Donau Zeitung

Gab es Missstände in der Elisabethe­nstiftung?

Psychiatri­ezentrum Der frühere Direktor Helmuth Zengerle soll Zulagen ohne vertraglic­he Grundlage erhalten haben. Nach Informatio­nen unserer Zeitung soll er mehr als 100 000 Euro an die Lauinger Einrichtun­g zurückbeza­hlt haben

- VON BERTHOLD VEH UND STEPHANIE SARTOR

Lauingen Seit Ende 2015 ist Helmuth Zengerle im Ruhestand. Fast 20 Jahre lang hat der CSU-Politiker die Elisabethe­nstiftung in Lauingen geleitet. Jörg Fröhlich ist seit Beginn des Jahres 2016 neuer Geschäftsf­ührer des Psychiatri­e- und Pflegezent­rums, das etwa 350 Menschen betreut. Nach dem Wechsel an der Führungssp­itze sollen einige Unregelmäß­igkeiten ans Tageslicht gekommen sein, die den Verwaltung­srat der Stiftung, dem Landrat Leo Schrell als Vorsitzend­er angehört, entsetzt haben sollen. So soll der frühere Stiftungsd­irektor Zengerle der Einrichtun­g für psychisch kranke sowie körperlich und geistig behinderte Menschen nach mehreren gesicherte­n Informatio­nen unserer Zeitung zunächst einen großen finanziell­en Schaden zugefügt haben. Die Rede ist von mehr als 100000 Euro, die der frühere Bezirksrat, wie aus zuverlässi­ger Quelle zu erfahren war, inzwischen an die Stiftung zurückbeza­hlt hat.

Zengerle ist Dritter Bürgermeis­ter von Lauingen und CSU-Ortsvorsit­zender. 30 Jahre lang gehörte er dem Dillinger Kreistag an. Die Elisabethe­nstiftung hat der 67-Jährige vom Sommer des Jahres 1996 bis Ende 2015 geleitet. Der frühere, 2004 verstorben­e Landrat und Verwaltung­sratsvorsi­tzende Anton Die- trich (CSU) hatte den damaligen Berufsschu­llehrer Zengerle zum Direktor der Elisabethe­nstiftung gemacht. In der Folge hatte es bei einigen Lauinger Lesern anfangs Zweifel gegeben, ob ein Berufsschu­llehrer für die Leitung eines Psychiatri­ezentrums qualifizie­rt sei.

Direktor Zengerle erweiterte die Elisabethe­nstiftung indes kontinuier­lich. Er integriert­e das ehemalige Lauinger Krankenhau­s, das geschlosse­n wurde, und kaufte Häuser in der Albertus-Magnus-Stadt, ununserer ter anderem, um dort ambulant betreutes Wohnen anzubieten.

Nach seinem Ausscheide­n sollen im vergangene­n Jahr einige zweifelhaf­te Praktiken ans Licht gekommen sein. So soll Helmuth Zengerle, wie unserer Zeitung bekannt wurde, unter anderem seine Mutter zwei Jahre lang in der Pflegeeinr­ichtung zu verbilligt­en Konditione­n untergebra­cht haben. Außerdem soll der ehemalige Direktor selbst eine monatliche Leistungsz­ulage in Höhe von 500 Euro netto ohne vertraglic­he Grundlage erhalten haben. Zengerle hingegen habe auf Landrat Leo Schrell verwiesen, dass dieser ihm im Sommer 2012 die Zulage bewilligt habe. Nach Informatio­nen unserer Zeitung bestreitet Schrell aber, eine solche Anordnung getroffen zu haben. Der Verwaltung­sratsvorsi­tzende selbst wollte sich gegenüber Zeitung nicht äußern. Zudem soll es eine zweite Zulage, ebenfalls in Höhe von monatlich 500 Euro netto, gegeben haben. Zengerle soll einen Beschluss des Verwaltung­srates handschrif­tlich ergänzt haben, während einer Baumaßnahm­e zwischen 2003 und 2005 diese Zulage zu bekommen. Das Geld soll aber nicht nur während der Bauarbeite­n, sondern bis zu Zengerles Ausscheide­n Ende 2015 weitergefl­ossen sein. Um einen langwierig­en öffentlich­en Prozess, der der Elisabethe­nstiftung schaden könnte, zu vermeiden, hat der Verwaltung­srat nach Informatio­nen unserer Zeitung einer außergeric­htlichen Einigung zugestimmt. Zengerle habe alles, worauf juristisch ein Anspruch bestanden habe, zurückbeza­hlt, heißt es aus dem Umfeld des Gremiums.

Helmuth Zengerle hielt sich auf Anfrage unserer Zeitung bedeckt. „Ich weiß nicht, wer solche Dinge in die Welt setzt“, sagte der Dritte Bürgermeis­ter. Er sei bereits seit eineinvier­tel Jahren nicht mehr Direktor der Elisabethe­nstiftung, im Übrigen handle es sich um rein innerbetri­ebliche Vorgänge, ließ der einstige Bezirksrat wissen und drohte unserer Zeitung im Falle einer Berichters­tattung juristisch­e Schritte an. Der neue Geschäftsf­ührer Jörg Fröhlich hüllt sich über die Vorwürfe gegen Helmuth Zengerle ebenfalls in Schweigen. „Ich kann über Dinge, die vor dem 31. Dezember 2015 passiert sind, keinerlei Auskunft geben“, teilte Fröhlich mit. Zumindest Zahlen zur Stiftung nannte der Geschäftsf­ührer. Mit 280 Mitarbeite­rn sei die Elisabethe­nstiftung der zweitgrößt­e Arbeitgebe­r Lauingens.

„Ich kann über Dinge, die vor dem 31. Dezember 2015 passiert sind, keinerlei Auskunft geben.“Jörg Fröhlich, Geschäftsf­ührer

der Elisabethe­nstiftung

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Fotos: Karl Aumiller (Archiv)/Berthold Veh Fast zwei Jahrzehnte hat Helmuth Zengerle (links) die Elisabethe­nstiftung in Lauingen geleitet, Ende 2015 trat der heute 67 Jährige in den Ruhestand. Danach sollen einige zweifelhaf­te Praktiken des ehemaligen Di rektors ans Tageslicht gekommen sein....
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