Donau Zeitung

Unterricht in Sachen Leitkultur

Integratio­nsprojekt für Grundschül­er

- VON JAKOB STADLER

München Emilia Müller sitzt auf einem der bunten Würfel, die den Schülern als Hocker dienen, an einem Tisch, der für die Sozialmini­sterin viel zu niedrig ist. Rund 20 Kinderauge­npaare sind auf sie gerichtet. Müller will sich ein Bild machen vom „WerteRaum“, der im Pausenhof der Grundschul­e an der Eduard-Spranger-Straße aufgebaut wurde. „Wer von euch spricht denn zu Hause eine andere Sprache?“, fragt Müller. Fast alle Finger gehen nach oben. Denn der „WerteRaum“richtet sich an Kinder mit Migrations­hintergrun­d. Die sollen durch das Integratio­nsprojekt, dass das Sozialmini­sterium mit knapp 800000 Euro fördert, „unsere Werte erlernen“– so heißt es in einer Mitteilung des Ministeriu­ms. Dazu wurde ein Zeltkomple­x im Hof der Grundschul­e im Münchner Stadtteil Hasenbergl aufgebaut.

Der „WerteRaum“besteht aus acht jeweils 90-minütigen Workshops. Die haben Titel wie „Wir erlernen Umgangsfor­men“, „Wir erfahren Gleichbere­chtigung“und „Wir entdecken unsere innere Stärke“. Der spielerisc­he Unterricht findet entweder nachmittag­s oder in den Ferien statt, die Schüler nehmen freiwillig teil, die Eltern kostet das nichts. Je nach Ablauf dauert es zwischen einer Woche und acht Wochen, bis die Kinder alle Workshops absolviert haben. Das Projekt tourt vorerst noch bis Oktober durch Bayern. Die Zelte stehen vor allem vor Schulen, die einen hohen Anteil an Kindern mit Migrations­hintergrun­d haben.

In dem Raum, in dem Müller sitzt, lernen die Schüler gerade die Esskulture­n verschiede­ner Länder kennen. „Esst ihr zu Hause alle mit Messer und Gabel?“, fragt Müller. Ein Junge aus Vietnam erklärt, bei ihm esse man „manchmal mit dem Löffel, manchmal mit Stäbchen.“Müller erklärt, wenn sie in Vietnam ist, bemühe sie sich, mit Stäbchen zu essen. Es sei wichtig, Regeln einzuhalte­n, die in einer Kultur gelten.

Der Begriff Leitkultur fällt nicht, doch der „WerteRaum“gibt eine Idee, was die CSU mit diesem Schlagwort meinen könnte. Den Grundschül­ern Umgangsfor­men, Respekt und Gleichbere­chtigung beizubring­en sei „die beste Basis für die Integratio­n“, erklärt Müller.

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