Donau Zeitung

90 Millionen Euro: Das ist neu bei Deutz Fahr

Rundgang Bei der Eröffnung ermöglicht der riesige Traktorenh­ersteller in Lauingen einen Blick hinter die Kulissen

- VON KATRIN FISCHER »Kommentar, Seite 29, Wirtschaft

Lauingen Beeindruck­end sieht sie aus, die Fassade der neuen Produktion­shallen von Deutz-Fahr in Lauingen. Viele bestaunen sie auf dem Weg zur B 16 – von außen. Was sich dahinter verbirgt, dazu äußerte sich der Mutterkonz­ern SDF bislang kaum. Gestern fand nach Fertigstel­lung der Hallen Anfang 2016 die offizielle Eröffnung statt, dabei wurde dem Fachpublik­um ein Blick hinter die glänzenden Fassaden gewährt. Die Journalist­en besuchten auf der einen Seite das Deutz-Fahr-Land, dessen Bau rund 80 Millionen Euro gekostet hat – auf der anderen Straßensei­te die Deutz-Fahr-Arena, dafür investiert­e SDF rund zehn Millionen Euro.

Was sich im Inneren abspielt, ist nicht weniger beeindruck­end. Auf 42000 Quadratmet­ern Hallenfläc­he entsteht im Deutz-Fahr-Land ein Traktor nach dem anderen. Über Hunderte Meter verlaufen die Montagelin­ien. Mittig bewegt sich ein Förderband mit dem Grundteil der Zugmaschin­e, dem Antriebsst­rang. und rechts davon führen zwei gefederte Förderbänd­er die Mitarbeite­r im selben Tempo. So sollen ihre Rücken geschont und der Arbeitspro­zess erleichter­t werden. Außerdem sollen sie sich auf diese Weise ein paar Kilometer Laufweg sparen. Und das können bei einer Gesamtfläc­he von 150000 Quadratmet­ern Areal auch schon einmal zehn bis 15 Kilometer pro Tag sein, sagt der Geschäftsf­ührer des italienisc­hen Mutterkonz­erns SDF, Andrea Paganelli. Ihm zufolge dauert es etwa 960 Minuten, bis ein Traktor die Montage durchlaufe­n hat und zum Ausliefern bereit ist.

Erst durchläuft der Antriebsst­rang die Montage, dann werden Kabel und Batterien angebracht. Die Kabine wird aus dem bisherigen Werk gegenüber der Straße angeliefer­t. Gegen Ende wird die Motor- haube mit einem Vakuumsaug­greifer aufgesetzt, dann folgen die Reifen, die einen Durchmesse­r von bis zu 2,35 Metern und ein Gewicht von etwa einer Tonne haben können. Zu guter Letzt kommt der Traktor auf den Prüfstand, wird durchgesch­üttelt und steht dabei auch mal nur auf beiden Hinterreif­en.

Bei derzeit etwa 50 Prozent Auslastung an der Montagelin­ie entstehen auf diese Weise bis zu 25 Traktoren am Tag. Im bisherigen Werk, den hellen Hallen in Rundbogenf­orm, die noch hinter der neuen Deutz-Fahr-Arena hervorspit­zeln, wurden einst rund 3500 Schlepper pro Jahr produziert. Nun sollen es 5000 bis 6000 Stück werden. Die Auslastung will DeutzFahr nach und nach steigern.

Während einzelne Gruppen die Montagehal­len besuchen, wird geLinks genüber in der Deutz-Fahr-Arena das ganze Ausmaß der Aufregung deutlich. Dort tummeln sich Journalist­en und Experten aus Italien, Griechenla­nd, Spanien, Großbritan­nien, Rumänien, Belgien und vielen anderen Ländern, denn SDF exportiert weltweit.

Rund 871 Millionen Euro Umsatz hat SDF 2016 in Europa gemacht, weitere 160 Millionen in China, und auch im Rest der Welt erzielte der Konzern durch Export weitere 218 Millionen Euro. 63 Prozent des Umsatzes erwirtscha­ftete die Marke Deutz-Fahr.

SDF entschied sich 2013 dafür, das Lauinger Werk durch den Neubau aufzuwerte­n. Nicht nur die neuen Montagehal­len sind aufsehener­regend, auch die Deutz-Fahr-Arena hat als eine Art Erlebnis-Kundenzent­rum einiges zu bieten. Dort gibt es einen Kinosaal, eine Kinderspie­lzone und ein Museum, in dem zum Beispiel der Schlepper MTH 222 aus dem Jahr 1929 ausgestell­t wird. Auch ein Shop gehört dazu, darin gibt es Gummistief­el, Polohemden und Spielzeugt­raktoren. Demnächst sollen die Öffnungsze­iten bekannt gegeben werden. Er wird auch für die Öffentlich­keit zugänglich sein.

Eigentlich ist die Arena aber als Kundenzent­rum gedacht. In Zukunft werden Händler, die die SDFProdukt­e verkaufen, ihre Kunden dorthin einladen. „Wir rechnen mit etwa 50 Besuchern pro Tag“, erzählt Marketing-Leiter Robert Bielesch. Die Gruppen bekommen dann ein Mittagesse­n und eine Werksführu­ng. „Schon jetzt rennen die Händler uns mit Anfragen die Tür ein“, sagt Bielesch.

Auch die Mitarbeite­r halten sich gern in den neuen Räumen auf und wollen dort in Zukunft ihre Kunden betreuen. „Wir sind alle ganz euphorisch, wir finden es toll, dass hier ein neues Werk gebaut worden ist, das hätte schließlic­h auch irgendwo anders der Fall sein können“, erzählt Marketing-Mitarbeite­r Alexander Hörmann aus Günzburg. Derzeit arbeiten in Lauingen rund 750 Menschen für SDF. Für die Führungen und Kundenbetr­euung soll diese Zahl im Juni aufgestock­t werden.

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Fotos: Bernhard Weizenegge­r Das ist die neue Montagehal­le Deutz Fahr Land am Ortsrand von Lauingen.
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Rainer Morgenster­n, Sprecher der Geschäftsf­ührung
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Robert Bielesch, Marketingl­eiter in Lauingen

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