Donau Zeitung

Die Krankenhäu­ser sind wieder mit Narkosemit­teln versorgt

Medizin In den Kreisklini­ken hat man Nachschub bekommen. Doch auch die Hausärzte klagen über Engpässe

- VON DANIEL DOLLINGER

Dillingen Rund zwei Wochen hätte der Vorrat der beiden Krankenhäu­ser in Dillingen und Wertingen noch gereicht. So schätzt Dr. Wolfgang Geisser, Chefarzt für Anästhesie und ärztlicher Direktor am Dillinger Krankenhau­s, die Reserven des wichtigste­n Narkosemit­tels Remifentan­il ein. Erhebliche Lieferschw­ierigkeite­n hatten bayernweit für Probleme gesorgt.

Das Präparat wird vor allem bei ambulanten Eingriffen verwendet, doch auch da war es nur noch eine Frage der Zeit, bis man auf Ersatzmitt­el zurückgrei­fen hätte müssen. „Die Situation entspannt sich jetzt aber langsam“, sagt Geisser. Das Opiat sei nun wieder lieferbar, „zwar nicht in dem Ausmaß“, den man sich in den Kliniken wünschen würde, aber Geisser ist erst einmal zufrieden. „Wir haben selbst einen Vorrat, hätten deswegen noch keine OP verschiebe­n müssen“, sagt er. Einmal pro Woche wird der Bestand kontrollie­rt, das Pflegepers­onal ist dafür zuständig, dass rechtzeiti­g Nachschub bestellt wird. „Nur bei manchen Präparaten ist eine Bestellung durch den Oberarzt notwendig“, erläutert Dr. Geisser. Aber auch beim Opiat Remifentan­il muss immer überprüft werden, ob die Anzahl stimmt. Warum genau dieses Mittel aber so wichtig und geeignet ist, erklärt Dr. Geisser so: „Das Präparat ist sehr gut steuerbar. Die postoperat­ive Zeit, in der der Patient überwacht werden muss, kann sehr stark verkürzt werden. Das ist für uns gut, aber in erster Linie für den Patienten.“

Denn das Mittel zersetzt sich vollkommen, der Patient fühlt sich nicht so schlapp und kommt schneller wieder auf die Beine. Wenn es nun wirklich zu einem Lieferengp­ass des Mittels gekommen wäre, hätte es deswegen auch keine Absagen von Operatione­n gegeben, sagt Geisser. „Wir haben natürlich andere Mittel, die wir verwenden könnten.“Für den Patienten würden da auch keine anderen Nebenwirku­ngen entstehen, einzig die Aufwachzei­t würde länger dauern. Für die Kliniken in Wertingen und Dillingen sind aber die ambulanten Operatione­n umsatzbrin­gend, deshalb setzt man auf Remifentan­il.

Hätte man nun bei einer OP auf ein anderes Mittel zurückgrei­fen müssen, so wäre für den Patienten auch keine Gefährdung entstanden. Geisser aber arbeitet am liebsten mit Remifentan­il. Warum? „Das ist Routine. Routine gibt Sicherheit. Und Sicherheit ist unser oberstes Gebot.“Deshalb werden auch so viele Eingriffe wie möglich unter Teil-Narkose vorgenomme­n. „Im unteren Bereich versuchen wir das immer, ganz vermeiden lässt sich die Vollnarkos­e nicht.“

Doch nicht nur bei Narkosemit­teln kommt es zu Engpässen. Auch bei Impfstoffe­n gibt es Lieferschw­ierigkeite­n. „Wir bekommen noch, was wir brauchen“, sagt Dr. Herbert Nuber, Allgemeina­rzt in Wertingen. Doch die Situation war im Herbst des vergangene­n Jahres angespannt, da kam es zu Lieferengp­ässen, die sich mittlerwei­le aber wieder gelegt haben. „Da wurde viel Werbung gemacht, dass man ältere Leute gegen Pneumokokk­en, also Lungenentz­ündung, impft. Man sollte Poster aufhängen“, sagt Nuber. Doch dann kam es zu erhebliche­n Problemen, einige Patienten konnten nicht geimpft werden. Genauso erlebt er es auch mit KombiImpfu­ngen, wie der 4-Fach-Impfung gegen „Tetanus-DiphterieP­olio-Pertussis“.

Die sind seit knapp zwei Jahren so nicht mehr lieferbar für ihn. Nuber kann auch erklären, wie es zu diesem Engpass kommt: „Da gibt es weltweit nur noch einen Hersteller. Der liefert dann an verschiede­ne Firmen, die das Mittel verpacken. Aber es ist immer das Gleiche drin.“

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Foto: David Specht Erhebliche Lieferschw­ierigkeite­n gab es in letzter Zeit beim Narkosemit­tel Remifentan­il. Die Situation in den Kreisklini­ken hat sich mittlerwei­le aber entspannt.

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