„Das hat was von einem Festival“
Spiel Das „Spiel ohne Grenzen“findet in Deisenhofen statt. Wie sich die Organisatoren darauf vorbereiten und warum sogar Heimatminister Söder vorbeischaut
Deisenhofen Es wird gesägt, gehämmert, lackiert und gepinselt. Auf jedem freien Quadratmeter der mit Holzplatten und Werkzeugen zugestellten Halle wird gearbeitet. Seit Februar schon belagert die vierzigköpfige Truppe der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Deisenhofen die Halle, die eigentlich einem Landwirt gehört. Denn Donnerstag, 29. Juni, bis Sonntag, 2. Juli, werden Tausende zum Sportplatz in Deisenhofen strömen, um beim „Spiel ohne Grenzen“zu feiern oder sich sportlich zu messen.
Da die Deisenhofener im vergangenen Jahr in Medlingen beim „Spiel ohne Grenzen“gewonnen haben, sind sie dieses Jahr mit der Organisation dran. Auf eigene Erfahrungen können sie sich dabei nicht stützen. Andreas Schnelle, der maßgeblich an der Festplanung beteiligt ist, erzählt: „Das ist nach 1992, 1998, 2004 und 2009 zwar schon das fünfte Mal, dass es in Deisenhofen ein „Spiel ohne Grenzen“gibt. Allerdings waren da noch andere Generationen beteiligt.“Schnelle selbst ist einer der wenigen, der schon 2009 beim „Spiel ohne Grenzen“dabei war. Der Großteil der Männer und Frauen, die alle zwischen 15 und 25 Jahre alt sind, da aber noch in den Kinderschuhen.
Doch an das Thema, unter das die KLJB das diesjährige „Spiel ohne Grenzen“gestellt hat, dürften sie sich noch bestens erinnern: „Reise zurück zu den Kinderserien“heißt es und erklärt, warum in der Halle eine mannsgroße Benjamin-Blümchen-Figur, ein Schlumpf und am Ortseingang von Deisenhofen eine mit Stroh gefüllte Biene Maja stehen. Aus einem Topf, der mit mehreren dieser Kinderhelden gefüllt war, durften die elf teilnehmenden Landjugenden ziehen – und werden dann am Samstag, 1. Juli, beim bunten Abend eine Choreografie zu ihrem gezogenen Kinderhelden abliefern. Sei es Bob der Baumeister oder „Die Schlümpfe“. Der eigentliche Wettbewerb zwischen den Landjugenden wird erst am Sonntag stattfinden.
Mit Stabilos, Kugelschreibern und Buntstiften haben die Männer und Frauen der Deisenhofener Landjugend ihre Spielideen auf DIN-A3-Papier gekritzelt – streng geheim und sorgfältig bewahrt liegen die Skizzen jetzt in deren Bauwagen. Denn selbstverständlich soll an dem Sonntag im Juli keine Landjugend dadurch einen Vorteil haben, dass sie die Spiele schon kennt. „Auch wenn viel Gaudi im Spiel ist, ist der sportliche Anreiz auf jeden Fall gegeben“, sagt Andreas Schnelle. Ein Spiel ist in der Garage kaum zu übersehen. Zwei mehr als faustdicke Äste ragen von einem über einem Meter großen Stamm ab: „Wasserbombenschleudern heißt das Spiel“, sagt Florian Mesch, der in seiner Arbeitshose durch die Garage führt. Wie bei einer Steinschleuder wird der Spanner, in dem sich die Wasserbombe befindet, nach hinten gezogen, losgelassen – und schließlich, im besten Fall vom Teamkollegen, mit einem Handtuch sicher gefangen. Doch es sind nicht nur die Spiele, die den Deisenhofenern Kopfzerbrechen bereiten. Direkt daneben liegen säuberlich aufeinander- gestapelt Holzscheite. Sie alle sind geschliffen und mit kleinen Löchern versehen. „Als Tischdeko haben wir uns das überlegt. In die Löcher kommen dann Reagenzgläser und Speisekarten“, erzählt Mesch. Es sind diese Details, die das „Spiel ohne Grenzen“zu dem masteckte die chen, was es ist – allerdings auch für viel Arbeit sorgen, wie auch die Erste Vorsitzende Sophie Hurler bestätigt: „Dass der Aufwand so immens ist, wurde uns auch erst vor Kurzem klar. Wir sind aber noch im Zeitplan, wenn auch knapp.“
Einen Erfolgstreffer, was die Gästeliste angeht, konnten sie aber schon landen. Finanz- und Heimatminister Markus Söder wird am Donnerstabend bei der Eröffnung zu Gast sein. Hurler: „Im September vergangenen Jahres haben wir angefragt und uns keine großen Chancen ausgerechnet. Dann haben wir aber schnell eine Zusage bekommen.“Der Grund: Solche Feste, die die Gemeinschaft im Dorf und unter den Dörfern fördern, gebe es nicht mehr oft.
Und genau darum geht es ja schon seit über vierzig Jahren beim „Spiel ohne Grenzen“. „Der Sinn und Zweck ist vor allem, den Zusammenhalt zwischen den Landjugenden zu fördern“, sagt Mesch. Denn während des Jahres habe man mit den anderen kaum etwas zu tun. „Die Landjugenden werden ja auch alle auf dem Sportplatz zelten. Das hat schon etwas von einem Festival“, sagt Mesch, grinst und macht sich wieder an die Arbeit. Denn in eineinhalb Monaten muss alles klappen.