Die Bundesliga lässt Blumen sprechen
Randbemerkung
VON ANTON SCHWANKHART as@augsburger allgemeine.de er letzte Bundesliga-Spieltag ist traditionell ein guter Tag für Blumenhändler. Die Klubs verabschieden ihre Abgänger mit mächtigen Gebinden. Wie immer werden die Kicker auch dieses Mal nichts mit den Blumen anzufangen wissen. Die wenigsten können ein Veilchen von einer Gerbera unterscheiden. Ein Satz Sportfelgen wäre ihnen lieber. Aber Blumen müssen sein. Um dahinter abzutauchen, wenn einen die Gefühle übermannen. Reporter werden dann wieder kommentieren, dass sich da einer seiner Tränen nicht schämt. Eine Art letzter Meisterschaft. Interessanterweise fehlt der deutschen Sprache das weibliche Begriffspendant zu übermannen. Überfrauen? Kennt nicht einmal Google. Auch Frauen müssen sich also übermannen lassen. Ist es so weit, dann haben sich Blumen, hinter denen die Gerührten ihr Gesicht verbergen, besser bewährt als Sportfelgen.
Einer, der ganz großen Abschiede, die an diesem letzten Spieltag zu begehen sind, ist zweifellos jener von Philipp Lahm. Eineinhalb Jahrzehnte lang einer der besten Verteidiger der Welt, verabschiedet sich Lahm in den fußballerischen Ruhestand. Er geht aus freien Stücken. So wie es von einem wie ihm zu erwarten war. Tränen? Nicht ausgeschlossen. Wenn aber irgendwo sicher geheult wird, dann auf den Rängen. Die 75 000 im Stadion und die Millionen, die mit Lahm älter geworden sind, werden diesen feinen Fußballer vermissen. So wie den Freunden des chirurgischen Spiels die Grandezza Xabi Alonso fehlen wird. Des ernsten Basken, der sich mit 32 nicht zu alt gefühlt hat, beim FC Bayern anzuheuern und der nun mit 35 gelassen Adios sagt.
Während die einen aus freien Stücken die Bundesliga verlassen, wollen andere um jeden Preis bleiben. In Augsburg, Hamburg und Wolfsburg geht es um nichts weniger als das Überleben, oder das was die Anhänger der Klubs dafür halten. Der direkte Untergang ist zwar abgewendet. Für einen der drei Klubs aber könnte er sich noch hinter dem herzlosen Begriff „Relegation“verbergen. Es wäre ein Ende mit Verzweiflung und Tränen – aber ohne Blumen.