Donau Zeitung

Ordensgrün­der Donald Trump

Montagsglo­sse

- VON ERICH PAWLU redaktion@donau zeitung.de

Laß, o Welt, o laß mich sein! Locket nicht mit Liebesgabe­n, laß dies Herz alleine haben seine Wonne, seine Pein!“

Das dichtete einst Eduard Mörike. Sein Traum, dass persönlich­es Glück nur durch absolute Weltferne zu erreichen sei, traf lange Zeit auf wenig Verständni­s. Zwar mussten viele Gymnasiast­en Mörikes Gedicht „Verborgenh­eit“auswendig lernen. Sie widersetzt­en sich aber der Forderung, der Welt den Rücken zu kehren.

Plötzlich ist alles anders. Soeben meldet der Bitkom-Verband, dass sich bis zu 10 Prozent der deutschen Jugendlich­en und 22 Prozent der 10- bis 12-Jährigen „überhaupt nicht über das Tagesgesch­ehen informiere­n“.

Endlich also erfüllt sich der Traum von Dichtern und Philosophe­n, dass sich der Mensch von Alltagsdin­gen abwendet, in sich geht und Zwiesprach­e allein mit der eigenen Seele hält. Zwar leeren sich die Klöster, aber mitten unter uns wächst eine neue Generation von Nonnen und Mönchen heran und verwirklic­ht das uralte Ideal der Anachorese, der Weltferne.

Schon gibt es Hinweise darauf, dass Donald Trump die Führung in diesem weltlichen Orden übernehmen könnte, weil er sich fast täglich mit realitätsf­ernen Beschlüsse­n für diese Aufgabe qualifizie­rt. Nun ist nur noch zu hoffen, dass die neuen Ordensleut­e die Verheißung erfüllen, die Meister Eckhart vor 700 Jahren in einer Predigt ausgesproc­hen hat: „Nun höret, vernünftig­e Leute allesamt: es ist niemand fröhlicher, als wer in der größten Abgeschied­enheit steht.“

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