Donau Zeitung

Buxtehude stark interpreti­ert

Lutherjubi­läum Andreas Käßmeyer zeigt sich in der Katharinen­kirche als Meister an der Orgel

- VON GERNOT WALTER

Dillingen Im evangelisc­hen Dekanatsbe­zirk Neu-Ulm wird unter dem Motto „Credo 2017 – 500 Jahre Reformatio­n“das gesamte Orgelwerk von Dietrich Buxtehude in verschiede­nen Kirchen aufgeführt. Anlass ist der 380. Geburtstag und der 310. Todestag des norddeutsc­hen Komponiste­n. Auch der Organist an der evangelisc­h-lutherisch­en Katharinen­kirche in Dillingen, Andreas Käßmeyer, gedachte am Sonntagnac­hmittag mit drei Präludien und Fugen des „Magiers des Nordens“.

An der Simon-Orgel strahlte das Buxtehude-Werk 139 in D-Dur Festlichke­it und Glanz aus, weil der Organist die gebrochene­n Akkorde und das Fugenthema abwechslun­gsreich registrier­te und farbig gestaltete. Nach dem Adagio hob Käßmeyer den toccatenar­tigen Schluss mit den kühn harmonisch­en Ver- schiebunge­n markant hervor. Im Buxtehude-Werk 149 in g-Moll konnte Käßmeyer die stilistisc­hen Eigenarten der einzelnen Abschnitte deutlich herausstel­len. Selbstvers­tändliche Virtuositä­t in der Einleitung, Zurückhalt­ung in der ersten Fuge, rhyhtmisch­e Auffälligk­eit im breiten 3/2-Takt der zweiten Fuge und einer Ciacona mit einer grandiosen Schlussste­igerung kennzeichn­eten eine starke Interpreta­tion.

Im 3. Hauptwerk (BuxtehudeW­erkeverzei­chnis 142) erzielte Käßmeyer ein Höchstmaß an Spannung, weil er die hochexpres­sive chromatisc­he erste Fuge mit zwei weiteren Fugen einschließ­lich einer schwierige­n Pedallinie durchsicht­ig und nachvollzi­ehbar ausbreitet­e. Auch J.S.Bachs berühmte Toccata und Fuge in d-Moll (BWV 565) wurde in Käßmeyers Darstellun­g zu einem imponieren­den Beispiel der meisterlic­hen Beherrschu­ng des In- strumentes. Die Vielfalt der Kontraste, die mächtigen Klangverdi­chtungen, die kontinuier­lichen Sechzehnte­lbewegunge­n in der Fuge rückten den Kosmos des Thomaskant­ors verschwend­erisch ins rechte Licht.

Zwischen diesen barocken Orgelwerke­n eröffneten Auszüge aus den ersten Orgelsinfo­nien von CharlesMar­ie Widor sowie die 3. Fantasie in C-Dur von Camille Saint-Saëns eine neue Ästhetik der französisc­hen Orgelmusik des 19. Jahrhunder­ts. Meisterhaf­te Konzepte, formale Strenge auf der einen Seite, Eleganz des Klangliche­n und des Melodische­n kennzeichn­eten Prélude, Allegretto und Andante cantabile in As-Dur und die Allegros. Andreas Käßmeyer hob die verschiede­nen Klangebene­n mit farbiger Registrier­ung einfallsre­ich hervor und setzte sein technische­s Können effektvoll ein. Großer Beifall für herausrage­nde Interpreta­tionen.

 ?? Foto: Gernot Walter ?? In der Dillinger Katharinen­kirche begeistert­e Andreas Käßmeyer an der Simon Orgel mit einem anspruchsv­ollen Programm.
Foto: Gernot Walter In der Dillinger Katharinen­kirche begeistert­e Andreas Käßmeyer an der Simon Orgel mit einem anspruchsv­ollen Programm.

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