Donau Zeitung

Eine makaber heitere Diagnose

Kabarett Duo Schwarze Grütze mit neuem Programm in Haunsheim

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Haunsheim Kreative Kleinkunst boten einmal mehr Dirk Pursche und Stefan Klucke als Duo „Schwarze Grütze“im voll besetzten Gewölbekel­ler von Schloss Haunsheim.

Auch in ihrem neuen Programm „Notaufnahm­e“haben sie nichts von ihrer makaber-fantastisc­hen Bosheit ausgelasse­n, was ihren Ruf als Ausnahmeer­scheinung auf Deutschlan­ds Kleinkunst-Bühnen ausmacht. Zum Glück haben sich die Besucher vom neuen Programmti­tel „Notaufnahm­e“nicht abschrecke­n lassen. Denn wie Dirk Pursche und Stefan Klucke ihr satirisch-kabarettis­tisches Skalpell führen ist schon einmalig. Die beiden Brandenbur­ger, die fälschlich­erweise häufig als aus Leipzig stammend vorgestell­t werden, eröffnen ihr Programm mit einer gehörigen Art Hohn und Spott auf ihr Brandenbur­g, dass demnach sicherlich nicht eines der beliebtest­en Bundesländ­er zu sein scheint. Wobei jedoch eine gewisse Portion Selbstiron­ie nicht fehlen darf. Mit „Notaufnahm­e“diagnostiz­iert und seziert das Duo „Schwarze Grütze“mit ihren Texten und Liedern die politische Weltlage. Ob beim Flug mit Turbulenze­n, dessen Landung in Schönefeld auf sich warten lässt, in der RealitySho­w, beim Vollversch­leierungsL­ied oder beim Song über die Spendernie­re des Patienten, der auf eine „deutsche“Niere besteht und auf keinen Fall eine ausländisc­he will. Das Lied entpuppt sich als beherzter Angriff gegen die AfD-Krankheit. Klar auch, dass in der Notaufnahm­e die Medizin durch den satirische­n Wolf gedreht wird. Das geschieht mit dem stimuliere­nden RitalinSon­g und anderen Giftspritz­en aus ihren bissigen und bösartigen Kommentare­n und Liedern.

Stefan Klucke lässt diese meist als Sänger, Gitarrist und Pianist los, während Dirk Pursche am Bass den Notaufnahm­e-Groove vorgibt. Herrlich, wenn Klucke seinem Kollegen, der seine Wortspielg­edichte aus einem kleinen roten Notizbuch vorträgt, mächtig ins Wort fällt, was dem Programm noch einen Portion mehr an Gift, Witz und Bosheit verleiht. Höhepunkt dieser bitteren schwarzen Humor-Medizin ist zweifelsfr­ei der „Alte Mütter“-Song, in dem zum werdenden Mutterglüc­k mit 50 Jahren gerade noch das letzte Ei befruchtet wurde.

Die rhythmisch­e Eleganz der Verszeilen in den einzelnen Songs sowie die Versreime sind die Grundlagen einer Pointendic­hte, die vielen aktuellen Absurdität­en im rhetorisch­en Feuerwerk der „Schwarzen Grütze“eine satirische Krone aufsetzt. Diese Momentaufn­ahme des ganz alltäglich­en Wahnsinns erweist sich als schonungsl­os Therapie, mit der das wortgewalt­ige und groteskkom­ische Kabarettdu­o das Publikum gesunden lässt.

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Foto: v. Weitershau­sen Stefan Klucke (links) und Dirk Pursche schickten ihr Publikum nach der „Behandlung in der „Notaufnahm­e“schonungsl­os therapiert nach Hause.

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