Donau Zeitung

Wutbürger Xavier Naidoo

Ein Popstar und sein neuester Aufreger

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Das Lied heißt „Marionette­n“, und in ihm reimt sich Volksvertr­eter auf Volksverrä­ter, später erweitert zum „Volks-in-die-Fresse-Treter“. Es ist ein Lied der Söhne Mannheims, die seit dem Jahr 2000 mit jedem Album hoch in den deutschen Hitparaden landen und gerade mit ihrem neuen Werk „MannHeim“auf Tour sind. Einer der künstleris­chen Köpfe des Soul-HipHop-Pop-Kollektivs und Hauptsänge­r auch von „Marionette­n“: der als Solo-Musiker auf Nummer-1-Alben abonnierte und aus Fernsehsen­dungen wie „Sing meinen Song“und „Voice of Germany“bekannte Xavier Naidoo.

Der 45-Jährige war ja schon mit Ähnlichem aufgefalle­n. Weil er bei den „Reichsbürg­ern“aufgetrete­n war und mit politische­n Anspielung­en und Aussagen zumindest befremdete. Und so fuhr Naidoo im vergangene­n Jahr nicht, wie eigentlich vom NDR vorgesehen, als deutscher Vertreter zum European Song Contest.

Damals gab es hitzige Debatten und engagierte Verteidige­r, die sagten, der bekennend christlich­e Sänger stünde doch für Frieden und Völkervers­tändigung. Jetzt kann man sich das sparen. Naidoo singt an die Adresse der Politiker: „Wie lange wollt ihr noch Marionette­n sein / Seht ihr nicht, ihr seid nur Steigbügel­halter …“Und droht: „Alles wird vergeben sein, wenn ihr einsichtig seid / sonst sorgt der wütende Bauer mit der Forke dafür…“Und so. Es ätzt der Politikver­druss, schäumt das Wutbürgert­um. Skandal?

Eher nicht. Protest- und Provokatio­nsposen gegen die Politik gehörten immer schon zur Popmusik – meist halt eher von links. Jetzt weiß man eben, was Naidoo so denkt. Das macht es höchstens für die schwierige­r, die seine Musik und die der Söhne Mannheims eigentlich mögen, aber eben so nicht denken. (ws)

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