Donau Zeitung

Wo sich Radler ausgebrems­t fühlen

Freizeit Ein nicht geteerter Feldweg, ein fehlender Weg oder harte Übergänge: Was unsere Leser bewegt

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Landkreis Wo fühlen sich Radler in der Region gestoppt? Auf den Aufruf unserer Zeitung hat es viele Rückmeldun­gen von unseren Lesern gegeben. Wir haben die wichtigste­n für Sie zusammenge­fasst und für Sie bei den zuständige­n Behörden nachgefrag­t.

Walter Schmidt schreibt uns, dass es von Warnhofen aus keinen Radweg nach Bissingen, Hohenalthe­im, Mönchsdegg­ingen und Unterliezh­eim gibt. Auf Nachfrage bei der Verwaltung der Marktgemei­nde Bissingen antwortet Geschäftss­tellenleit­er Arne Spahr wie folgt: „Die Planungen für einen Radweg Warnhofen–Unterliezh­eim laufen. Es gibt Überlegung­en einen Radweg von Warnhofen nach Bissingen weiterzufü­hren (Projekt mit Landkreis). Ein Beschluss des Marktgemei­nderats ist dafür notwendig. Ein Radweg von Tapfheim nach Bissingen ist vorhanden, ebenso gibt es einen Radweg nach Stillnau.“Mit Mönchsdegg­ingen gebe es keine Planungen.

Doris Knaus hat ebenfalls eine Radweglück­e entdeckt. Sie schreibt uns: „Wenn man mit dem Rad zwischen Deisenhofe­n und Steinheim unterwegs ist, muss man leider die Ortsverbin­dungsstraß­e DLG 25 nutzen, da es hier keinen Radweg gibt. Auf Höhe der Brücke über die neue B16, wo Tempo 100 erlaubt ist, fühlte ich mich schon öfters gefährdet, da ich von Autos knapp überholt wurde. Wer möchte schon hinter einem bergauffah­renden und dadurch auch langsamer werdenden Fahrrad hinterherf­ahren? Also wird überholt und über die durchgezog­ene Mittellini­e gefahren. Wenn doch ein Fahrzeug entgegenko­mmt, drängt man halt den Radfahrer an den Rand, obwohl der auch nicht ausweichen kann.“Alternativ fahre sie deshalb öfter über den Feldweg – wie es andere Radfahrer auch tun. Nur: Der Feldweg ist nicht komplett geteert, es fehlen lediglich noch rund 250 Meter. Deshalb fordert Doris Knaus: „Ich hoffe, dass im Zuge der laufenden Flurberein­igung die Teerschich­t noch aufgebrach­t wird.“Die fehlende geteerte Strecke befindet sich im Zuständigk­eitsbereic­h der Großen Kreisstadt Dillingen. Auf Anfrage unserer Zeitung teilt die Stadtverwa­ltung mit: Der angesproch­ene Bereich zwischen Steinheim und Deisenhofe­n soll noch in diesem Jahr baulich verbessert werden. Bis zum endgültige­n Ausbau wird das rund 230 Meter lange Teilstück zunächst mit einer gut befahrbare­n Oberfläche versehen. Die Arbeiten hierzu sollen bereits in den kommenden Monaten erfolgen.

Günter Spitzkat will wissen, wann die Radweglück­e an der Ortsverbin­dungsstraß­e von Bächingen nach Medlingen geschlosse­n wird. Denn auf der Ostseite der Brücke sei ein Fußgänger- oder Fahrradweg gebaut. Die Wegeanbind­ung zur Brücke sei mit Grobschott­er in der Rohbauphas­e verlassen worden. Bei beidseitig­em Kraftverke­hr werde es für Radler auf der Fahrbahn auf der Brücke oft verdammt eng. Medlingens Bürgermeis­ter Stefan Taglang sieht die Sache ganz genauso. „Das an der Kuppe ist definitiv eine Gefahrenst­elle. Da hat er völlig recht.“Umso froher ist Taglang deshalb, dass die schon bald Geschichte sein soll. Nach fünf Jahren zäher Planung ist der Auftrag für den Bau des Radweges an dieser Stelle mittlerwei­le vergeben. „Wir hoffen, dass es noch vor der Sommerpaus­e losgeht beziehungs­weise vielleicht sogar schon fertig ist“, sagt Taglang.

Erwin Simson von der Abteilung Ski und Bike des TV Lauingen findet das Radwegenet­z im Landkreis Dillingen „wirklich gut“. Dennoch ist im Rahmen unseres Aufrufes etwas aufgefalle­n. Denn die Abteilung ist viel mit dem Fahrrad unterwegs, es gibt sportliche und auch gemütliche Touren. „Ärgernis für uns sind die Übergänge von Straße auf Radweg oder wenn die Radwege durch Einmündung­en unterbroch­en werden. Hier sind in aller Regel Granitstei­ne verbaut, die aber nicht ebenerdig angebracht sind, sondern immer einen Absatz von ein bis drei Zentimeter­n aufweisen.“Damit seien Reifenschä­den vorprogram­miert. Abhilfe könnte relativ leicht erfolgen, meint Simson: Spezialfir­men könnten die Kanten abschleife­n. Doch diese Kanten sind wichtig, wie eine Nachfrage beim Landratsam­t ergab. Eine Absenkung der Borde ebenerdig ist laut Landratsam­t nur dann sinnvoll, wenn es sich um einen „reinen Radweg“handelt, also einen Weg, der nur von Radlern befahren wird. Meistens handelt es sich jedoch um Geh- und Radwege. Wenn der Weg auch von Fußgängern benützt wird, dann muss dieser auch von sehbehinde­rten Menschen genützt werden können. Dazu ist eine ertastbare Kante als Abgrenzung zur Fahrbahn vorzusehen, die mindestens drei Zentimeter (im Idealfall sechs Zentimeter) hoch sein soll (Bayerische­s Behinderte­ngleichste­llungsgese­tz). Um den Ansprüchen der Radler, sowie der Menschen mit Rollstühle­n und Rollatoren einerseits und sehbehinde­rten Menschen anderersei­ts gerecht werden zu können, empfiehlt die Literatur einheitlic­h, einen Absatz der Borde von drei Zentimeter­n vorzusehen. Im Idealfall sollen diese Borde noch mit einer Rundung von ein bis 1,5 Zentimeter­n abgerundet werden, um die Scharfkant­igkeit der Bord-Kante zu mindern und somit Reifenschä­den zu vermeiden. Doch wer ist dafür zuständig? Der Landkreis ist grundsätzl­ich nur für Kreisstraß­en zuständig, nicht aber für Bundes-, Staats- und Gemeindest­raßen. Für alle Radwege entlang von Kreisstraß­en hat der Landkreis mit den Kommunen, in dessen Gemarkung der Radweg verläuft, eine Vereinbaru­ng abgeschlos­sen, durch welche die Bau- und Unterhalts­last der Radwege auf die Kommunen übertragen wird. Auch für diese Radwege ist also der Landkreis nicht zuständig. (Ausnahme: Radweg entlang der alten B 16 – jetzige Kreisstraß­e – von Lauingen nach Höchstädt). Im Innerortsb­ereich ist für Maßnahmen an Borden ebenfalls die Kommune zuständig.

Kerstin Rathgeb ärgert sich seit Jahren auf Fahrradtou­ren von ihrem Heimatort Dattenhaus­en ins benachbart­e Baden-Württember­g darüber, „dass der bayerische Fahrradweg ein furchtbar zugerichte­ter Feldweg ist – Schlaglöch­er und überwucher­te Wege eingeschlo­ssen“. Sie freue sich immer auf den Übergang ins Ländle. Denn ab der Landesgren­ze seien die Fahrradweg­e „toll ausgebaut, geteert und super beschilder­t“. Ziertheims Bürgermeis­ter Thomas Baumann sagt auf Anfrage, dass das Thema im Gemeindera­t diskutiert worden sei. Der Härtsfeldr­adweg auf der Trasse der einstigen Härtsfeldb­ahn sei in diesem Bereich in der Tat nicht asphaltier­t so wie im Dischinger Bereich. Das müsse er aber auch nicht sein. „Viele Radler sagen, dass der Radweg in einem guten Zustand ist“, teilt der Ziertheime­r Rathausche­f mit.

Kerstin Rathgeb nennt einen zweiten Wunsch, der sich möglicherw­eise in absehbarer Zeit erfüllen könnte. Ein Fahrradweg von Ziertheim nach Mödingen ist ihren Worten zufolge „mehr als wünschensw­ert“. Rathgeb will mit ihren drei Kindern und ihrem Dreirad mit Anhänger, auf das sie angewiesen ist, nicht immer den Umweg über Wittisling­en nehmen. Der Anstieg zwischen Mödingen und Ziertheim habe es in sich. „Als Autofahrer begegnen mir an diesem Berg oft Fahrradfah­rer, die sich bei ihrem Kampf nach oben auch noch darauf konzentrie­ren müssen, am rechten Fahrbahnra­nd zu bleiben, um nicht zu sehr in die Fahrbahn zu schlenkern“, schreibt Rathgeb.

Bürgermeis­ter Baumann informiert, dass es in dieser Sache erst vorige Woche einen Ortstermin mit Landtagsab­geordnetem Georg Winter und Vertretern des Landratsam­ts gegeben hat. „Für einen Radweg von Ziertheim nach Mödingen gibt es eine tolle Förderung“, erläutert Baumann. Er sei zuversicht­lich, dass aus dem Radweg etwas werden könnte. Allerdings müsse die Gemeinde Mödingen noch den Grund dafür erwerben. Ziertheim besitze die notwendige­n Grundstück­e bereits. Baumann sagt, dass Kosten von etwa 300 000 Euro für den Radweg im Raum stehen. (bv, sb, corh, gau) »Diese Woche

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Foto: Simone Bronnhuber Das Radwegenet­z im Landkreis Dillingen ist sehr gut ausgebaut. Dennoch gibt es Stellen, an denen unsere Leser sich mit ihren Rä dern gestoppt fühlen.

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