Ganz neue Hungerkünstler
Alle aktuellen Umfragen behaupten, dass unser Volk noch nie so zufrieden war wie heute. Aber das wird sich bald ändern. Denn der britische Forscher Terence Kealey hat soeben nachgewiesen, dass das Frühstück eine äußerst gefährliche Mahlzeit ist. Wer frühstückt, riskiere Übergewicht, Fettleibigkeit und Bluthochdruck.
Diese Wirkung ist verständlich. Zu weit haben wir uns von der natürlichen Lebensweise unserer Vorfahren entfernt. Der kühlschrankfreie Steinzeitmensch musste trotz knurrenden Magens am Morgen erst einmal auf die Jagd gehen, damit er sich gegen Mittag sattessen konnte.
Diese wissenschaftliche Erkenntnis zwingt jetzt jeden gesundheitsbewussten Menschen, das Frühstück sofort einzustellen. Logischerweise wird er sein berufliches Umfeld bis zum Mittag als Jagdgebiet betrachten. Bei knurrendem Magen fällt es ihm leicht, seine Mitarbeiter nicht nur anzuknurren, sondern auch mit giftigen Pfeilen zu beschießen. Denn missgelaunt quält er sich durch die vormittägliche Urzeitphase. Es besteht kein Zweifel: In der frühstückslosen Zukunft wird das Leben gesünder, aber auch sehr viel härter.
Schon der altgriechische Dichter Theokrit hinterließ uns gültige Verhaltensregeln für den Umgang mit vormittäglichen Hungerkünstlern. In einem seiner Gedichte warnte er vor dem Frühstücksmuffel Diokleides mit den Worten: „Diokleides hat noch kein Frühstück. / Ach, er ist sauer wie Essig, und da er hungert, musst du ihn meiden.“