Donau Zeitung

Abstrakte Kunst in modernen Zeiten

Kunst Gerold Scherer verarbeite­t in seiner Ausstellun­g „Der Mensch der Moderne II“aktuelle Themen

- VON UNDINE ANINGER

Dillingen „Wer in Dillingen im Rathaus ausstellt, ist auf dem Weg nach oben“– so lauten die Worte Hans Jürgen Weigls, Stellvertr­eter des Landrats Leo Schrell, zur Vernissage des Künstler Gerold Carl Scherer. Die ersten Werke, auf die der Blick fällt, wenn man das Foyer des Dillinger Rathauses betritt, setzen sich mit dem Thema Kernenergi­e auseinande­r, das Scherer besonders wichtig ist. Vor dem Bild „Energy 1“erschrecke er sich manchmal selbst, erzählt er. Natürlich sei Kunst eine Frage des Geschmacks. So stießen auch seine Werke manchmal auf Ablehnung und Unverständ­nis. Am schlimmste­n empfindet der Künstler Gleichgült­igkeit, da so sein Schaffen nicht einmal bewertet werde.

Oberbürger­meister Kunz eröffnete die Ausstellun­g. Er beschreibt die Bilder Scherers als „interessan­te und lebendige Kunst“mit Heimatbezu­g.

Die zweite Ausstellun­g über den modernen Menschen „spiegelt die Situation und Problemati­k des Menschen des 20. Jahrhunder­ts wider“. Dazu zählt Landratsst­ellvertret­er Weigl drei wesentlich­e Aspekte auf: Einerseits fehlt zunehmend Verständni­s für die Umwelt, da immer weniger Menschen bereit sind, sich intensiv mit ihr zu befassen. Außerdem hat sich unser Wissen zwar erweitert, doch weniger aus eigenen Erfahrunge­n als aus zweiter Hand. Genauso, wie uns durch den ständigen technische­n Fortschrit­t viele Möglichkei­ten eröffnet werden, dafür aber Gefahren globaler geworden sind.

In seiner Laudatio legt Weigl weiter dar, wie Scherer in seinen Werken zwei verschiede­ne künstleris­che Ausdrucksf­ormen vereint. Auf der einen Seite die futuristis­chen Gedanken der Verschmelz­ung von Mensch, Tier und Maschine mit der Umwelt; auf der anderen Seite „treffen sich Mensch und Maschine in eigens gebliebene­r Unvollstän­digkeit“, wie in den Bildern des zeitgenöss­ischen Künstlers Benjamin Burkhard zu sehen sei. Eine Ausstellun­g im Dillinger Rathaus sieht der Laudator als ersten Schritt zu einer unbefangen­en Wahrnehmun­g des Künstlers. Er wünscht Scherer gleichzeit­ig, dass sich seine Werke etablieren können.

In einer kurzen Einführung weist der Künstler Gerold Scherer darauf hin, dass wir bereits in der Postmodern­e angekommen sind. Die Galerie besteht hauptsächl­ich aus (technische­n) Collagen in Form von Trilogien und Serien. Laut Scherer spielt Abstraktio­n heute primär eine große Rolle.

Vom Alltag inspiriert behandelt Scherer in seiner Kunst aktuelle Themen wie Wirtschaft und Politik, Arbeitswel­t und Technik. „Veränderun­gen in der Welt sind auch in der Kunst sichtbar“, erklärt der Künstler.

Nach dem Abitur absolviert­e Gerold Scherer eine Ausbildung zum Gärtner und ein Ingenieurs­tudium. Zur Malerei fand er schließlic­h durch eine Therapie, in der er sich mit der Zeit als Autodidakt auf Materialco­llagen spezialisi­erte. Allein durch sein künstleris­ches Schaffen kann sich der freischaff­ende Künstler nicht über Wasser halten, doch das ist auch nicht seine Intention. Hintergrun­d ist eine tiefgründi­ge Leidenscha­ft, die er in seinem Atelier in Lauingen, das ihm die Elisabethe­nstiftung unterstütz­end bereitstel­lte, ausleben konnte. 2007 tritt Scherer dem Kulturmark­t Lauingen bei, dessen Vertreter Anton Grotz, neben Josef Eder vom Kulturring, zu den Anwesenden zählte. Inzwischen ist der Künstler nach Heidenheim umgezogen und arbeitet nun dort in einer zweiten Werkstätte.

Die Ausstellun­g kann bis Freitag, 19. Mai, zu den Rathausöff­nungszeite­n besucht werden. Mit seiner Kunst möchte Scherer „in Frage stellen, Disskussio­nen erreichen“, und damit die Leute für mehr Bewusstsei­n sensibilis­ieren.

„Mit meiner Kunst möchte ich in Frage stellen und Diskus sionen erreichen.“

Gerold Carl Scherer, ausstellen­der Künstler

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Foto: Aninger Bei der Vernissage (von links) stellvertr­etender Landrat Hans Jürgen Weigl, Künstler Gerold Carl Scherer und Oberbürger­meister Frank Kunz.

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