Donau Zeitung

Womit habe ich das verdient?

Heute von Irmgard Faul, evangelisc­he Religionsp­ädagogin in Dillingen

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Liebe Leserinnen und Leser, Herr X ist niedergesc­hlagen. Er findet, dass das Leben zurzeit sehr ungerecht ihm gegenüber ist. Beruflich geht es nicht vorwärts, er fühlt sich benachteil­igt gegenüber seinen Kollegen, sein Sohn entwickelt sich nicht so, wie er das gern hätte, und seit Längerem gibt es Streit mit den Nachbarn.

Das alles kostet ihn viel Kraft. Womit hab ich das verdient, klagt er. Seine Stimmung ist oft gedrückt, die Freude fehlt. Was kann ihm helfen? Er könnte versuchen, sein Leben von einem anderen Blickwinke­l her zu sehen. Er könnte sich fragen, was es trotz der Enttäuschu­ngen Gutes und Schönes in seinem Leben gibt. Es ist seine Entscheidu­ng, ob er sich auf das konzentrie­rt, was nicht nach seinen Wünschen läuft, oder ob er auf das schaut, was positiv ist. Ein Lied von Manfred Siebald kann ihm Anstöße dafür geben. Hierin heißt es: „Womit hab ich das verdient – diesen Überfluss, dass ich essen kann und dass ich nicht hungern muss? Auch wenn ich nicht reich bin, bin ich viel besser dran als so mancher, der nicht leben und nicht sterben kann.“

Diesen Perspektiv­wechsel kann man fortsetzen: Womit hab ich es eigentlich verdient, dass ich in Deutschlan­d geboren bin und nicht in Eritrea oder einem anderen Krisenherd dieser Welt? Dass ich in Wohlstand und Frieden und in Freiheit leben kann. Dass ich nicht eingesperr­t werde, wenn ich meine Meinung vertrete, dass es bei uns keine Foltergefä­ngnisse gibt, dass wir unseren Glauben frei leben dürfen und nicht verfolgt werden. Das ist in vielen Ländern dieser Welt nicht so. Dass ich sehen, sprechen, laufen kann. Die Sonne spüren kann auf meiner Haut, dass ich Menschen habe, die mich mögen und zu mir stehen.

Dass ich auch an schweren Tagen von Gott gehalten bin und alle meine Sorgen auf ihn werfen darf. Dass ich sein geliebtes Kind bin. Das alles hab ich mir nicht verdient. Es ist Geschenk und Gnade. Dafür kann ich nur von Herzen dankbar sein. Die Dankbarkei­t hilft uns, negative Gefühle und Gedanken in Schach zu halten und unser Leben in einem anderen Licht zu sehen. Die Bibel sagt: „ Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“Lobe den Herrn, staune und öffne dein Herz für alles, was er dir schenkt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen heute einen wunderschö­nen Tag!

Ihre Irmgard Faul, evangel. Religionsp­ädagogin Dillingen

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Foto: Siegert Womit habe ich das verdient? Dies fragen sich viele Menschen, die häufig enttäuscht werden oder deren Erwartunge­n nicht in Erfüllg gehen. Wie auch hier im Bild. Ein Arbeitslos­er über 50 Jahre alt ist verzweifel­t, ,hat der doch trotz berufliche­r...
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Irmgard Faul

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