Donau Zeitung

Erst kein Glück und dann Pech

Zweite Liga Der TSV 1860 München taumelt der Drittklass­igkeit entgegen. Mal wieder. Im Vergleich zu den vergangene­n Jahren haben die Löwen aber mit einer Hypothek zu kämpfen

- VON TILMANN MEHL

München Dann kommt auch noch Pech dazu. Selbstvers­tändlich können sich die Münchner nur schwerlich beim Schicksal beschweren, schließlic­h haben sie oft genug in den vergangene­n Jahren von glückliche­n Fügungen profitiert. Trotzdem ist es natürlich ein denkbar ungünstige­r Zeitpunkt.

Mit dem Abstiegska­mpf in der zweiten Liga haben die Löwen in den vergangene­n beiden Jahren eindrückli­che Erfahrunge­n gemacht. Die Rettung in der Relegation vor zwei Jahren war weniger der fußballeri­schen Qualität als der losen Abfolge verwunderl­icher Schiedsric­hterleistu­ngen und Treffern in der Endphase einiger Partien geschuldet. Vor Jahresfris­t gab Daniel Bierofka den Retter in der Not und führte eine taumelnde Mannschaft zum Klassenerh­alt.

In dieser Spielzeit aber hält sich Fortuna merklich zurück. Zuletzt spielte die von Vitor Pereira trainierte Mannschaft ansehnlich­en Offensivfu­ßball, zielstrebi­g und technisch ansprechen­d. Das Problem daran: Sie holt keine Punkte. In den vergangene­n fünf Partien blieben lediglich zwei Zähler auf dem LöwenKonto hängen. Die namhaft besetzte Offensive um die bundesliga­erfahrenen Stefan Aigner, Sascha Mölders und Ivica Olic traf dabei exakt: kein Mal. Auch der in der Winterpaus­e verpflicht­ete Christian Gytkjaer trug sich dabei nicht in die Torschütze­nliste ein.

Mit der Flaute in der Offensive einher geht das Abrutschen in der Tabelle. Vor dem Spiel heute bei Dynamo Dresden (18.30 Uhr) stehen die Münchner auf dem 16. Rang, nur ein Zähler trennt sie derzeit vom direkten Abstiegspl­atz.

Nervosität lässt Pereira deswegen aber nicht erkennen. Dabei hat der portugiesi­sche Trainer bewegte Tage hinter sich. Nach der Niederlage gegen Braunschwe­ig (0:1) wurde ihm vom gegnerisch­en Trainer Torsten Lieberknec­ht vorgeworfe­n, diesen beleidigt zu haben. Der DFB ermittelt deswegen. An Pereira prallt das ab. „Wenn der DFB etwas wissen will, helfe ich gerne.“Mit Lieberknec­ht habe es in der Woche keinen Austausch mehr über den Vorfall gegeben. Pereira beschäftig­t nur mit dem Sport „Von morgens bis abends. Manchmal träume ich davon.“Die Nachtruhe wird offenbar auch nicht durch Gedanken an Hasan Ismaik gestört. Der jordanisch­e Investor ließ schon Trainer beurlauben, die weniger Erfolg als Pereira hatten. Den Portugiese­n hat er nun aber im Alleingang ausgesucht und interessan­terweise bietet die Spielweise der Münchner auch leise Hoffnung auf Besserung.

Sollte der Traditions­verein allerdings doch den Weg in die Drittklass­igkeit antreten müssen, hat Ismaik angekündig­t, den Klub weiter- hin zu unterstütz­en. Was Kritiker des Jordaniers als Drohung begreifen, dürfte die einzige Möglichkei­t sein, in diesem Fall nicht den Weg in die Insolvenz anzutreten.

Ein Abstieg würde freilich deutlich die Handschrif­t Ismaiks tragen, der seit sechs Jahren versucht, den Verein nach seinem Willen umzugestal­ten. Bislang bleibt der Erfolg aus. Allerdings hat er in dieser Saisich son etliche Millionen für Neuzugänge zur Verfügung gestellt. Dass diese sowohl unter Pereira als auch dessen Vorgänger Kosta Runjaic nur leidlich zur Qualitätss­teigerung beitrugen, ist dem Investor nur teilweise anzulasten. Noch haben die Münchner intakte Möglichkei­ten, die Liga zu halten. Nach dem Spiel gegen Dresden warten noch Bochum und Heidenheim auf die Löwen. Gegner, für die es lediglich darum geht, die Saison ohne Verletzung­en zu überstehen. Auf das Glück verlassen sollten sich die Münchner dieses Jahr aber nicht.

Ismaiks Gestaltung­swille blieb bislang erfolglos

 ?? Foto: Oryk Haist, Sven Simon ?? Symbolfigu­r der Löwen Krise: Auf Stefan Aigner ruhten viele Hoffnungen, als er von der Frankfurte­r Eintracht geholt wurde. Er füllen konnte er sie nur selten.
Foto: Oryk Haist, Sven Simon Symbolfigu­r der Löwen Krise: Auf Stefan Aigner ruhten viele Hoffnungen, als er von der Frankfurte­r Eintracht geholt wurde. Er füllen konnte er sie nur selten.
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Vitor Pereira

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