Welcher Grill ist der richtige?
Haus & Garten Kohle, Gas oder Elektro: Die meisten haben klare Vorlieben oder entscheiden nach praktischen Erwägungen. Profis geben Auskunft, welche Vorteile jeder Grill für welchen Zweck hat. Und klären manche weitverbreiteten Irrtümer auf
Das Knacken der Kohle in den Flammen und der Geruch von Rauch, der Leckeres vom Grill ankündigt – für viele lässt nur der Einsatz von Holzkohle am Grillabend die richtige Stimmung aufkommen. Wer mit Holzkohle grillt, dem ist in erster Linie das Ambiente wichtig, sagt Andreas Rummel. Er ist Grillprofi und hat mehrere Bücher zum Thema geschrieben. „Beim eingefleischten Holzkohlegriller ist der Weg das Ziel“, sagt er. Es geht nicht etwa darum, möglichst schnell etwas auf dem Teller zu haben, sondern um das Grillerlebnis an sich.
Und tatsächlich glaubt man einer Online-Umfrage des Internet-Magazins gutefrage.net, sagen drei von vier Bayern, dass sie am liebsten das Fleisch von einem Holzkohlegrill bekommen; 14 Prozent bevorzugen einen Gasgrill und elf Prozent – auch aus praktischen Gründen – einen Elektrogrill. Tatsächlich hat jede Grillart ihre eigenen Vorteile. So grillt ein Viertel der Bayern auf dem Balkon, wo ein Holzkohlegrill in der Regel ausscheidet.
Doch auch im Garten gilt: Holzkohlegrills sind nichts für Eilige. Bis die Kohle vorgeglüht und der Grill einsatzbereit ist, vergehen zwischen 20 und 40 Minuten, wie Stephan Scherfenberg von der Stiftung Warentest nachgemessen hat. Schneller geht es mit dem Gasgrill: Dieser erreicht schon nach zehn bis 15 Minuten die Grilltemperatur. „Mit einem Gasgrill kann ich auch mal spontan grillen“, sagt Rummel.
Doch viele erfahrene Hobbygrillprofis bevorzugen den Gasgrill aus ganz anderen Gründen: Denn auf dem Holzkohlegrill lässt sich die Temperatur nicht richtig kontrollieren oder zumindest schlecht variieren. Eine Temperaturregelung ist zwar möglich, zum Beispiel über die Höhe des Rosts oder die Lüftungsklappen – sie ist aber ungenau.
Auf dem Gasgrill lassen sich die Temperaturen dagegen sehr genau steuern. Außerdem können auf den verschiedenen Zonen des Rostes unterschiedliche Temperaturen eingestellt werden, sodass mehrere Arten von Grillgut gleichzeitig gegrillt werden können. Während Würstchen, Steaks, Fisch und Gemüse auf jedem Grill problemlos gar werden, eignet sich ein Gasgrill auch für die Zubereitung von dickeren Fleischstücken wie Lammkeulen. Denn nur mit dem Gasgrill kann auch über einen längeren Zeitraum mit konstanter, niedriger Temperatur gegrillt werden, erklärt Stiftung-Warentest-Experte Scherfenberg.
Wer mit dem Holzkohlegrill ei- nen langen Grillabend haben will, muss nachlegen: Mit einer Kohlefüllung kann man ungefähr anderthalb Stunden grillen. Eine Fünf-Kilogramm-Gasflasche hingegen hält etwa dreieinhalb bis siebeneinhalb Stunden.
Viele Grill- und Holzkohle-Hersteller haben sich im Verein „Barbecue Industry Association Grill“zusammengeschlossen, der sogar internationale Kongresse veranstaltet. Verbandsgeschäftsführer Norbert Jedrau preist das Grillen denn auch als eine der angeblich gesündesten und bekömmlichsten Zubereitungsarten von Lebensmitteln an, denn beim Grillen werden weder Fett noch Öl gebraucht, Manche Gesundheitsexperten warnen dagegen vor Schadstoffen, wenn etwa Fett auf heiße Kohlen tropft und dann Qualm an das Fleisch gelangt. Doch die meisten Grillfreunde schwören auf Holzkohlegrills vor allem wegen des Geschmacksaromas.
Buchautor Andreas Rummel betont allerdings: Die weitverbreitete Meinung, dass nur über Holzkohle ein besonderes Grillaroma entstehe, sei „physikalischer Quatsch“. Sobald die Holzkohle nur noch glüht und damit einsatzbereit ist, sind alle Aromastoffe verbrannt, wie der ausgewiesene Grillprofi erklärt. Glühende Kohle gebe keine Geschmacksstoffe mehr ab. Auf was es geschmacklich ankommt, seien die Röstaromen. „Die können genauso gut auf dem Gas- oder Elektrogrill entstehen“, betont Stiftung-Warentest-Experte Scherfenberg. Und so sind sich alle Experten einig: Geschmacklich gibt es bei richtiger Zubereitung keine Unterschiede zwischen den Grilltypen.
Wem es in erster Linie auf das Grillfeeling ankommt und wer sich einen Holzkohlegrill anschaffen will, sollte ein Modell mit Deckel wählen, rät Buchautor Rummel. Gute Geräte gebe es ab 250 Euro. Gasgrills können zwar mehr, sind aber auch deutlich teurer: 500 Euro sollten Käufer nach Rummels Ansicht mindestens investieren. Wer höhere Ansprüche hat und viel und gerne grillt, muss 1000 Euro und mehr einplanen. So wird der Grill zum Prestigeobjekt für die meist männliche Zielgruppe – ähnlich wie viele Frauen vom Thermomix in der Küche schwärmen. Eine günstigere Alternative, sowohl was die Anschaffung als auch die Nutzung betrifft, sind Elektrogrills. Diese seien fast immer preiswerter als Gas- und Holzkohlegrills, sagt WarentestExperte Scherfenberg. „Elektrogrills sind überall einsetzbar, wo eine Steckdose verfügbar ist. Das ist die einfachste Methode, um an gegrilltes Fleisch zu komme.“Zwar kommt mit dem Elektrogrill nicht unbedingt jenes Grillflair auf wie bei offener Flamme. Dafür hat man teilweise schon innerhalb von 15 Minuten nach Einschalten des Geräts etwas Leckeres auf dem Teller.
Für den Elektrogrill spricht laut Scherfenberg außerdem, dass er sich leicht handhaben und schnell säubern lässt. Bei den meisten Geräten können die Grillplatten abgenommen und einfach in die Geschirrspülmaschine gestellt werden. Auch das Reinigen des Gasgrills ist relativ einfach: „Die Roste müssen geputzt und die Auffangschalen ausgewischt werden“, erklärt Scherfenberg. Vorteile bei der Reinigung bringen Modelle, die kurzzeitig auf gut über
Eine Gasflasche reicht für bis zu siebeneinhalb Stunden
300 Grad aufgeheizt werden können. Dann verbrennen die meisten Verkrustungen auf dem Rost und können einfach abgebürstet werden.
Allerdings kann das Zusammenbauen eines Gasgrills sehr aufwendig sein. „Das muss man zwar nur einmal machen“, sagt Scherfenberg. „Aber man sollte sich darüber im Klaren sein.“Beim Putzen des Holzkohlegrills kommt die Entsorgung der Asche hinzu.
Scherfenberg rät, sich zu überlegen, wie man seinen Grill generell einsetzen möchte: „Will ich nur für meine vierköpfige Familie die Würstchen schnell warmkriegen? Oder möchte ich eine große Party schmeißen?“Dann könnte es auf dem Elektrogrill eng werden. Dem Anfänger empfiehlt der Experte trotzdem den Elektrogrill: „Der ist einfach zu handhaben, heizt schnell auf und bringt ein gutes Ergebnis.“Anspruchsvollere Griller, die viel und oft grillen wollen, sollten über den Kauf eines Gasgrills nachdenken. Für welchen Grilltyp man sich auch entscheidet – beim Kauf sollte besonders auf Stabilität und Standsicherheit geachtet werden.
Herstellerverbandssprecher Norbert Jedrau empfiehlt, nur geprüfte Geräte zu verwenden: „DIN-EN und das TÜV-GS-Zeichen garantieren optimale Sicherheit und sorgen für ein ungetrübtes Grillvergnügen.“(dpa, AZ)