Donau Zeitung

Welcher Grill ist der richtige?

Haus & Garten Kohle, Gas oder Elektro: Die meisten haben klare Vorlieben oder entscheide­n nach praktische­n Erwägungen. Profis geben Auskunft, welche Vorteile jeder Grill für welchen Zweck hat. Und klären manche weitverbre­iteten Irrtümer auf

- VON JESSICA KIEFER

Das Knacken der Kohle in den Flammen und der Geruch von Rauch, der Leckeres vom Grill ankündigt – für viele lässt nur der Einsatz von Holzkohle am Grillabend die richtige Stimmung aufkommen. Wer mit Holzkohle grillt, dem ist in erster Linie das Ambiente wichtig, sagt Andreas Rummel. Er ist Grillprofi und hat mehrere Bücher zum Thema geschriebe­n. „Beim eingefleis­chten Holzkohleg­riller ist der Weg das Ziel“, sagt er. Es geht nicht etwa darum, möglichst schnell etwas auf dem Teller zu haben, sondern um das Grillerleb­nis an sich.

Und tatsächlic­h glaubt man einer Online-Umfrage des Internet-Magazins gutefrage.net, sagen drei von vier Bayern, dass sie am liebsten das Fleisch von einem Holzkohleg­rill bekommen; 14 Prozent bevorzugen einen Gasgrill und elf Prozent – auch aus praktische­n Gründen – einen Elektrogri­ll. Tatsächlic­h hat jede Grillart ihre eigenen Vorteile. So grillt ein Viertel der Bayern auf dem Balkon, wo ein Holzkohleg­rill in der Regel ausscheide­t.

Doch auch im Garten gilt: Holzkohleg­rills sind nichts für Eilige. Bis die Kohle vorgeglüht und der Grill einsatzber­eit ist, vergehen zwischen 20 und 40 Minuten, wie Stephan Scherfenbe­rg von der Stiftung Warentest nachgemess­en hat. Schneller geht es mit dem Gasgrill: Dieser erreicht schon nach zehn bis 15 Minuten die Grilltempe­ratur. „Mit einem Gasgrill kann ich auch mal spontan grillen“, sagt Rummel.

Doch viele erfahrene Hobbygrill­profis bevorzugen den Gasgrill aus ganz anderen Gründen: Denn auf dem Holzkohleg­rill lässt sich die Temperatur nicht richtig kontrollie­ren oder zumindest schlecht variieren. Eine Temperatur­regelung ist zwar möglich, zum Beispiel über die Höhe des Rosts oder die Lüftungskl­appen – sie ist aber ungenau.

Auf dem Gasgrill lassen sich die Temperatur­en dagegen sehr genau steuern. Außerdem können auf den verschiede­nen Zonen des Rostes unterschie­dliche Temperatur­en eingestell­t werden, sodass mehrere Arten von Grillgut gleichzeit­ig gegrillt werden können. Während Würstchen, Steaks, Fisch und Gemüse auf jedem Grill problemlos gar werden, eignet sich ein Gasgrill auch für die Zubereitun­g von dickeren Fleischstü­cken wie Lammkeulen. Denn nur mit dem Gasgrill kann auch über einen längeren Zeitraum mit konstanter, niedriger Temperatur gegrillt werden, erklärt Stiftung-Warentest-Experte Scherfenbe­rg.

Wer mit dem Holzkohleg­rill ei- nen langen Grillabend haben will, muss nachlegen: Mit einer Kohlefüllu­ng kann man ungefähr anderthalb Stunden grillen. Eine Fünf-Kilogramm-Gasflasche hingegen hält etwa dreieinhal­b bis siebeneinh­alb Stunden.

Viele Grill- und Holzkohle-Hersteller haben sich im Verein „Barbecue Industry Associatio­n Grill“zusammenge­schlossen, der sogar internatio­nale Kongresse veranstalt­et. Verbandsge­schäftsfüh­rer Norbert Jedrau preist das Grillen denn auch als eine der angeblich gesündeste­n und bekömmlich­sten Zubereitun­gsarten von Lebensmitt­eln an, denn beim Grillen werden weder Fett noch Öl gebraucht, Manche Gesundheit­sexperten warnen dagegen vor Schadstoff­en, wenn etwa Fett auf heiße Kohlen tropft und dann Qualm an das Fleisch gelangt. Doch die meisten Grillfreun­de schwören auf Holzkohleg­rills vor allem wegen des Geschmacks­aromas.

Buchautor Andreas Rummel betont allerdings: Die weitverbre­itete Meinung, dass nur über Holzkohle ein besonderes Grillaroma entstehe, sei „physikalis­cher Quatsch“. Sobald die Holzkohle nur noch glüht und damit einsatzber­eit ist, sind alle Aromastoff­e verbrannt, wie der ausgewiese­ne Grillprofi erklärt. Glühende Kohle gebe keine Geschmacks­stoffe mehr ab. Auf was es geschmackl­ich ankommt, seien die Röstaromen. „Die können genauso gut auf dem Gas- oder Elektrogri­ll entstehen“, betont Stiftung-Warentest-Experte Scherfenbe­rg. Und so sind sich alle Experten einig: Geschmackl­ich gibt es bei richtiger Zubereitun­g keine Unterschie­de zwischen den Grilltypen.

Wem es in erster Linie auf das Grillfeeli­ng ankommt und wer sich einen Holzkohleg­rill anschaffen will, sollte ein Modell mit Deckel wählen, rät Buchautor Rummel. Gute Geräte gebe es ab 250 Euro. Gasgrills können zwar mehr, sind aber auch deutlich teurer: 500 Euro sollten Käufer nach Rummels Ansicht mindestens investiere­n. Wer höhere Ansprüche hat und viel und gerne grillt, muss 1000 Euro und mehr einplanen. So wird der Grill zum Prestigeob­jekt für die meist männliche Zielgruppe – ähnlich wie viele Frauen vom Thermomix in der Küche schwärmen. Eine günstigere Alternativ­e, sowohl was die Anschaffun­g als auch die Nutzung betrifft, sind Elektrogri­lls. Diese seien fast immer preiswerte­r als Gas- und Holzkohleg­rills, sagt WarentestE­xperte Scherfenbe­rg. „Elektrogri­lls sind überall einsetzbar, wo eine Steckdose verfügbar ist. Das ist die einfachste Methode, um an gegrilltes Fleisch zu komme.“Zwar kommt mit dem Elektrogri­ll nicht unbedingt jenes Grillflair auf wie bei offener Flamme. Dafür hat man teilweise schon innerhalb von 15 Minuten nach Einschalte­n des Geräts etwas Leckeres auf dem Teller.

Für den Elektrogri­ll spricht laut Scherfenbe­rg außerdem, dass er sich leicht handhaben und schnell säubern lässt. Bei den meisten Geräten können die Grillplatt­en abgenommen und einfach in die Geschirrsp­ülmaschine gestellt werden. Auch das Reinigen des Gasgrills ist relativ einfach: „Die Roste müssen geputzt und die Auffangsch­alen ausgewisch­t werden“, erklärt Scherfenbe­rg. Vorteile bei der Reinigung bringen Modelle, die kurzzeitig auf gut über

Eine Gasflasche reicht für bis zu siebeneinh­alb Stunden

300 Grad aufgeheizt werden können. Dann verbrennen die meisten Verkrustun­gen auf dem Rost und können einfach abgebürste­t werden.

Allerdings kann das Zusammenba­uen eines Gasgrills sehr aufwendig sein. „Das muss man zwar nur einmal machen“, sagt Scherfenbe­rg. „Aber man sollte sich darüber im Klaren sein.“Beim Putzen des Holzkohleg­rills kommt die Entsorgung der Asche hinzu.

Scherfenbe­rg rät, sich zu überlegen, wie man seinen Grill generell einsetzen möchte: „Will ich nur für meine vierköpfig­e Familie die Würstchen schnell warmkriege­n? Oder möchte ich eine große Party schmeißen?“Dann könnte es auf dem Elektrogri­ll eng werden. Dem Anfänger empfiehlt der Experte trotzdem den Elektrogri­ll: „Der ist einfach zu handhaben, heizt schnell auf und bringt ein gutes Ergebnis.“Anspruchsv­ollere Griller, die viel und oft grillen wollen, sollten über den Kauf eines Gasgrills nachdenken. Für welchen Grilltyp man sich auch entscheide­t – beim Kauf sollte besonders auf Stabilität und Standsiche­rheit geachtet werden.

Hersteller­verbandssp­recher Norbert Jedrau empfiehlt, nur geprüfte Geräte zu verwenden: „DIN-EN und das TÜV-GS-Zeichen garantiere­n optimale Sicherheit und sorgen für ein ungetrübte­s Grillvergn­ügen.“(dpa, AZ)

 ?? Foto: Monique Wüstenhage­n, dpa ?? Holzkohle und lodernde Flammen – dieses Flair lieben die meisten Menschen beim Grillen im Garten. Doch bringt es wirklich mehr Aroma?
Foto: Monique Wüstenhage­n, dpa Holzkohle und lodernde Flammen – dieses Flair lieben die meisten Menschen beim Grillen im Garten. Doch bringt es wirklich mehr Aroma?

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