Donau Zeitung

So will die Deutsche Bank ihr Image aufpoliere­n

Skandale Die Führungset­age würde die Vergangenh­eit gerne hinter sich lassen. Aber hat sie aus den Fehlern gelernt?

- VON ANDREAS BAUMER

Augsburg Im Mittelalte­r, als Händler noch zu Fuß unterwegs waren und Geschäftsr­eisen durch Europa einer Odyssee glichen, da begann der Aufstieg des ehrbaren Kaufmanns. Den ehrbaren Kaufmann zeichnete zweierlei aus. Er handelte ehrlich und wirtschaft­ete nachhaltig. Beide Tugenden trafen auf einige, die im vergangene­n Jahrzehnt bei der Deutschen Bank arbeiteten, nicht zu. Das sagt nicht irgendjema­nd. Das sagt Christian Sewing, stellvertr­etender Vorstandsv­orsitzende­r des in Verruf geratenen Geldhauses.

Die Deutsche Bank hat viel Schuld auf sich geladen. Sie verkaufte Kunden hochriskan­te Produkte und verprellte Aktionäre. Im Herbst 2016 bekam sie die Quittung. 7,2 Milliarden Dollar Strafzahlu­ng in den USA, Börsenstur­z, Spekulatio­nen um eine drohende Pleite. Bei der heutigen Hauptversa­mmlung, will sie dieses finstere Kapitel ihrer Geschichte schließen. Zuvor sprachen vier Vorstandsm­itglieder der Bank mit dem Journalist­en Dirk Laabs. Die daraus entstanden­e Dokumentat­ion strahlte der Sender ZDF gestern aus. Sie zeigte Füh- rungskräft­e, die Fehler eingestehe­n und um neues Vertrauen werben. Doch hat das Management wirklich aus der Vergangenh­eit gelernt?

Seit zwei Jahren räumt die Deutsche Bank auf. Gehen mussten die skandalumw­itterten Vorstandsv­orsitzende­n Anshu Jain und Jürgen Fitschen. Seit Mitte 2015 leitet der Brite John Cryan die Bank. Weichen musste zudem der bewährte Werbespruc­h „Leistung aus Leidenscha­ft“. Der Hashtag #PositiveIm­pact, auf Deutsch „Positiver Beitrag“, ersetzt ihn.

In der ZDF-Dokumentat­ion gibt sich die Deutsche Bank anders als früher: einladende­r, offener, schuldbewu­sster. „Dass wir Fehler gemacht haben in der Vergangenh­eit und nicht immer den Fokus nur auf unsere Kunden gehabt haben, das ist unbestritt­en“, sagt etwa Vorstandsm­itglied Sewing. „Wir brauchen eine Art Elektrosch­ock, um dem Großteil der Angestellt­en klarzumach­en, dass wir es ernst meinen“mit dem Kulturwand­el“, bemerkt Sylvie Matherat, die früher bei der französisc­hen Bankenaufs­icht arbeitete und nun bei der Deutschen Bank für Regulierun­gsfragen zuständig ist. Aus früheren Fehlern habe man „gelernt“, er- gänzt Gerald Podobnik, Abteilungs­leiter für Kapitalbes­chaffung.

Mehr Eigenkapit­al als Absicherun­g, mehr Kontrollen, mehr Risikomana­gement. Auf all das achte die Bank nun verstärkt, versichern die Interviewt­en. Was sie nicht sagen: Ihr Geschäftsm­odell hat sich nicht geändert. Weiterhin bewegt die Großbank täglich Milliarden­beträge, geht mitunter wagemutige Geschäfte ein. „Es wäre das Schlimmste, wenn wir nur Leute hätten, die Risiken scheuen“, sagt Matherat. „Schließlic­h ist es unsere Arbeit, Risiken einzugehen und zu managen.“

Der Sanierungs­kurs trägt erste Früchte. Das erste Quartal 2017 brachte schwarze Zahlen. Erst kürzlich vertrauten Großinvest­oren aus China und Katar der Bank frisches Kapital an. Entgegen der ursprüngli­chen Planung dürfen sich die Aktionäre dieses Jahr sogar über eine Dividende freuen. 19 Cent pro Aktie stehen zur Debatte.

Doch Altlasten könnten die Bank schneller einholen, als ihr lieb ist. 8000 Verfahren seien noch offen, heißt es in der Dokumentat­ion. Ein New Yorker Rechtsanwa­lt droht der Bank zudem mit neuen, möglicherw­eise milliarden­schweren Klagen. Dann kommt auch noch Donald Trump ins Spiel. Die Firmen des US-Präsidente­n schuldeten dem Kreditinst­itut mehrere hundert Millionen Dollar, heißt es im ZDFFilm. Es kursieren sogar Gerüchte, es könnte einen Zusammenha­ng zwischen den Geldwäsche­geschäften der Deutschen Bank und Trumps mutmaßlich­en Russland-Beziehunge­n geben. Einige Deutsche-BankAktion­äre wollen die Russland-Vorwürfe nun prüfen lassen. Fast trotzig klingt es da, wenn der stellvertr­etende Deutsche-Bank-Chef Marcus Schenck sagt: „Wir wollen jetzt nach vorne gehen.“

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Foto: Boris Rössler, dpa Die neue Deutsche Bank ist einladende­r, offener, schuldbewu­sster. So tritt sie zumin dest in einer Dokumentat­ion des ZDF auf.

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