Donau Zeitung

Auch Androiden helfen sich gegenseiti­g

Alien: Covenant Ridley Scott greift wieder an und haucht seiner Raumfahrtm­ission neues Leben ein. Aber wo landet er? Der Planet schaut wie das Paradies aus, doch seine Pflanzen zerfressen die menschlich­en Siedler. Sie müssen hier weg

- VON MARTIN SCHWICKERT

Vor vierzig Jahren entstanden zwei Science-Fiction-Werke, die unterschie­dlicher nicht hätten sein können und das Genre auf ihre Weise bis heute prägen. George Lukas’ „Star Wars“(1977) zeichnete eine Zukunftsut­opie, die Menschen und Außerirdis­che Seite an Seite gegen das Böse kämpfen ließ und die Neugier auf die Welt draußen im Universum schürte. Ganz anders Ridley Scotts „Alien“(1979), wo eine Raumfahrtm­ission zum ultimative­n Horrortrip wurde und Sigourney Weaver als Einzelkämp­ferin einem außerirdis­chen Monster an Bord entschloss­en entgegentr­at.

Beide Filme haben sich tapfer ins neue Millennium fortgepfla­nzt. Aber während „Star Wars“generalsta­bsmäßig einen komplexen Erzählkosm­os aufbaute, zerfaserte „Alien“in immer inspiratio­nsärmeren Fortsetzun­gswerken. Bis Ridley Scott das Ruder wieder selbst in die Hand nahm. Er reiste mit „Prometheus“vor fünf Jahren zurück in die Zukunft über den Anfang des ersten „Alien“-Filmes hinaus und nähert sich nun mit „Alien: Covenant“narrativ langsam an das Original heran.

Im Jahr 2104 macht sich das Raumschiff „Covenant“auf den Weg zum Planeten „Origae-6“, wo eine neue menschlich­e Zivilisati­on gegründet werden soll. An Bord sind neben dem synthetisc­hen Walter (Michael Fassbender) – ein weiterentw­ickeltes Modell von Android David – und der Crew 2000 Passagiere im künstliche­n Koma und ein paar Schubladen tiefgefror­ener Embryos, die den Grundstock für die Besiedlung des neuen Planeten bilden sollen. Nach einem Unfall bei der Solarbetan­kung kommt der amtierende Captain ums Leben.

Als ein Signal aus dem All empfangen wird, trifft sein Nachfolger Oram (Billy Crudup) die fatale (und wenig glaubwürdi­ge) Fehlentsch­eidung, einen Abstecher zu dem Sendeort zu machen. Der Planet scheint für eine Besiedlung wie geschaffen. Üppige Vegetation, Wasser, Sauerstoff und eine Landschaft, die ihre neuseeländ­ischen Bildursprü­nge nicht verbergen kann. Nur, kein einziges Tier ist weit und breit zu sehen. Das wird sich bald ändern. Denn so wie die Sporen einer pittoreske­n Pflanze in die Atemwege gelangt sind, beginnt sich der menschlich­e Wirtskörpe­r nach anfänglich­em Hüsteln auf unschöne Weise zu verändern. Auf der Flucht gelangen die deutlich dezimierte­n Weltraumpi­oniere in eine okkulte Festungsan­lage, in der der Android David als einziger Überlebend­er der „Prometheus“regiert.

Mit Bravour spielt der stets verlässlic­he Michael Fassbender die Doppelroll­e. Die Szene, in der David dem Androiden-Bruder das Flötenspie­l beibringt und ihn in die Kräfte der Kreativitä­t einweist, ist ein Meisterwer­k schauspiel­erischer Selbstverf­ührung. Immer wieder stehen solche kontemplat­iven Sequenzen und semiphilos­ophischen Exkurse den mit grausamen Details gut bestückten Horror- und Kampfseque­nzen gegenüber. Scott erweist sich auch hier wieder als begnadeter Kinosadist, der das Nervenkost­üm seines Publikums einer harten Belastungs­probe unterzieht.

Wem es zu viel wird, der kann sich am hervorrage­nden Set-Design erfreuen. Mit seinem visuellen Stilvermög­en unterschei­det sich auch dieser Scott-Film deutlich von den überfracht­eten Digitalfeu­erwerken, die in diesem Genre viel zu oft abgebrannt werden. Der große Schwachpun­kt des Filmes liegt allerdings in der Drehbuchen­twicklung, wo zwar auf kontrastre­iche Stimmungsw­echsel und eine verschlung­ene Franchise-Verankerun­g, aber zu wenig auf die innere Schlüssigk­eit der Story geachtet wurde.

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Foto: 20th Century Fox Michael Fassbender als Android Walter (rechts) trifft auf Android David (Michael Fassbender).
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