Eishockey steht in Köln hoch im Kurs
Eishockey-WM – das bedeutet mehr als Bodychecks, Boxeinlagen und Torjubel. Nein, das Bild dieser WM zeigt Christian Ehrhoff, wie er in Deutz, der „schäl Sick“, der falschen Seite der Domstadt, auf dem Bürgersteig spaziert. Mit dem Helm auf dem Kopf, den Schläger in der linken Hand, die Schlittschuhe unter dem rechten Arm und den Adiletten an den Füßen.
Nein, der Kölner Profi ist nicht das ganze Jahr über Jeck. Der deutsche Kapitän verzichtet auf den Bus, der die Mannschaft von der Trainingshalle in ihre WM-Umkleide in der Lanxess-Arena bringt. Während das Team sich kutschieren lässt, geht Ehrhoff die 500 Meter lieber zu Fuß: „Ich genieße die Sonnenstrahlen. Wir sind ja lange genug in der Halle oder im Hotel“, erzählt der ehemalige NHL-Profi von seinem Mittagsspaziergang.
Die Stimmung war prima, nicht nur bei der deutschen Mannschaft. Anders als bei einer Fußball-WM geht es bei Eishockey-Titelkämpfen meist friedlich zu. Die Fans bekämpfen sich vor der Halle allenfalls mit Schlachtrufen wie „Sarau“(„auf geht’s“auf lettisch), „Scheibu“(Anfeuerung der Russen) oder „Deutschland, Deutschland“. Die Hitze der vergangenen Tage und der ausgiebige Marktcheck, ob Kölsch tatsächlich das beste Bier der Welt ist, führen zwar zu Ausfällen. Aber aus der Rolle fallen die Anhänger nur selten.
Für den Deutschen EishockeyBund ebenfalls erfreulich: Die Besucher kommen in Strömen. Mit 584 827 Zuschauern in Köln und Paris hat die WM schon nach der Vorrunde mehr Fans angelockt als das gesamte Turnier 2010 in Gelsenkirchen, Köln und Mannheim mit 548768 Besuchern. Für den klammen DEB, der nur an den Einnahmen in Köln (in der Vorrunde 375497 Zuschauer) verdient, ist der vorhergesagte Gewinn von rund 1,5 Millionen Euro wichtig, um Nachwuchs-Projekte zu finanzieren.
Selbst im Fernsehen standen die Eishackler plötzlich hoch im Kurs. Das Match um den Viertelfinaleinzug gegen Lettland wollten im Schnitt 1,42 Millionen Zuschauer bei Sport1 sehen. Wer den packenden Kampf mit dem Penaltysieg für Deutschland verfolgt hat, wird gewiss auch gestern gegen Kanada eingeschaltet haben. Die Deutschen boten einen tollen Kampf, verloren aber letztlich knapp. Doch unabhängig vom Ergebnis: Eishockey und die deutsche Nationalmannschaft zählen zu den Gewinnern der Tage von Köln – ob auf Kufen oder in Adiletten.