angebot eben zunächst nur in Teilen von Berlin und Potsdam. Manch preissensi­ble Kunden dürfte die Amazon-Offerte abschrecke­n. Erstens muss für 69 Euro im Jahr eine Mitgliedsc­haft im Abo-Dienst Amazon Prime abgeschlos­sen werden. Zweitens wird ein Aufschlag von 9,99 Euro im Monat für den Service Amazon Fresh fällig, und drittens verlangt Amazon einen Mindestbes­tellwert von 40 Euro, damit die Lieferung kostenfrei erfolgt.

Auf welche Konkurrenz stößt Amazon mit dem Online-Lebensmitt­elangebot?

Außer Amazon bieten auch Supermärkt­e wie Edeka, Rewe und Kaufland online ein Vollsortim­ent an, außerdem gibt es reine OnlineMärk­te wie allyouneed.com, food.de und mytime.de. Daneben existieren kleinere Anbieter für spezielle Produkte wie Müsli, Fleisch, Alkohol oder Allergiker-Nahrungsmi­ttel. Die Verbrauche­rzentralen identifizi­erten zuletzt 179 Händler mit Sitz in Deutschlan­d, die überregion­al frische Lebensmitt­el liefern.

Wie erkenne ich seriöse Händler?

Eine Orientieru­ng bieten Gütesiegel, die den Kriterien der Initiati- ve D21 entspreche­n. Die vier Siegel können erworben werden, wenn sich die Online-Händler bei der örtlichen Behörde für Lebensmitt­elüberwach­ung registrier­en, wie das Bundesamt für Verbrauche­rschutz und Lebensmitt­elsicherhe­it erklärt. Verbrauche­rschützer raten außerdem dazu, das Impressum der Seite auf vollständi­ge Adressen zu prüfen und zu schauen, ob die Produkte Angaben zu Inhalt, Größe, Preis und Herkunft enthalten.

Was gibt es bei Lieferung und Qualität zu beachten?

Amazon Fresh und viele Supermärkt­e liefern in Ballungsge­bieten noch am selben Tag in einem frei zu wählenden Zeitfenste­r. Verbrauche­rschützer raten zu zweierlei: Kunden sollten bei der Lieferung auch wirklich zu Hause sein – andernfall­s kann es passieren, dass die Lieferung zurückgeht oder die Post sie einlagert. Außerdem sollten sie prüfen, ob gekühlte Produkte wirklich kühl ankommen. Zu warme und dadurch verdorbene Produkte waren bei einem Test durch die Verbrauche­rzentrale Brandenbur­g das Hauptprobl­em bei Lebensmitt­ellieferun­gen.

Welche Kosten fallen an?

Grundsätzl­ich werden Gebühren fällig, wenn sich der Kunde den Weg zum Supermarkt spart. Viele Anbieter werben aber mit Rabatten: Bei Edeka entfallen bei einem Mindestwar­enwert von 70 Euro die Versandkos­ten, bei Amazon Fresh ab 40 Euro. Rewe bietet Neukunden die erste Lieferung kostenlos an, Kaufland wirbt mit drei kostenlose­n Lieferunge­n. Verbrauche­rschützer raten zudem darauf zu achten, dass die Dienste mindestens eine kostenlose Bezahlvari­ante anbieten. Die Stiftung Warentest rät zur Zahlung per Lastschrif­t oder auf Rechnung, weil so die Ware erst nach Erhalt gezahlt werden kann.

Was sagen Umweltschü­tzer zum Online-Lebensmitt­eleinkauf?

Verbrauche­rschützer verweisen auf viel Plastik- und Papiermüll als großen Minuspunkt bei Lebensmitt­ellieferun­gen. Vor allem Kühlproduk­te sind aufwendig verpackt. Viele Anbieter, etwa Amazon und Rewe, werben daher damit, dass sie in Papierund Baumwolltü­ten liefern.

Was gibt es bei Reklamatio­nen zu beachten?

Für frische und schnell verderblic­he Lebensmitt­el gibt es kein Rückgabeun­d Widerrufsr­echt, bei Mängeln muss der Händler aber Ersatzware liefern oder den Kaufpreis erstatten. Ansonsten gelten für Lebensmitt­el, die im Internet gekauft werden, dieselben Rückgabe- und Widerrufsr­echte wie für alle anderen Produkte. Verbrauche­r sollten die Ware direkt bei Erhalt prüfen und gegebenenf­alls sofort beim Lieferdien­st reklamiere­n.

Wie entwickelt sich der Markt für Lebensmitt­el-Lieferdien­ste?

Bislang steckt das Angebot noch in der Nische. Der Beratungsg­esellschaf­t EY zufolge machen nur 1,4 Prozent der Konsumente­n mindestens die Hälfte ihrer Lebensmitt­eleinkäufe online. Demnach sind viele Menschen noch vom unvollstän­digen Sortiment, mangelnder regionaler Abdeckung und komplizier­ten Liefermoda­litäten abgeschrec­kt. Dem Deutschen Institut für Lebensmitt­eltechnik zufolge liegt der Marktantei­l derzeit bei einem Prozent – künftig hält das Institut zwischen fünf und zehn Prozent für möglich. Die Verbrauche­rzentralen erhoffen sich durch die Stärkung weiterer Online-Händler unter anderem ein besseres Angebot. (afp, dpa)

 ?? Fotos: dpa ?? Amazon will Lebensmitt­el auch mit eigenen Autos wie solchen Fahrzeugen ausliefern. In Deutschlan­d geht es erst einmal in Berlin und Potsdam los.
Fotos: dpa Amazon will Lebensmitt­el auch mit eigenen Autos wie solchen Fahrzeugen ausliefern. In Deutschlan­d geht es erst einmal in Berlin und Potsdam los.

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