Ehrenamtskarte – nein, danke?
Anerkennung Der Großteil der Landkreise nimmt mittlerweile an der bayernweiten Rabattaktion für Freiwillige teil. Auffällig ist: Widerstand gibt es vor allem in Schwaben
Augsburg Geht es um die bayerische Ehrenamtskarte, ist es ein klein wenig so wie bei Asterix und Obelix. Fast ganz Gallien ist da von den Römern besetzt – nur ein unbeugsames Dorf hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten. In Sachen bayerischer Rabattkarte für Freiwillige geht es auf der Landkarte ganz ähnlich zu. Fast ganz Bayern hat die 2011 vom Sozialministerium ins Leben gerufene Ehrenamtskarte mittlerweile eingeführt – nur rund ein Dutzend der insgesamt 96 Landkreise und kreisfreien Städte weigert sich seit Jahren, an dem bayernweiten Projekt teilzunehmen. Die meisten von ihnen liegen in Schwaben, als besonders hartnäckig erweist sich das Allgäu.
Kein Geld? Keine Zeit? Kein Personal? Woran liegt es, dass Städte wie Augsburg, Landkreise wie Donau-Ries oder Neu-Ulm sowie große Teile des Allgäus nicht bei einer Aktion mitmachen, die Feuerwehrlern, Betreuern in Sportvereinen oder anderweitig rührigen Bürgern Vergünstigungen im täglichen Leben – vom günstigeren Girokonto über den Rabatt beim Metzger bis hin zum kostenlosen Museumseintritt – verspricht?
Tatsächlich war anfangs noch in ganz Bayern die Skepsis groß. Tausende Euro an Personalkosten sowie einen Wust an Bürokratie und zusätzlicher Arbeit würde das scheckkartengroße Dankeschön für besonders engagierte Bürger mit sich bringen, befürchteten viele Landratsämter und ließen vorerst die Hände davon. Viele fühlten sich be- stätigt, als eine Umfrage ergab, dass Bürger sich über die Karte ärgerten, weil zu wenige oder zu unattraktive Rabatte angeboten wurden. Im Laufe der Jahre wurde jedoch nachgebessert und die Bedenken wurden weniger.
Rund 85 Prozent der Kreise im Freistaat machen mittlerweile mit, insgesamt rund 130 000 Ehrenamtskarten wurden vergeben. Im Sozialministerium ist man damit mehr als zufrieden. Sozialstaatssekretär Johannes Hintersberger aus Augsburg spricht von einem „echten Erfolgsmodell“, mit dem der Freistaat seinen Dank und Anerkennung für den Einsatz der Ehrenamtlichen unterstreichen will.
Auch die Tatsache, dass sich insbesondere in Schwaben einige Kreise und Städte noch immer gegen die Rabattkarte wehren, sei kein großes Problem. Erklärter Wunsch bleibe aber eine flächendeckende Verbreitung in ganz Bayern und dieser komme man immer näher. Denn die weißen Flecken auf der Landkarte werden voraussichtlich in naher Zukunft immer weniger. So haben sowohl die Stadt als auch der Landkreis Augsburg mittlerweile beschlossen, ihren Bürgern künftig die bayerische Ehrenamtskarte anzubieten. Auch in den Kreisen DonauRies, Neu-Ulm und in der Stadt Memmingen laufen ähnliche Vorbereitungen. Die anfänglichen Bedenken scheinen sich in Wohlgefallen aufgelöst zu haben, die Karte sei eine gute Sache, ist zu hören.
Nur das Allgäu wird voraussichtlich auf Dauer ein gallisches Dasein fristen. Und das aus einem einfachen Grund: „Wir haben schon etwas Besseres“, heißt es unisono aus den Landratsämtern in Lindau, Sonthofen (Oberallgäu), Marktoberdorf (Ostallgäu) sowie im Rathaus in Kempten. Sie alle haben bereits in der Vergangenheit eigene (teils gemeinsame) Ehrenamtskarten eingeführt, die jährlich an mehrere hundert engagierte Bürger vergeben werden. Während die bayernweite Karte ihren Besitzern vor allem Rabatte im ganzen Freistaat bietet, kommen die Inhaber der Allgäuer Karten in den Genuss kostenloser Erlebnisse direkt vor der eigenen Haustüre. „Wir sind der Meinung, dass die Ehrenamtlichen von dieser Art der Anerkennung mehr haben. Deswegen haben wir uns bewusst für eine Allgäuer und gegen eine bayerische Karte entschieden“, sagt Julia Grimm vom Landratsamt Ostallgäu. O
Hinweis Einen Überblick über die Vor teile und Teilnahmebedingungen für die Ehrenamtskarte gibt es im Internet unter www.ehrenamtskarte.bayern.de.