Die Krankenhäuser sind wieder mit Narkosemitteln versorgt
Medizin In den Kreiskliniken hat man Nachschub bekommen. Doch auch die Hausärzte klagen über Engpässe
Dillingen Rund zwei Wochen hätte der Vorrat der beiden Krankenhäuser in Dillingen und Wertingen noch gereicht. So schätzt Dr. Wolfgang Geisser, Chefarzt für Anästhesie und ärztlicher Direktor am Dillinger Krankenhaus, die Reserven des wichtigsten Narkosemittels Remifentanil ein. Erhebliche Lieferschwierigkeiten hatten bayernweit für Probleme gesorgt.
Das Präparat wird vor allem bei ambulanten Eingriffen verwendet, doch auch da war es nur noch eine Frage der Zeit, bis man auf Ersatzmittel zurückgreifen hätte müssen. „Die Situation entspannt sich jetzt aber langsam“, sagt Geisser. Das Opiat sei nun wieder lieferbar, „zwar nicht in dem Ausmaß“, den man sich in den Kliniken wünschen würde, aber Geisser ist erst einmal zufrieden. „Wir haben selbst einen Vorrat, hätten deswegen noch keine OP verschieben müssen“, sagt er. Einmal pro Woche wird der Bestand kontrolliert, das Pflegepersonal ist dafür zuständig, dass rechtzeitig Nachschub bestellt wird. „Nur bei manchen Präparaten ist eine Bestellung durch den Oberarzt notwendig“, erläutert Dr. Geisser. Aber auch beim Opiat Remifentanil muss immer überprüft werden, ob die Anzahl stimmt. Warum genau dieses Mittel aber so wichtig und geeignet ist, erklärt Dr. Geisser so: „Das Präparat ist sehr gut steuerbar. Die postoperative Zeit, in der der Patient überwacht werden muss, kann sehr stark verkürzt werden. Das ist für uns gut, aber in erster Linie für den Patienten.“
Denn das Mittel zersetzt sich vollkommen, der Patient fühlt sich nicht so schlapp und kommt schneller wieder auf die Beine. Wenn es nun wirklich zu einem Lieferengpass des Mittels gekommen wäre, hätte es deswegen auch keine Absagen von Operationen gegeben, sagt Geisser. „Wir haben natürlich andere Mittel, die wir verwenden könnten.“Für den Patienten würden da auch keine anderen Nebenwirkungen entstehen, einzig die Aufwachzeit würde länger dauern. Für die Kliniken in Wertingen und Dillingen sind aber die ambulanten Operationen umsatzbringend, deshalb setzt man auf Remifentanil.
Hätte man nun bei einer OP auf ein anderes Mittel zurückgreifen müssen, so wäre für den Patienten auch keine Gefährdung entstanden. Geisser aber arbeitet am liebsten mit Remifentanil. Warum? „Das ist Routine. Routine gibt Sicherheit. Und Sicherheit ist unser oberstes Gebot.“Deshalb werden auch so viele Eingriffe wie möglich unter Teil-Narkose vorgenommen. „Im unteren Bereich versuchen wir das immer, ganz vermeiden lässt sich die Vollnarkose nicht.“
Doch nicht nur bei Narkosemitteln kommt es zu Engpässen. Auch bei Impfstoffen gibt es Lieferschwierigkeiten. „Wir bekommen noch, was wir brauchen“, sagt Dr. Herbert Nuber, Allgemeinarzt in Wertingen. Doch die Situation war im Herbst des vergangenen Jahres angespannt, da kam es zu Lieferengpässen, die sich mittlerweile aber wieder gelegt haben. „Da wurde viel Werbung gemacht, dass man ältere Leute gegen Pneumokokken, also Lungenentzündung, impft. Man sollte Poster aufhängen“, sagt Nuber. Doch dann kam es zu erheblichen Problemen, einige Patienten konnten nicht geimpft werden. Genauso erlebt er es auch mit KombiImpfungen, wie der 4-Fach-Impfung gegen „Tetanus-DiphteriePolio-Pertussis“.
Die sind seit knapp zwei Jahren so nicht mehr lieferbar für ihn. Nuber kann auch erklären, wie es zu diesem Engpass kommt: „Da gibt es weltweit nur noch einen Hersteller. Der liefert dann an verschiedene Firmen, die das Mittel verpacken. Aber es ist immer das Gleiche drin.“