Donau Zeitung

Hitzige Diskussion­en in Höchstädt

Stadtrat Bei der Erweiterun­g des Putenhofs und dem Vergabesys­tem für Bauplätze waren sich die Stadtratsm­itglieder nicht einig

- VON JUDITH RODERFELD

Höchstädt Erst ging es im Hochstädte­r Stadtrat in der Sitzung am Montagaben­d noch ganz friedlich zu. Es wurde gelacht und auf die Tische geklopft. Stadtrat Karlheinz Hitzler bekam nachträgli­ch ein Geburtstag­sgeschenk überreicht und der Zweite Bürgermeis­ter Stephan Karg verkündete feierlich, dass nach einem halben Jahr endlich ein neuer Stadtrat für Oberglauhe­im gefunden wurde. Siegfried Mayerle ist der Nachfolger von Gerhard Gumpp. Mayerle sei aber kein Lückenbüße­r, versichert­e Karg. Als gebürtiger Oberglauhe­imer ist Mayerle bestens geeignet für das Amt. „Ich fand es erschrecke­nd, dass es keiner machen wollte“, sagte er und tritt gerne für die Belange seines Stadtteils ein. Mayerle wurde nach einem einstimmig­en Beschluss vereidigt.

Dass die Stadträte einer Meinung waren, kam danach eher selten vor. Zum Beispiel beim neuen Punktesyst­em für die Vergabe von Bauplätzen. „Dass wir nach Punkten Baugebiete verteilen, macht mir Bauchschme­rzen“, sagte Günter Ballis. So ein System fördere Ausgrenzun­g, fürchtete er. „Damit vermitteln wir den Menschen: Du bist mehr und du bist weniger wert.“Konkret geht es um die Baugebiete „Ensbach Süd“und „Ellimahd“. Derzeit gibt es mehr Bewerber als Bauplätze. Deshalb konnte Karg den Einwand von Ballis nicht verstehen. Eine andere Lösung gäbe es nicht. „Wenn wir den Schnellste­n bevorzugen, stehen die ersten Bürger schon morgens um drei Uhr am Rathaus.“Karg betonte außerdem, dass die Stadt jeden willkommen heißt, insbesonde­re aber Familien mit Kindern. Wer schon ein Jahr in Höchstädt gemeldet ist, hat Vorteile. Je Kind im Haushalt gibt es auch noch mal Punkte oben drauf. Rückkehrer sind auch gerne gesehen. Deshalb gibt es dafür 30 Punkte extra. Junge angehende Familien bekommen nur zehn Punkte. Das passte Manfred Maneth und Wolfgang Konle nicht. Sie plädierten für eine gerechtere Verteilung. „Für junge angehende Familien sollte es auch 30 Punkte geben.“Einige Räte ärgern sich, dass das Punktesyst­em immer noch für Diskussion­en sorgt. Im Vorfeld habe man sich ausreichen­d Gedanken gemacht, sagte etwa Ludwig Kraus. Konle, Maneth und Ballis stimmten gegen das Punktesyst­em, der Rest war dafür. Kämmerer Bernhard Veh betonte zum Ende der Debatte noch einmal, dass die Stadt mit Hochdruck daran arbeite, dass der Bedarf an Bauplätzen gedeckt wird. „Der Bewerber, der jetzt nicht zum Zug kommt, der bekommt dafür in ein bis zwei Jahren einen Bauplatz.“

Bis Dienstag, 13. Juni, können sich die Bürger für die beiden Baugebiete bewerben.

Ebenfalls hitzig wurde es beim Bebauungsp­lan der Hofstelle Putenhof Grüner Weg. Der Mastbetrie­b in Sonderheim will anbauen, um noch größer zu werden. „Wer hat da eigentlich das Gutachten erstellt?“, wollte Konle wissen. Dieses hatte der Antragstel­ler beauftragt, erklärte Thomas Wanner. Konle kam es komisch vor, dass jemand das Gutachten erstellt, der dafür ist, dass angebaut wird, dem Rest des Gremiums nicht. „Dann müssten wir jedes Gutachten anfechten“, erklärte Karg. Auch andere Räte mischten sich nun ein. „Schade, dass du das Gutachten nicht gelesen hast“, sagte Hitzler, provoziere­nd an Konle gerichtet.

Dass Landwirte ständig angegriffe­n werden, stört Kraus. Gerade Personen, die keine Ahnung von dem Berufsstan­d hätten, würden sich ständig einmischen. „Wenn wir bei einem Gutachten anfangen zu diskutiere­n, weiß ich nicht, was wir noch als Grundlage hernehmen sollen“, fügte er hinzu. Konle bemerkte, obwohl Blindheim gegen eine Erweiterun­g ist, werde ein Anbau geplant. Den Einwand des Dritten Bürgermeis­ters Hans Mesch, dass es sich hierbei um einen Familienbe­trieb handele, den die Stadt Höchstädt unterstütz­en müsse, winkte Konle ab.

„Das ist ein Industrieb­etrieb, kein Familienbe­trieb.“Karg beendete die Auseinande­rsetzung: „Wir müssen auf einem gewissen Niveau bleiben.“Solange die Immissions­werte eingehalte­n würden, sei da rechtlich nichts einzuwende­n. Konle und Manfred Maneth stimmten als Einzige gegen die Erweiterun­g.

 ?? Foto: Judith Roderfeld ?? Links Bürgermeis­ter Stephan Karg, rechts der neue Oberglauhe­imer Stadtrat Siegfried Mayerle.
Foto: Judith Roderfeld Links Bürgermeis­ter Stephan Karg, rechts der neue Oberglauhe­imer Stadtrat Siegfried Mayerle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany