Donau Zeitung

Die Touren Tüftlerinn­en

Donautal Radelspaß Tausende von Radlern kommen Jahr für Jahr zur Großverans­taltung. Angelika Tittl und Yvonne Streitel geben Einblicke in die aufwendige Streckenpl­anung und welche Hürden dabei gemeistert werden müssen

- VON PETER BAUER

Landkreis Wer kennt die heimische Region am besten, gewisserma­ßen fast buchstäbli­ch jeden Grashalm? Bei einer Antwort auf diese Frage würde vermutlich immer wieder ihr Name fallen. Angelika Tittl organisier­t seit 2005 die Großverans­taltung Donautal-Radelspaß, die jedes Jahr in anderen Landkreise­n Westschwab­ens stattfinde­t. Mit Strecken zwischen Krumbach und Dillingen, Leipheim und Ziemetshau­sen ist der Donautal-Radelspaß zu einer Art regionalem Markenzeic­hen geworden. Angelika Tittl ist die „Tourentüft­lerin“, die zahllose Strecken, die häufig auf Wald- und Feldwegen liegen, maßgeblich geplant hat. Heuer findet der Donautal-Radelspaß am Sonntag, 3. September, in Neuburg an der Kammel statt. Und diese Gegend im südlichen Landkreis Günzburg kennt Angelika Tittl vielleicht noch einen Tick besser als den Rest der Region. Neuburg, das ist für die 57-Jährige eine Art „Heimspiel“. Das Gespräch ist weit fortgeschr­itten, als sie über ihre Mutter erzählt, die aus dem Sudetenlan­d vertrieben wurde. Auf dem Weg nach Westen war der kleine Ort Hagenried im südlichen Landkreis „ihre erste Station“. Angelika Tittls Lebensmitt­elpunkt wurde schließlic­h Giengen an der Brenz, doch bis heute gibt es gute Kontakte zu Verwandten im Neuburger Ortsteil Edelstette­n und Wiesenbach, zu den Cousins Siegfried und Max Thurn. Im Gespräch erinnert sie sich immer wieder an die Sommerferi­en bei Onkel und Tante auf einem Wiesenbach­er Bauernhof.

Neuburg ist in diesem Jahr beim Radelspaß der Ort der großen Zentralver­anstaltung, eine der drei Strecken führt auch durch Wiesenbach.

Zusammen mit Yvonne Streitel, Wegewart Joachim Lutz und Christine Ramold (sie organisier­t die Zentralver­anstaltung) feilt Angelika Tittl seit vielen Monaten am Ablauf der Radelspaß-Veranstalt­ung in Neuburg. Immerhin ist die Planung der Strecken heute erheblich einfacher als zu den Anfangszei­ten des Donautal-Radelspaß. Es gibt ein engmaschig­es Netz gut ausgeschil­derter Radwege und vieles erleichter­t die moderne GPS-Technik, zahlreiche meist sehr gute digitale Karten und Luftbilder stehen zur Verfügung. Aber Angelika Tittl sagt auch: „Vor Ort muss man sich die Dinge dann schon noch genau anschauen.“Wege, die auf den Karten gut aussehen, entpuppen sich vor Ort unvermitte­lt als schlammige Rinnen. Oder auf Plätzen stehen Bäume, die auf veralteten Luftbilder­n nicht zu sehen waren. Angelika Tittl erinnert sich, dass sie deswegen 2006 die Zentralver­anstaltung für den Donautal-Radelspaß in Krumbach umplanen musste.

Die Strecken fährt sie vor Ort teils mit dem Pkw, teils mit dem Rad ab. Bei der Planung für den kommenden Donautal-Radelspaß stand sie bei einem E-Werk bei Höselhurst unvermitte­lt vor einer Absperrung mit Zahlencode. Sie musste dann beim Betreiber des E-Werks anrufen und sich den Code für die Weiterfahr­t freigeben lassen. Digitale Welt und Wirklichke­it können eben ganz schön unterschie­dlich sein. Auch deswegen führt sie vor Ort in Sachen Wegführung immer wieder Gespräche mit Ortskundig­en, unter anderem Vertretern verschiede­ner Vereine.

20 Jahre arbeitete Angelika Tittl, die eine kaufmännis­che Ausbildung absolviert hat, für eine Kunstmühle in Sontheim an der Brenz. Als sie sich beim Verein für Regionalen­twicklung Donautal-Aktiv mit Sitz in Bächingen/Kreis Dillingen als „Büroleiter­in“bewarb, konnte sie nicht ahnen, welche Dimensione­n der Donautal-Radelspaß einmal annehmen würde. 2005 fand er erstmals statt, mit einer Zentralver­anstaltung in Gundelfing­en, ein Jahr später in Krumbach.

Rund 3000 Teilnehmer werden es damals wohl gewesen sein, schätzt sie. Inzwischen kommen jährlich 10 000 bis 12 000 Radler aus der heimischen Region, aber auch aus dem gesamten süddeutsch­en Raum. Und Angelika Tittl erinnert sich an die Begegnung mit Niederländ­ern, die mit einem Kleinbus extra zum Donautal-Radelspaß angereist waren. Es ist wohl diese besondere Mischung aus Radeln und Show- und Erlebnispr­ogramm, die Jahr für Jahr begeistert. Auf der Bühne der Zentralver­anstaltung gibt es immer wieder spektakulä­re Auftritte, zahlreiche Veranstalt­er (darunter viele Vereine) präsentier­en sich im Zentrum der Veranstalt­ung und an den Strecken mit kulinarisc­hen Spezialitä­ten, Mitmachsta­tionen und vielem mehr. Unter anderem gibt es immer wieder auch Kirchenfüh­rungen.

Die Höhepunkte am Streckenra­nd zu organisier­en: Das ist maßgeblich der Aufgabenbe­reich von Yvonne Streitel. Streitel? Vielen ist sie unter dem Namen Berger bekannt, aber „ich habe vor Kurzem geheiratet“, sagt die 36-Jährige, die aus Gundremmin­gen stammt, im Gespräch mit unserer Zeitung. In Augsburg studierte sie Geografie mit Schwerpunk­t Regionalen­twicklung. Danach war sie für den Regionalen­twicklungs­verein Wittelsbac­her Land tätig, bevor sie 2009 zu Donautal-Aktiv wechselte. Dieser Verein arbeitet in Sachen Regionalen­twicklung für die Landkreise Günzburg, Dillingen, Neu-Ulm, Teile der Kreise Heidenheim und Donau-Ries sowie die Stadt Ulm, er ist damit auch länderüber­greifend in Bayern und Baden-Württember­g tätig. Tourismuse­ntwicklung (beispielsw­eise im Kreis Dillingen) ist dabei einer der Schwerpunk­te - und dann ist da der jährliche DonautalRa­delspaß. Seit Monaten ist Yvonne Streitel auf der Suche nach möglichen Anbietern am Wegesrand der Strecken für den Neuburger Radelspaß. Bislang eher gering sei die Resonanz in Krumbach und Niederraun­au gewesen. Sie hofft, dass es noch möglich ist, in diesen Orten weitere Teilnehmer zu gewinnen. Anmeldunge­n sind für Anbieter, die sich entlang der Strecken präsentier­en wollen, noch bis 6. Juni möglich. Darsteller auf der Bühne der Neuburger Zentralver­anstaltung und Aussteller im Neuburger Zentrum der Veranstalt­ung können sich noch bis zum 10. Juli anmelden (weitere Infos gibt es bei www.donautal-radfahren.de). Und dann geht es bei den Strecken allmählich an den „Feinschlif­f“. Die Strecken werden vor der Veranstalt­ung exakt ausgeschil­dert und es muss immer wieder auch darauf geachtet werden, dass nicht irgendwelc­he „Scherzbold­e“, die Schilder umstellen, wie es Angelika Tittl formuliert. Seit zwei Jahren wird auch ein Pannenserv­ice organisier­t. Die Radler der Gegenwart erwarten bei Großverans­taltungen wie dem Donautal-Radelspaß einen hohen Standard.

Und dann kann es losgehen mit der Neuburger Veranstalt­ung, diesem besonderen „Heimspiel“für Angelika Tittl. Aber da ist auch der Gedanke an die Radler aus den Niederland­en, die mit einem Kleinbus angereist kamen. Die internatio­nale Note wird wohl auch in diesem Jahr beim Donautal-Radelspaß nicht fehlen.

 ?? Foto: Donautal Aktiv ?? Sie organisier­en maßgeblich den Donautal Radelspaß (von links): Yvonne Streitel, Angelika Tittl und Christine Ramold. Zum Team gehört auch Wegewart Joachim Lutz. Jähr lich kommen zum Radelspaß rund 10000 bis 12000 Besucher.
Foto: Donautal Aktiv Sie organisier­en maßgeblich den Donautal Radelspaß (von links): Yvonne Streitel, Angelika Tittl und Christine Ramold. Zum Team gehört auch Wegewart Joachim Lutz. Jähr lich kommen zum Radelspaß rund 10000 bis 12000 Besucher.

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