Donau Zeitung

„Modellbau ist eine Sucht“

Hobby In Lauingen treffen sich langjährig­e Profis und solche, die in der Rente noch einmal hineinschn­uppern wollen

- VON ALEX MILLAUER

Lauingen Wenn Rainer Fonk an einem neuen Modell bastelt, dann richtig. Nachdem er bei den Reedereien um die originalen Werftpläne gebeten hatte, vertraglic­h versichert­e, dass er sie geheim halten wird, machte der Modellbaue­r sich an die Arbeit. 3796 Stunden filigranst­er Handarbeit stecken beispielsw­eise in dem 1:50-Modell der „Smit Rotterdam“– sie stand vergangene­n Samstag und Sonntag, zusammen mit anderen Modellen, auf dem Gelände des Lauinger Modellbahn-Bauers „KM1“.

„Für mich ist das wie eine Sucht“, gibt der Oberhausen­er, der extra zum Event über 500 Kilometer nach Lauingen gereist ist, freimütig zu. Als er mit 13 Jahren das erste Mal über den Katalog eines Modellbaue­rs stolperte, hat sich der damals kleine Bub sofort mit dem Virus infiziert. Seitdem tüftelt der gelernte Elektriker jede freie Minute an den Miniatur-Schiffen. Und das nicht ohne Erfolg: Bei der Weltmeiste­rschaft in Budapest hat er mit seiner „Smit Rotterdam“von 24 Startern den fünften Platz belegt – mit einem Schiff, das wohlgemerk­t aus alten Blechdosen, Saiten ungenutzte­r Elektrogit­arren, Radiogehäu­sen und mehr besteht. „Wir Modellbaue­r nehmen alles, was wir kriegen können“, sagt er und legt seine Smit ins seichte Wasserbeck­en von „KM1“.

Maria und Peter Hartmann bleiben im Trockenen. Während sie an den „Spur-1“-Eisenbahn-Modellen (Maßstab: 1:32) in der Halle vorbeischl­endern, erinnert sich die Dillingeri­n an ihre eigene Eisenbahns­ammlerzeit. „Das ist jetzt schon 30 Jahre her, da habe ich mir auch mal so eine Modelleise­nbahn zugelegt.“Heute steht sie auf dem Dachboden. „Wenn wir in Rente sind, wollen wir aber wieder loslegen.“Inspiratio­n finde sie hier jedenfalls genug.

Auch der Lauinger Franz Bunk machte einst einen Ausflug in die Modellbaue­r-Szene. „Vor zehn Jahren hatte ich mal so einen Tick und habe mir zwei, drei Modelleise­nbahnen zugelegt“, weiß er noch. Doch die Entwicklun­g, die die Modelleise­nbahnen in dieser Zeit genommen haben, fasziniert ihn. „Was heutzutage mit den Geräuschge­neratoren möglich ist, ist ja unglaublic­h. Das klingt ja teilweise schon fast originalge­treu“, staunt er. Noch mehr beeindruck­en ihn die Hubschraub­ermodelle, die ihm Außenberei­ch des 10000 Quadratmet­er großen Geländes stehen. „Selber bin ich mit so et- was noch nicht geflogen. Aber die Manöver, die diese Geräte machen, zu sehen, ist super.“

Einer, der sich Modellgerä­ten in der Luft richtig gut auskennt, ist Alfred Hitzler. Seit seinem achten Lebensjahr ist der heute 68-Jährige in der Modellbau-Szene verwurzelt. Seine Leidenscha­ft gebührt den Segelflieg­ern. „Die meisten haben eivielem nen eigenen Antrieb, GPS ist fast überall verbaut, auch Steigung und Sinkflug lassen sich messen.“Da überrascht es wenig, dass man für einige der Modellflug­zeuge bis zu 10000 Euro hinblätter­n muss. Doch das sei es wert.

Die Modellflie­ger erreichen Geschwindi­gkeiten bis zu 300 Stundenkil­ometern. Kein Wunder, dass die Flugshows, die den ganzen Tag über verteilt stattfinde­n, ein echter Publikumsm­agnet sind, wie Geschäftsf­ührer Andreas Krug weiß. „Es ist aber die Mischung, die es ausmacht. Und auch die Schiffe und Eisenbahne­n stoßen immer auf reges Interesse“, sagt er. Es ist eben wie überall in diesem Modellpara­dies: Klein, aber oho.

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Foto: Alex Millauer Rainer Fonk hat fast 4000 Stunden an seinem Modell der „Smit Rotterdam“gebaut. Am Wochenende hat er sie in Lauingen prä sentiert.

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