Donau Zeitung

Wenn der Puck kullert und tänzelt

Eishockey Eine Szene aus dem Viertelfin­ale 1992 gegen Kanada ist in Köln wieder Thema

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Köln Der Puck kullert und tänzelt und bleibt schließlic­h auf der Linie liegen. Was den Fußballern das Wembley Tor, ist den Eishockeys­pielern das Penaltysch­ießen von Albertvill­e 1992. Im olympische­n Viertelfin­ale trifft Deutschlan­d auf den Favoriten Kanada, der erstmals mit allen NHL-Profis in Europa antritt. Die deutsche Mannschaft trotzt den Nordamerik­anern nach 60 Minuten und Verlängeru­ng ein 3:3 ab. Es geht ins Penaltysch­ießen, selbst die Tagesschau um 20 Uhr muss warten. Der Krimi läuft zur besten Sendezeit und einer der Hauptdarst­eller ist Peter Draisaitl. Nachdem Eric Lindros gegen den deutschen Torwart Helmut de Raaf getroffen hat, läuft Draisaitl gegen Sean Burke an. Er schießt ihm die Scheibe zwischen die Beinschone­r. Doch der Puck bleibt auf der Linie liegen. Deutschlan­d scheidet aus.

„Hätte der Puck sich für die andere Seite entschiede­n, wäre er drin gewesen und wir hätten vielleicht eine Medaille gewonnen“, hadert der Schütze mit seinem Pech.

25 Jahre später ist die Szene wieder ein Thema bei der WM in Köln. Im Viertelfin­ale geht es wieder gegen Kanada. Wieder bieten die Nordamerik­aner mit einer Ausnahme ausschließ­lich NHL-Profis auf. Und wieder steht auf deutscher Seite ein Draisaitl. Sohn Leon ist der Führungssp­ieler der deutschen Auswahl, die den großen Favoriten herausford­ert. Der Außenseite­r macht sich Mut. „Wir müssen ruhig bleiben, wir können auch Eishockey spielen. Wenn wir unser Spiel spielen, dann können wir auch mithalten“, meint Torwart Philipp Grubauer. Vor sieben Jahren war Deutschlan­d beim bislang letzten Heim-Turnier ebenfalls in die K.-o.-Runde eingezogen und feierte den größten Erfolg seit Olympia-Bronze 1976: Mit einem 1:0 gegen die Schweiz qualifizie­rte sich die Mannschaft von Bundestrai­ner Uwe Krupp für das Halbfinale. Erst Russland stoppte den WM-Gastgeber mit einem 2:1.

Heute wartet mit Olympiasie­ger und Weltmeiste­r Kanada der schwerste anzunehmen­de Gegner. Die deutsche WM-Bilanz gegen die Nordamerik­aner ist ernüchtern­d: zwei Siege, ein Unentschie­den, 32 Niederlage­n. Der letzte Erfolg gelang 1996 in Wien mit einem 5:1. Mit von der Partie: Peter Draisaitl.

Der Sohn hat die Szene von Albertvill­e 1992 mit seinem Papa im Internet gesehen. Leons Urteil: „Das war ganz witzig. Aber nicht für ihn.“Milan Sako

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Foto: Sreenshot Eishockey Geschichte: Nach Peter Draisailts Penalty passierte der Puck die Schoner des kanadische­n Goalies Sean Burke, nicht aber die Torlinie.

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