So schont man den Rücken
Gesundheit Stress drückt auf die Wirbelsäule. Daher sind Perfektionisten stark gefährdet. Obwohl sich die Faktoren der Menschen im Laufe der Zeit geändert haben, bleiben die Auswirkungen dieselben. Referentin Christiane Mayer zeigt Wege für mehr Gelassenh
Binswangen Schon die Jäger in der Steppe vor 4000 Jahren hatten Rückenschmerzen. Denn sie hatten Stress. Das versichert Christiane Mayer ihren Zuhörern im Binswanger Schützenheim. Schon unsere Vorfahren kannten durchaus Angst und Belastungen. Suchten sie ein warmes Plätzchen, musste einer voraus in die vermeintlich sichere Höhle.
In der Gegenwart lauern andere Gefahren: „Perfektionisten sind die potenziellen Opfer des heutigen Säbelzahntigers.“Zeitdruck, monotone und gefährliche Arbeiten, Über- und Unterforderung, aber auch Zukunftsängste und Einsamkeit belasten den Menschen. Das Fazit der Referentin: „Fast alle Stressoren entstehen im Kopf, doch wir reagieren körperlich.“
Kein Wunder also, dass für 80 Prozent der Rückenschmerzen keine körperliche Ursache gefunden wird. Bei der Mitgliederversammlung des Gartenbauvereins Binswangen verweist Christiane Mayer auf eine Studie der Bauwirtschaft. Die besagt, dass Termindruck einen ebenso großen Einfluss auf die Ausbildung von Rückenschmerzen hat wie das Heben und Tragen schwerer Lasten und Zwangshaltungen.
Doch was passiert im Körper bei Stress? Beispielsweise steigt der Blutdruck, der Puls wird schneller. Die Muskeln werden angespannt, Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Der Mensch ist bereit anzugreifen oder zu flüchten. Eigentlich ist das gut. „Ohne Stress hätten wir keinen Antrieb und würden immer noch in Höhlen sitzen“, folgert die Gartenpflegerin.
Schlecht sei der Dauerstress, vor allem, wenn ein Ausgleich fehlt. Das kann zum Herzinfarkt führen, zu Schlaganfall, Kopfschmerzen – und eben Rückenschmerzen. Doch was hilft? Immer wieder kleine Pausen einlegen und die Tätigkeiten wechseln, sei laut Mayer auch bei Schreibtischarbeit eine Möglichkeit vorzubeugen. Aber: „Bewegung ist das Einzige, was Stress in den Griff kriegt.“
In der freien Natur geht das laut Christiane Mayer doppelt so schnell wie drinnen. Dazu tragen der Sauerstoff und das Sonnenlicht bei, ebenso wie die Farbe Grün, die beruhigend wirkt. Hier kommt die Gartenarbeit ins Spiel. Sie bietet die Möglichkeit, die Muskeln zu stär- ken und stellt für viele eine Kraftquelle dar – auch für Christiane Mayer im heimischen Garten in Affaltern. Allerdings: „Eine Kraftquelle wirkt nur, wenn ich das, was ich mache, auch mag.“Von Vorteil seien ein gutes Schuhwerk und Gartengerät. Letzteres müsse die passende Größe haben, damit eine gerade Haltung möglich ist.
Christiane Mayer hat sich unter anderem eine Japanische Staudensichel zugelegt, mit der sie Gräser im Stehen wesentlich schneller abschneiden kann als vorher in der Zwangshaltung, gebückt mit der Schere. Sie liebt ihren Kniehocker. Mithilfe der hohen Griffe fällt das Aufstehen leichter. „Muss etwas getragen werden, dann bitte mit geradem Rücken am Unterbauch“, rät sie. Noch besser sei es, die Last mit beiden Händen seitlich zu halten.
Voller Überzeugung fügt Mayer hinzu: „Trage nichts, was du auch rollen kannst.“Ihr Schubkarren ist ihr ebenso wichtig wie die Sackkarre und ihr „Gartencaddy“, den sie als eine Art Miniladewagen benutzt. Als „Todsünde“bezeichnet die Gartenpflegerin das Drehen des Rückens, zum Beispiel, um mit der Gießkanne noch schnell ein weiteres Pflänzchen zu gießen. Dabei vervielfacht die Hebelwirkung die Belastung der Rückenwirbel. Dankbarkeit empfindet sie ebenso wichtig wie Humor und nicht alles so genau zu nehmen: „Das entspannt!“
Christiane Mayer weiß, dass es kein Geheimrezept gibt: „Rückenprobleme hat jeder.“Doch Mayer will Ideen weitergeben und hofft, dass ihre Zuhörer dadurch selbst den für sie so wichtigen Ausgleich finden.
„Eine Kraftquelle wirkt nur, wenn ich das, was ich mache, auch mag.“
Christiane Mayer, Referentin „Trage nichts, was du auch rollen kannst!“
Christiane Mayer, Referentin