Plötzlich kam der Putz runter
St. Andreas in Lauingen wurde außen saniert. Jetzt muss es innen weitergehen
Lauingen An insgesamt neun Orten in Lauingen kann ein Gottesdienst gefeiert werden, sagt Pfarrer Raffaele De Blasi. Doch seit ein paar Wochen sind es nur noch acht: Die St. Andreaskirche, die älteste erhaltene Kirche Lauingens, ist gesperrt. Dabei wurde die Kirche direkt am Ortseingang der Mohrenstadt, wenn man von Dillingen kommt, doch jahrelang saniert. „Ja, außen“, erklärt Helmut Traub, der seitens der Kirchenverwaltung der Beauftragte für Baufragen ist. In den Jahren 2011/12 und 2014/15 hatte die Außenrenovierung stattgefunden. Der Turm wurde saniert, der Glockenstuhl ausgebessert, die Fenster ausgetauscht, die Fassade gestrichen. Währenddessen war der Chorraum besonders gesichert und untersucht worden. Aber das Hauptschiff nicht. Und das hat jetzt ein Leck an der Decke: Von einem Bild, das den heiligen Andreas zeigt, ist ein Stück heruntergefallen.
Wann genau, das ist unklar. Doch so oft wie früher wird in St. Andreas ohnehin kein Gottesdienst mehr gefeiert: Zwischen 1942 und 1959 nutzte auch die evangelisch-lutherische Gemeinde das Gotteshaus. Allerdings gibt es in der reich verzierten Kirche keine Heizung, sagt De Blasi. Deswegen finden nur in den Sommermonaten Gottesdienste statt, und dann nur alle zwei Wochen immer donnerstags. Los geht es mit der Umstellung zur Sommerzeit. Daher bat der Pfarrer den Mesner, vorab einen Blick in die Kirche zu werfen, ob alles in Ordnung ist. Der entdeckte Ende März die böse Überraschung: Von einem Gemälde, das die Fischerszene zeigt, ist ein Teil heruntergebrochen, darunter der Mast des Schiffes. „Gott sei Dank war niemand in der Kirche“, sagt Pfarrer De Blasi.
Die Holzheimer Restauratorin Christine Hitzler hat die herunter- gefallenen Teile gesammelt. Sie wird das Bild wieder rekonstruieren. „Ein Teil von Andreas’ Gesicht und seine Hand sind heruntergefallen“, weiß sie. Doch die Stücke seien sehr gut erhalten. In einem Sandbett wird Hitzler sie wieder zusammensetzen. Pfarrer De Blasi macht etwas anderes mehr Sorgen. Die mit dem Sturz aufgetauchte Schmutzschicht habe gezeigt, dass der Ablöseprozess an der Decke des Hauptschiffes schon viel länger im Gang sei. „Bei der Barockisierung der Kirche zwischen 1721 und 1725 hat man zwar dieses herrliche Bild geschaffen. Doch keiner hat damit gerechnet, dass das so lange halten muss“, erklärt der Pfarrer. Früher seien Kirchen oft überarbeitet worden, heute versuche man alles so lange wie möglich im Originalzustand zu erhalten. Dazu kommt: Der Schwerlastverkehr direkt draußen vor der Tür und auch der jährliche Faschingsumzug bringen laut Pfarrer das Gebäude in Schwingung.
Traub ergänzt noch ein technisches Problem: Die Decke bestünde grob aus drei Schichten: Der Boxhaut aus Putz, Holzlatten und wiederum Putz, auf den das Gemälde aufgemalt ist. Beide Putzschichten sollten durch die Fugen zwischen den Latten eine Verbindung eingehen und so einander halten. „Doch dafür sind die Latten da oben zu breit und die Fugen zu schmal.“Deswegen fiel ein Teil des Gemäldes herab, das sei laut Pfarrer nur eine Frage der Zeit gewesen. Also müsse jetzt die ganze Raumschale untersucht werden, ob es noch weitere Probleme gibt. Dazu wird demnächst ein Gerüst in der Kirche aufgebaut. Erst dann würde sich zeigen, was das kostet, sagt der Pfarrer.
Ein anderes Lauinger Kirchlein sei inzwischen stärker gefragt als St. Andreas: die Herrgottsruhkapelle. Dort draußen finden laut De Blasi immer mehr Waldbeisetzungen statt.