Warum die Eishockey-WM so wichtig ist
Randbemerkung
Und jährlich grüßen im Mai, genau, die Eishockeyprofis. Pünktlich mit dem Sommerbeginn setzen die Wintersportler ihre Welttitelkämpfe an. Jedes Jahr fragen die Kollegen in der Sportredaktion: Ist denn schon wieder Eishockey-WM? Ja ist es, und selbst im Olympiajahr 2018 folgt ebenfalls noch ein WM-Turnier obendrauf. Sportfans geißeln zwar seit Jahrzehnten die Inflation an Titelkämpfen, aber der Weltverband IIHF hält an der Tradition fest. Mit gutem Grund.
Denn anders als der Fußball nagen die meisten nationalen Eishockey-Verbände am Hungertuch. Während die Kicker dank aberwitziger Milliardenbeträge aus Fernsehverträgen im Geld schwimmen, lebt die Puckbranche von der Hand in den Mund. Noch vor zwei Jahren stand der Deutsche Eishockey Bund (DEB) vor der Pleite. Erst der neue Präsident Franz Reindl wendete im April 2015 mit einer Finte die Zahlungsunfähigkeit ab. Reindl nahm die Deutsche Eishockey-Liga und die DEL2 wieder in den Verband auf. Mit den Abgaben der Profiklubs und der Einführung von Lizenzgebühren nahm der DEB rund 500 000 Euro zusätzlich ein.
Mit dem Geld, das dem Fußballbund vielleicht für die Portokasse reicht, konnte der DEB bis zum nächsten Zahltag überleben. Der beginnt heute in Köln und Paris mit dem Turnier in Deutschland und Frankreich. Der Gewinn der vergangenen Heim-WM im Jahr 2010 betrug rund 1,5 Millionen Euro. Das Geld ist längst verfrühstückt. Von den Einnahmen aus 2017 kann der Deutsche Eishockey-Bund die Lehrgänge seiner Mannschaften wieder finanzieren. Reindl hofft auf 600 000 verkaufte WM-Tickets und darauf, dass das Team von Bundestrainer Marco Sturm weit kommt. Denn nur Erfolg macht sexy und spült nebenbei dringend benötigtes Kapital in die notorisch klamme Verbandskasse. Die Überlegungen für die nächste WM-Bewerbung Deutschlands hat Franz Reindl längst im Hinterkopf.